Verlockung
bisschen zu schlafen.“
Wieder nickte ich und sah Night hinterher, wie er davon eilte, um einen Lehrer zu informieren.
Man hatte die restliche Nacht mit Suchen verbracht, doch nichts gefunden. Keinerlei Spur von einem Dämon. Ich schämte mich einerseits für diesen Aufruhr verantwortlich zu sein, andererseits war da noch immer ein Teil in mir, der darauf beharrte, mich nicht geirrt zu haben. Nur, warum hatte der Dämon die Schule dann nicht angegriffen?
Gedankenversunken drehte ich die Nudeln auf meine Gabel. Alles nur Einbildung… Durch diesen wirren Traum, die Informationen, die ich davor gelesen hatte, war ich einfach zu aufgebracht gewesen und hatte Realität nicht mehr von Fiktion unterscheiden können.
„Denkst du noch immer an letzte Nacht?“, fragte Shadow.
„Das nächste Mal holst du mich gefälligst! Ich fass es einfach nicht, dass du den Mytha Dämon triffst und mich schlafen lässt. Ich hätte dem Teil zu gerne in seinen knöchrigen Hintern getreten“, knurrte Thunder.
„Du weißt doch, dass sie nichts gefunden haben. Hör also auf ihr weiterhin einzureden, ihr Traum wäre Wirklichkeit gewesen“, mahnte Céleste.
„Schon gut, ich weiß es ja selbst“, erklärte ich und legte die Gabel, in den noch vollen Teller. „Mir geht das ganze eben einfach nicht aus dem Kopf. Ich war mir so sicher und bin es mir im Grunde noch immer.“ Jetzt war es raus. Sollten sie dazu sagen, was sie wollten, doch ich war nicht länger dazu bereit mir irgendwelche Dinge einreden zu lassen.
Statt einer Antwort, blickte Shadow auf ihre Armbanduhr. „Musst du nicht langsam los?“
Tatsächlich! Ich war spät dran. Ich stand auf und hastete zur Nachhilfe.
Night hatte bereits Stühle an den Tisch gestellt und wartete offenbar auf mich.
„Hallo“, begrüßte ich ihn, ein wenig außer Atem.
„Wie geht’s dir? Hast du die Nacht gut überstanden?“, fragte er.
Ich setzte mich zu ihm und überlegte, was ich antworten sollte. „Ja, ich denke schon.“ Ich spürte seinen zweifelnden Blick, doch schließlich gab er nach. „Ok, dann fangen wir mal an. Schließ die Augen und versuch wieder die Magie in deine Hand zu leiten.“
Ich kam seiner Aufforderung nach. Minuten verstrichen, doch ich konnte das Licht nicht finden. Alles, was ich sah, war Dunkelheit aus der sich nach kurzer Zeit eine Gestalt löste. Graue, fahle Haut… lange, dürre Arme… Krallen, die aufblitzten und schwarze, seelenlose Augen…
Plötzlich spürte ich eine Hand auf der meinen. Die Wärme war angenehm und half dieses stechende Gefühl zu verjagen, das sich bereits wieder um mich zu schlingen begann.
„Willst du mir nicht doch erzählen, was los ist?“
Ich schlug meine Augen auf und sah zögernd in sein Gesicht. Wieder mal ein Blick, dem ich mich nicht entziehen konnte und dem es gelang, das aus mir heraus zu kitzeln, was mir auf der Seele lag.
„Ich weiß, dass mir keiner glaubt und ich würde es an deren Stelle wahrscheinlich auch nicht“, ich holte tief Luft. „Dennoch, ich weiß, was ich gesehen habe. Es war weder ein Traum, noch Einbildung. Der Dämon war da.“
Nun wartete ich auf eine Reaktion. Leider ließ sich diese nicht von seinem Gesicht ablesen. Was mochte da nur hinter dieser wundervollen Stirn vor sich gehen? Suchte er nach Worten, um mir schonend beizubringen, dass auch er an meinen Worten zweifelte?
„Ich glaube dir“, sagte er schließlich.
Er lächelte charmant, als er mein Erstaunen bemerkte. „Ich hab zwar weder eine Erklärung dafür, warum man keine Spuren des Dämons finden konnte, noch weshalb er hier war oder gar die Schule verschont hat. Aber ich bin sicher, dass du dich nicht geirrt hast. Die Lehrer und der Direktor wollen sich nur nicht mit dem Gedanken auseinander setzen müssen, dass ihre Sicherheitsmaßnahmen und sie selbst gleich mit versagt haben.“
Schweigend senkte ich den Blick gen Boden. Äußerlich schien ich zwar ruhig zu sein, doch in meinem Inneren raste alles durcheinander. Glück, weil Night mir glaubte und ich mich von ihm verstanden fühlte… Wut, da mir sonst niemand auch nur zuhören hatte wollen… Angst, denn die Gefahr war nun beinahe greifbar.
Wir hingen noch eine Weile unseren Gedanken nach, überlegten hin und her, kamen jedoch zu keinem Ergebnis. Schließlich entschlossen wir uns doch noch mit den Übungen zu beginnen. Mir gelang es zwar das Licht zu sehen und einen kleinen Teil in meine Hände zu lenken, allerdings war es ein lausiges kleines
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