Verlockung
weitere Möglichkeit gibt. Es existiert eine Flüssigkeit, mit denen Dämonen, auch ohne eines der Tore, die Welten wechseln können. Sie nennt sich Goldene Essenz. Sie ist sehr selten und nur ranghöchste Dämonen dürfen sie ihr Eigen nennen.“
Sie ließ ihren Blick kurz über uns schweifen und fuhr schließlich fort: „Mit dieser Flüssigkeit wäre es uns ebenfalls möglich in ihre Welt zu gelangen. Darum suchen wir einen Weg an sie heran zu kommen oder herauszufinden, wie man sie herstellt.“
Jeder in der Klasse war vollkommen fasziniert und zugleich verwundert, dass sie so frei über die Erkenntnisse der Radrym berichtete. Natürlich war diese Stunde darum etwas besonderes, allerdings hatte Orion auch eine ganz besondere Art, die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer zu bannen und jeden zu fesseln.
„Vor etwa 865 Jahren tobte der letzte Krieg in unserer Welt. Es war kurz nachdem Velmont zum Kaiser der Dämonen gekrönt worden war. Sie fielen daraufhin in Necare ein, wo es zu einem drei Jahre andauernden Krieg kam. Schließlich gelang es unserer Seite den entscheidenden Schlag zu tun und die Dämonen mussten sich zurückziehen. Sicher kam uns dabei zugute, dass in Incendium ein Kampf um die Krone ausgebrochen war, der bis heute andauert. Dies ist eine Chance, die wir uns nicht entgehen lassen können. Solange sie sich gegenseitig bekämpfen, müssen wir uns rüsten und einen Weg in ihre Welt finden. Es wäre die perfekte Gelegenheit, allerdings fehlt uns dazu leider die Goldene Essenz. Natürlich arbeiten die Radrym unentwegt daran sie schnellstmöglich zu erforschen, zu rekonstruieren oder einen anderen Weg zu finden, den Dämonen letztendlich zuvorzukommen.“
In diesem Moment läutete es, doch alle blieben wie gebannt auf ihren Plätzen sitzen. Erst als Orion lächelnd erklärte: „Ihr könnt gehen, die Stunde ist beendet“, setzten wir uns allmählich in Bewegung.
„Ach ja, Gabriela, könntest du noch kurz bleiben?“
Sofort beschlich mich ein ungutes Gefühl. Was wollte sie von mir? Ging es um meinen Vater? Mit sehnsüchtigen Blicken sah ich meinen Freundinnen hinterher, die den Raum ungehindert verlassen konnten.
Als wir alleine waren, wandte sie sich mir freundlich zu: „Es freut mich, dich kennenzulernen.“
Ich ahnte nichts Gutes. Wenn die Unterhaltung so begann, konnte das nur in eine Richtung führen. Darum fragte ich frei heraus: „Geht es um meinen Vater?“
Die Frau lächelte. „Du willst also nicht um den heißen Brei herumreden. Gut, das gefällt mir. Also frei heraus: Ja, das stimmt.“ Sie seufzte kurz, fuhr dann aber fort: „Ich weiß nicht genau, was zwischen deinem Vater und dir vorgefallen ist. Fest steht jedoch, dass es ihm offenbar zu schaffen macht. Er hatte wohl mehrfach überlegt dir zu schreiben, doch letztendlich ist er zu dem Entschluss gekommen, dass es besser ist, noch einmal persönlich mit dir zu sprechen. Er möchte dies jedoch nicht hinter deinem Rücken beschließen, weshalb er mich bat, dich um ein Treffen zu bitten.“
Ich zögerte. Einerseits war ich weiterhin nicht allzu gut auf ihn zu sprechen, andererseits war er mein Vater und ich wollte keinen endgültigen Bruch riskieren. Wahrscheinlich wäre es besser sich wenigstens anzuhören, was er zu sagen hatte, weshalb ich nach einigem Zögern schließlich zustimmte.
„Das wird ihn sehr freuen. Ich werde mich bei dir melden, sobald ich weiß, wann er dich besuchen kommen wird.“
Damit war das Gespräch beendet und ich konnte zu den anderen zurück.
Einige Tage später stand die nächste Stunde in Dämonologie und Accores an, worauf wir uns zwar alle freuten, aber Thunder in ihrer Euphorie nicht das Wasser reichen konnten.
„Orion ist unglaublich“, schwärmte sie. „Sie ist eine äußerst geschickte Kämpferin und kann zudem mit dem Bogen umgehen wie kein anderer.“
„Ja, wir wissen es langsam“, erwiderte Shadow seufzend. Es war nicht Thunders erste Lobeshymne auf die Venari, so dass wir schon zu genüge über deren Vorzüge informiert worden waren.
Ich konnte darüber nur amüsiert lächeln. Ich fand es eigentlich ganz schön, dass sie sich so begeistert über etwas zeigte. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Erstaunt sah ich mich um und erblickte Faith.
„Oh, hallo“, ich sah sie überrascht an.
„Wir gehen schon mal weiter“, erklärte Shadow und schob die anderen mit sich.
„Ich wollte mich bei dir bedanken“, sagte sie.
„Wofür?“
Faith lachte mit ihrer
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