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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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der anderen gleich noch einmal zuschlug und das Räuchergefäß, das ich noch immer umklammert hielt, in Kramers Visage zu Bruch ging.
    Kramer löste sich in Luft auf, bevor die Glasscherben auf den Verandaboden fielen. Dann allerdings explodierten Schmerzen in meinem Bauch, und ich wusste, dass er nicht weit war. Ich wich zurück, stieß in meiner Eile gegen den Türrahmen und schnappte mir eine Handvoll des brennenden Salbeis, bevor Kramer noch einmal zuschlagen konnte. Oder die Veranda Feuer fing, was sogar noch schlimmer gewesen wäre.
    »Würdest du vielleicht aus der Tür gehen, wenn du fertig bist, mit dem Arschloch zu spielen? Oder muss ich dich erst k.o. schlagen?«, hörte ich eine Stimme mit britischem Akzent sagen.
    Ich war so auf Kramer konzentriert gewesen und hatte auf das Erscheinen der verräterischen dunklen Wirbel oder – noch besser – eine zweite Chance gelauert, ihm abermals eins in die vorübergehend körperlich manifestierte Fresse zu hauen, dass ich darüber alles andere vergessen hatte. Ian kam über das verwilderte Bohnenfeld geschlendert und hatte mit einer Hand meine Mutter fest am Oberarm gepackt; in der anderen hielt er einen großen Packen kokelnden Salbeis. Er musste mit ihr hergeflogen sein. Gut so, denn wäre er gefahren, hätte Kramer in dieser Nacht ein weiteres Auto zum Zerlegen gehabt.
    »Kramer ist hier draußen«, warnte ich die beiden, mich umsehend, ohne erkennen zu können, wohin der Geist sich verpisst hatte.
    Ian schnaubte. »Und genau deswegen musst du von der Tür weg.« Damit hob er meine Mutter empor und schoss auf die Tür zu wie eine Kanonenkugel. Ich trat gerade noch rechtzeitig zur Seite, um nicht umgepflügt zu werden.
    »Hände weg von mir«, zischte meine Mutter, als sie wieder in der Senkrechten war.
    »Jetzt gern«, antwortete Ian und ließ sie los. Sie trat ein paar Schritte zurück, aber Ian wischte sich nur ein paar Staubkörnchen von der Kleidung, als kümmerte ihn das nicht. Dann sah er sich in dem um, was einst ein Wohnzimmer gewesen war und dank der überall verstreut liegenden Matratzen, Bretter, Äste und Autoteile jetzt eher an einen Schrottplatz erinnerte.
    »Ich muss schon sagen, Gevatterin, hier sieht es fast so übel aus wie da, wo ich aufgewachsen bin. Hat das alles dieser verdammte Geist angerichtet?«
    »Genau der«, antwortete ich trocken. Kramer fing gerade an, die Störung mit einer neuen Schimpftirade zu quittieren, womit er verriet, dass er noch auf der Veranda war. Ian und meine Mutter waren aber sicher nicht gekommen, weil wir ihnen so fehlten, irgendetwas musste also vorgefallen sein. »Gehen wir in den Keller, da haben wir ein bisschen mehr … Privatsphäre.«
    Als Ian mir ein Grinsen schenkte, war ich zwar erleichtert, weiße, gerade Zähne zu sehen, hätte aber gleich merken müssen, dass etwas Durchtriebenes in diesem Grinsen lag.
    »Ich hab’s zwar schon mit Müttern und Töchtern gleichzeitig getrieben, aber du bist Crispins Frau, da muss ich leider passen.«
    »Du bist so ein Schwein !«, rief meine Mutter und sparte mir so die Mühe, es selbst auszusprechen.
    Wieder ertönte von der Veranda her ein englisch-deutscher Wortschwall. Wie es aussah, fand Kramer auch, dass Ian ein Schwein war. Da waren wir ausnahmsweise mal einer Meinung.
    »Tschüssi, Arschloch«, rief ich dem Geist zu. Damit schlug ich dem unaufhörlich zeternden Kramer die Tür vor der Nase zu und machte eine einladende Handbewegung in Richtung Ian. »Komm mit. Unten kannst du Bones und mir erzählen, was du außer Zoten sonst auf Lager hast.«
    »Oh, das sage ich dir gleich«, antwortete Ian freundlich. »Deine liebe Mutti hat versucht, eine der Frauen auszusaugen, die ihr retten wollt.«

28
    Jetzt, wo wir zu viert darin standen, wirkte der Keller viel kleiner. Tyler saß am oberen Ende der Treppe, die Tür einen Spaltbreit geöffnet, damit er genug frische Luft zum Atmen hatte. Ganz aufmachen konnte er sie nicht, weil ein gewisses neugieriges Gespenst nichts von unserer Unterhaltung mitbekommen sollte.
    Ich musste meine Mutter nicht fragen, ob Ian die Wahrheit sagte. Der schuldbewusste Ausdruck, der über ihr Gesicht glitt, als Ian das Unglaubliche aussprach, reichte mir. Ich wollte nur noch eine einfache Frage stellen, sobald wir alle im Keller waren.
    »Was zum Teufel ist passiert , Mom?«
    »Es war ein Versehen«, murmelte sie, nicht mich, sondern die Holzwand anstarrend. »Es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Doch, wird es. Und wenn du nächstes Mal

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