Verlockung
Wurzeln zu sehen. Es hatte sich aber gelohnt. Gegen Ende war ich um einiges besser geworden.
„Ok, ich denke das reicht für heute“, sagte Shadow und streckte sich müde.
Auch eine Gruppe von Mädchen am Nebentisch war gerade dabei ihre Sachen zusammen zu räumen.
„Und wem wirst du was zum Valentinstag schenken?“, fragte die eine neugierig.
„Ich will unbedingt Schokolade für Night machen. Ich hoffe er freut sich darüber. Vielleicht schreibe ich noch eine Nachricht auf die Verpackung“, sie kicherte verlegen. „Und du?“
„Oh, ich hab auch was ganz tolles für ihn vor. Ich hab mich bereits für die Küche eingetragen. Das wird sicher klasse.“
Valentinstag, schoss es mir durch den Kopf. Ich hatte bereits von den Sitten in Necare gehört, die diesen Feiertag betrafen: Die Mädchen schenkten den Jungs, die sie liebten oder auch nur mochten, Schokolade und Pralinen. Allerdings reichte es hierbei nicht diese einfach zu kaufen. Die, die etwas auf sich hielten fertigten sie selbst an. Ich seufzte bei diesem Gedanken. Sollte ich für Night auch etwas machen? An seinem Geburtstag hatte er alle Geschenke weggeworfen. Natürlich auch Schokolade. Aber zählte nicht allein der Gedanke? Klar, wäre es schade, wenn meine ebenfalls im Müll landen würde. Dennoch könnte er sehen, dass ich an ihn gedacht hatte. Zudem wäre es eine Gelegenheit, bei der ich endlich aktiv werden konnte. Außerdem wollte ich mich nochmals für die Hilfe in Moorsleben bei ihm bedanken. Je länger ich darüber nachdachte, desto sicherer wurde ich in meinem Entschluss.
„Kommst du?“, fragte Shadow, als ich noch immer in Gedanken versunken auf meinem Stuhl saß.
Ich nickte und folgte den dreien. Nach einer Weile wandte ich mich leise an Céleste.
„Weißt du, wie das funktioniert, wenn man etwas backen oder kochen möchte. Man kann das doch in der Schulküche tun, oder?“
Zuerst blickte sie mich verwundert an, doch dann hellte sich ihr Gesicht auf. „Oh, du willst etwas für den Valentinstag machen! Das ist ja toll! Ist es für Night?“
Erschrocken blickte ich mich um. Zum Glück hatte das niemand gehört. Nun ja, fast niemand…
„Oh Mann, das auch noch“, ächzte Thunder entsetzt. „Musst du eigentlich jeden Blödsinn mitmachen? Ich verstehe nicht, wie man sich stundenlang für irgend so einen Kerl in die Küche stellen kann?! Und für was?!“, brüllte sie entrüstet. „Dass man einen Monat später eine dumme weiße Rose bekommt? Das ist es auf keinen Fall wert.“
Am vierzehnten März, also ein Monat nach Valentinstag, war der sogenannte White Day. Im Grunde war das der Tag, an dem sich die Jungs für die Schokolade bei den Mädchen bedankten, indem sie ihnen etwas Weißes überreichten. Vornehmlich handelte es sich um weiße Rosen, die man an diesem Tag in der Schule kaufen konnte. Natürlich war es noch viel besser, wenn man ein individuelles weißes Geschenk bekam.
„Warum willst du das überhaupt machen?“, hakte Thunder nach. „Night wirft sie doch ohnehin weg und am White Day wirst du auch nichts von ihm bekommen. Das hat er noch nie gemacht. Also für was der Aufwand?!“
„Ich möchte mich einfach bei ihm bedanken. Immerhin hat er mir in Moorsleben das Leben gerettet und zudem gibt er sich enorm viel Mühe mit der Nachhilfe.“
Thunder verdrehte die Augen. „Reicht da nicht eine Karte? Oder auch nur ein feuchter Händedruck? Musst du ihm gleich so deutlich machen, dass du hinter ihm her bist?“
„Das werde ich nicht. Ich sag ihm schon, dass es als Dankeschön gemeint ist, “ brummte ich zurück.
„Lass sie doch machen“, wandte Shadow ein. „Allerdings ist es verdammt fraglich, ob das noch klappt. Vor solchen Tagen ist die Küche immer komplett ausgebucht. Ob du da noch einen Platz bekommen wirst?“
„Nachschauen kannst du auf jeden Fall“, munterte Céleste mich auf. „Du weißt ja wo die Küche ist. Dort hängt an der Türe ein großer Aushang, wo man sich eintragen kann. Am besten du gehst so schnell wie möglich dorthin.“
Ich nickte, auch wenn Schadows Worte mich zweifeln ließen. Warum war ich nicht eher auf die Idee gekommen? Es waren nur noch zwei Tage bis Valentinstag. Bestimmt hatten sich die meisten bereits eingetragen. Dazu kam, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich die Schokolade herstellen sollte. Das hieß, ich musste erst mal so etwas wie ein Rezept finden.
Dennoch wollte ich erst einmal nachsehen, wie es um einen Platz in der Küche stand. Ich rannte schnell die
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