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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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genauso instinktiv aus dem Weg zu gehen, wie andere Aasfresser es bei in der Nahrungskette höher stehenden Räubern taten; Spinnen allerdings fehlte dieser Instinkt. Vielleicht hielten sie uns aber auch für entfernte Verwandte. Hey, unsere Spezies ernährten sich beide von Blut, und obwohl ich keine Arachnoiden zum Weihnachtsessen eingeladen hätte, konnte ich die Gemeinsamkeiten doch nicht ignorieren.
    »Wenn eins von diesen haarigen Viechern mich auch nur berührt , bin ich weg«, murrte Tyler.
    Ich gab keine Antwort. Diese Fixierung auf Spinnen war nur Tylers Art, mit seiner Angst vor dem anderen, weit gefährlicherem Aspekt dieses Höhlenbesuchs umzugehen. Die Falle war endlich fertig, da ich aber keine Macht mehr über die Geisterwelt hatte, brauchten wir ein Medium, um Kramer herbeizurufen. Da war Tyler gefragt. Er wedelte sich zwar ständig eingebildete Spinnen von den Schultern, folgte mir aber unbeirrt immer tiefer in die Dunkelheit.
    »Keine Ahnung, warum die anderen so sauer sind, dass sie im Wohnmobil warten müssen«, murrte Tyler theatralisch weiter. »Ich würde liebend gern mit ihnen tauschen.«
    »Du siehst ständig Geister. Die meisten aus dem Team haben noch nie ein ausgewachsenes Gespenst zu Gesicht bekommen, und das nach Jahren als Forscher.«
    »Das hier wollen sie nicht sehen«, gab Tyler diesmal vollkommen ernst zurück.
    Ganz meine Meinung. Deshalb gingen ja auch nur Bones, Tyler und ich in die Höhle. Chris hatte unbedingt dabei sein wollen, da es für ihn die Krönung eines Jahrzehnts theoretischer Planung gewesen wäre, mit eigenen Augen zu sehen, ob seine Erfindung einen so machtvollen Geist auf Dauer gefangen halten konnte. Wir waren übereingekommen, dass er am Höhleingang warten sollte, damit er uns gleich folgen konnte, wenn keine Gefahr mehr drohte. Die übrigen Teammitglieder warteten in zwei Wohnmobilen, die etwa einen Kilometer entfernt von der Höhle am Straßenrand parkten.
    So kurz bevor es ernst wurde, bereute ich, dass ich Chris und das Team nicht noch weiter weggeschickt hatte. Ging unser Plan nicht auf, würden wir es mit einem äußerst wütenden Gespenst zu tun kriegen. Hoffentlich würde der Salbei, den wir bereits angezündet hatten, Kramer veranlassen, sich über die nächste Ley-Linie zu verpissen, falls alles den Bach runterging, aber Hoffnung war keine Garantie. Daher führte Chris ebenfalls Salbei mit sich, und auch in den beiden Wohnmobilen kokelte das Zeug in kleinen Keramiktöpfchen vor sich hin. Außerdem war noch meine Mutter dort, bereit, etwaige Verletzungen zu kurieren, wenn alle Sicherheitsvorkehrungen sich als nutzlos erwiesen.
    Als ich Bones sagte, dass Madigan wahrscheinlich die Hotels nach uns absuchen würde, da wir uns im Haus nicht mehr hatten blicken lassen, hatte er zwei Wohnmobile beschafft, die uns als fahrbares Hotel dienen sollten. Die Fahrzeuge kamen von seinem alten Freund Ted, waren also nicht gemietet und somit für Madigan nicht ausfindig zu machen – und wie ich Ted kannte, waren die Fahrzeuge auch nicht auf legalem Weg beschafft worden. Die letzten paar Tage, während wir alle fieberhaft an der Fertigstellung der Falle gearbeitet hatten, blieb auch mein Handy ausgeschaltet. Verlief alles nach Plan, würde ich es wieder einschalten und selbst aus dem Untergrund auftauchen können, wenn Kramer in der Falle saß und wir alle heil aus Ohio verschwunden waren. Madigan würde zugeben müssen, dass er mir nachspioniert hatte, wenn er mir eine Standpauke wegen meines erfolgreichen Abtauchens halten wollte, und ich glaubte kaum, dass seine Arroganz das zuließ.
    Vielleicht schnüffelte er mir auch gar nicht hinterher. Womöglich hatte Madigan nicht mal mehr einen Gedanken an mich verschwendet, seit er mich aus dem Stützpunkt geworfen hatte. Von Don hatte ich noch immer nichts gehört. Ich hatte keine Ahnung, warum er so überzeugt war, dass Madigan etwas Böses im Schilde führte, und auch wenn ich ihn auf den Tod nicht ausstehen konnte – Madigan hatte mir keine Anhaltspunkte geliefert. Er schien sehr interessiert daran zu sein herauszufinden, ob es fühlende Geister gab, aber jeder ehemalige CIA -Agent würde die Aussicht auf unsichtbare Spione faszinierend finden. Ja, Madigan war ein voreingenommener Mistkerl, der Tate übel mitgespielt hatte, aber wenn Intoleranz und Karrieregeilheit ein Verbrechen gewesen wären, hätte es in diesem Land noch viel mehr Gefängnisse geben müssen.
    »Ich höre sie, sie sind fast da«, rief Bones, der

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