Verlockung
dieses Buch für dich gegeben. Da stehen die Standard Sprüche drin.“ Er reichte mir ein altes Buch, in braunem Ledereinschlag. Danach zog er einen Zettel hervor. „Es sind zwanzig verschiedene Sprüche, die er von dir verlangt.“
„Sind sie sehr kompliziert?“
Night zögerte, doch er entschloss sich dann wohl für die Wahrheit. „Nun ja, wenn du deine Kräfte im Griff hättest, müsstest du für manche ein wenig üben, aber es wäre kein großes Problem. Ohne aber… dürfte es etwas schwerer werden.“
„Klasse.“
„Gib nicht schon jetzt auf, ok?“
Ich seufzte, nickte aber schließlich. „Und was sollen wir jetzt machen?“
„Am besten wir beginnen zu üben. Versuchen wir einen Schwebezauber.“
Er nahm noch einmal das Buch zur Hand, um nach der richtigen Seite zu suchen. Schließlich legte er es wieder vor mich hin.
Ich las die Sätze, die dort standen und verzog das Gesicht. Den Spruch selbst verstand ich nicht. Er war in einer sehr seltsamen Sprache geschrieben und zog sich über eine viertel Seite. Wenn alle Sprüche so lang und kompliziert waren, würde ich alle Mühe haben, diese auswendig zu lernen.
„Du musst den Zauber immer wieder in Gedanken aufsagen, dann konzentrierst du dich auf den Gegenstand, den du schweben lassen willst. Je mehr Magie du benutzt, desto leichter wird es für deinen Geist ihn anzuheben. Zu Beginn wird er sich noch sehr schwer anfühlen, aber wenn du den Bogen raus hast, wird es leichter.“
Night erhob sich, kramte in etlichen Schubladen herum und zog schließlich eine Tischdecke heraus, die er in einer davon gefunden hatte. Er reichte sie mir und setzte sich wieder.
„Bereit?“
Ich nickte, streckte die Hand aus und konzentrierte mich auf die Decke. Immer wieder ging ich die komplizierte Formel im Kopf durch. Wort für Wort sprach ich im Geist, doch es geschah einfach nichts. Trotz allem spürte ich die Anstrengung. Meine Hand begann zu zittern und die Muskeln verkrampften allmählich. Ich fühlte, wie etwas alle Kraft aus mir heraussaugte, bis ich schließlich die Hand senken musste.
„Tut mir leid“, entschuldigte ich mich erschöpft.
„Ist schon gut“, sagte er aufzumunternd. „Es ist sehr anstrengend, wenn man die Magie noch nicht richtig im Griff hat. Aber lass dich davon nicht entmutigen.“
Nach einer kurzen Pause, in der ich mich etwas erholen konnte, versuchte ich es erneut. Allerdings bewegte sich die Decke auch weiterhin nicht.
„Ich hasse langsam diese verdammte Magie!“, zischte ich. In den letzten Wochen hatte ich so viel geübt, etliche Nachhilfestunden bei Night gehabt, doch noch immer konnte ich nichts schweben lassen. Wenn ich schon diesen Zauber nicht zustande brachte, wie sollte ich da noch neunzehn andere lernen?
Meine Freundinnen waren bemüht mich zum Üben zu ermutigen und standen mir tatkräftig zur Seite. Allerdings gelang es mir auch dabei nicht die Gegenstände, und seien sie noch so leicht, auch nur einen Millimeter anzuheben.
„Jetzt verfluch nicht auch noch die Magie“, sagte Thunder. „Schimpf lieber auf Herrn Smith, der hat dir das immerhin eingebrockt.“
„Du solltest versuchen auf andere Gedanken zu kommen“, sagte Céleste. „Wenn du dir solchen Druck machst, funktioniert das nie. Denk mal an etwas anderes. Lenk dich ab. Hast du eigentlich überhaupt mitbekommen, dass heute White Day ist? Ich dachte, du wärst heute den ganzen Tag nervös und würdest hoffen, dass Night dir etwas schenkt?“
In der Tat hatte ich das vollkommen vergessen. Erst jetzt bemerkte ich auch die vielen Jungs, die weiße Rosen beim Sekretariat kauften und damit zu ihrer Liebsten eilten. Ich seufzte. Night würde mir auf keinen Fall etwas schenken. Ich wusste ja, dass er das noch nie getan hatte. Und selbst wenn, würde es nicht das bedeuten, was ich mir so sehr wünschte.
Dennoch war ich nervös, als ich am Abend zur Nachhilfe ging.
„Hallo“, begrüßte ich ihn.
Er lächelte so verführerisch, dass mein Puls sofort zu rasen begann. Ich setzte mich neben ihn. Noch immer löste es ein unwiderstehliches Kribbeln in mir aus, wenn ich so nah bei ihm war. Ich konnte seine Wärme spüren, seinen Duft riechen…
„Ok, willst du es versuchen?“, fragte er und riss mich damit aus meiner Träumerei. Vor mir lag ein kleines Stück Stoff. Ich nickte und sprach den Zauber in Gedanken nach. Inzwischen konnte ich ihn doch tatsächlich auswendig. Als meine Hand zitterte, hörte ich auf.
„Das wird nichts.“
„Dann
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