Verlockung
ich aufschreckte. Verdattert blickte ich in Thunders Gesicht. Nun erst erkannte ich, dass sowohl Shadow, als auch Céleste bei ihr standen.
„Sag mal, wo warst du? Was ist passiert? Wir sind fast ausgeflippt vor Sorge? Keiner weiß was los ist. Alle machen ein riesen Geheimnis darum und nun bist du auf einmal wieder da!“, sagte Thunder aufgebracht.
„Jetzt lass sie erst mal wach werden“, beschwichtigte Céleste sie.
„Hat man euch nichts gesagt?“, hakte ich verwundert nach.
„Nur, dass es einen Unfall gab, in den du, Night und Duke verwickelt waren. Mehr nicht“, erklärte Thunder. „Du kannst dir sicher vorstellen, was bei uns los war, als nur Duke wieder aufgetaucht ist. Allerdings schweigt er ausnahmsweise mal wie ein Grab.“
Ich seufzte. Irgendwie wunderte es mich nicht, dass er sonst niemanden von der Sache erzählt hatte. Immerhin würde ihm von den anderen Schülern kaum einer Glauben schenken, dazu war sein Ruf einfach zu schlecht.
Meinen Freundinnen würde ich natürlich alles erzählen und da Thunder mich bereits drängte, begann ich meinen Bericht von Neuem. Auch von der schrecklichen Befragung beim Direktor ließ ich kein Detail aus. Die Mienen der anderen schwankten zwischen Fassungslosigkeit, Erstaunen und Wut. Als ich auch noch die Strafen erwähnte, verzogen sie mitleidig das Gesicht.
„Das ist verdammt hart“, murmelte Shadow.
„Vor allem das mit dem Brennzauber“, fügte Thunder hinzu.
„Ihr kennt den Zauber?“, fragte ich.
Die drei nickten langsam. „Es ist einer der Strafzauber. Er wird zum Beispiel in Gefängnissen benutzt“, erklärte Shadow langsam.
„In Gefängnissen?!“ Wie kam der Direktor dazu eine Strafe an einem Schüler zu benutzen, die sonst nur Verbrechern zuteilwurde.
„Und was passiert dabei?“
„Man sucht sich eine Stelle am Körper des Delinquenten aus. Dazu noch einen Zeitrahmen wie zum Beispiel alle fünfzehn Minuten. So wird dann alle fünfzehn Minuten genau die Stelle verbrannt, so als wäre die Haut mit Feuer in Kontakt. Du kannst dir sicher vorstellen, dass das unglaublich schmerzhaft ist. Zumal die Verbrennung nur soweit verheilt, dass es zu keinen schweren Schäden kommt“, sagte Shadow.
Ich konnte mir lebhaft vorstellen, was das hieß.
„Du kannst dagegen nichts tun“, wandte Céleste ein, die meinen Gesichtsausdrück richtig gedeutet hatte „In unserer Welt ist es erlaubt Strafen durchzuführen, auch an Schülern. Ich streite nicht ab, dass das schmerzhaft und unangemessen ist, aber dagegen kommst du nicht an. Mischst du dich ein, wird es eher noch schlimmer.“
Damit hatte sie wohl leider Recht. Dennoch machte es die Sache nicht besser. Selbst als ich mich für den Unterricht fertig machte, konnte ich an nichts anderes mehr denken.
Die Woche verging langsam. Jeder Tag zog sich zäh in die Länge. Ich schlief schlecht, war im Unterricht unaufmerksam und meistens mit meinen Gedanken ganz woanders. Erst gegen Ende der Woche besserte sich meine Laune, als ich Night endlich wiedersah. Ich war so erleichtert, als er plötzlich, zusammen mit seinen Freunden, im Gang stand. Natürlich umringten ihn sofort unzählige Mädchen, die ihn mit Fragen bombardierten. Für mich bestand darum keine Möglichkeit mit ihm zu sprechen. Aber es schien ihm gut zu gehen und er war endlich wieder hier.
In den nächsten beiden Wochen ergab sich nicht ein einziges Mal die Chance, dass ich mit Night alleine hätte reden können. Zudem hatte ich auch keine weitere Nachhilfestunde mehr bei ihm gehabt, was mir besonders leid tat, aber wir waren einfach noch nicht dazu gekommen, einen neuen Termin auszumachen.
Da ich nicht an Night heran kam, beschloss ich es eben bei Sky zu versuchen. Dazu ergab sich auch bald eine Gelegenheit.
Ich traf ihn, zusammen mit Saphir. Sie waren offensichtlich auf dem Weg zur nächsten Stunde. Ich wollte gerade auf sie zu gehen, als sich ihnen zwei andere Mädchen in den Weg stellten.
„Hallo“, grüßte die eine. Sie schien etwas wagemutiger zu sein, denn ihre Begleiterin hielt sich zurück und machte auch einen ziemlich verschüchterten Eindruck.
„Wir wollten etwas wegen Night fragen“, fuhr sie fort.
„Ich geh dann mal“, erklärte Saphir mit einem neckischen Lächeln und klopfte Sky auf die Schulter.
„Hey bleib gefälligst hier“, zischte er ihm nach.
„Ach, das schaffst du doch auch allein“, war alles, was sein grinsender Freund ihm zurief.
Sky seufzte und blickte die beiden an. Er schien
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