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Verlockung

Verlockung

Titel: Verlockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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nicht machen können.
    „Jetzt pack schon weiter aus“, drängte Thunder, während sie die leeren Teller beiseite räumte.
    „Ich glaube das ist von deiner Mutter.“ Céleste reichte mir das Geschenk.
    In dem Päckchen waren ein paar Bücher und Geld.
    Thunder betrachtete die Scheine argwöhnisch. „Damit kannst du hier aber nichts anfangen. Wenn du was kaufen möchtest, gehst du am besten ins Sekretariat. Dort wechseln sie es dir.“
    Ich nickte und tat die Geschenke beiseite. Nur am Rande registrierte ich, dass ich auch in diesem Jahr nichts von meinem Vater bekommen hatte.
    „Das ist von mir“, sagte Shadow und reichte mir ein kleines Päckchen, das in schwarzen Samt gehüllt war. Langsam öffnete ich es und fand darin ein hübsches silbernes Armband mit schwarzen Perlen. Es war äußerst filigran gearbeitet und glänzte im Licht.
    „Die Perlen wechseln alle paar Stunden die Farbe.“
    „Danke, das ist richtig toll!“
    „Nicht so schnell, das Beste kommt noch“, unterbrach Thunder uns. Ihr Geschenk war recht klein und ziemlich flach. Auf den ersten Blick dachte ich an eine CD. Als ich es geöffnet hatte, verschlug es mir erst einmal die Sprache. Es war ein Foto. Ein Foto von Night! Es sah aus, als befände er sich in einer Umkleidekabine. Da erkannte ich auch die schwarze Hose, die zur Spielerkleidung der Invincible Wolves gehörte. Es musste tatsächlich in deren Umkleidekabine aufgenommen worden sein. Night stand direkt vor der Kamera und war gerade dabei das Trikot über den Kopf zu ziehen. Er hatte es bis zum Schlüsselbein hochgezogen, so dass sein Oberkörper frei lag. Mir schoss sofort die Röte ins Gesicht. Er war überirdisch schön… Als betrachtete ich den Körper einer perfekt gemeißelten Figur. Die Haut schmiegte sich an die vollkommenen Formen und die Muskeln spannten sich verführerisch darunter… Samtweiche Haut, die nun makellos vor meinen Augen lag. Jeder Muskel war perfekt definiert. Am liebsten hätte ich die Finger auf das Foto gelegt, um die verlockenden Wölbungen nachzufahren. Ich konnte förmlich sehen wie sich beim Duschen darin die Wasserperlen sammelten, um dann langsam und anmutig an ihnen hinabzufließen. Was dachte ich da nur?! Mein Herz raste. Noch nie hatte mich ein Bild so durcheinander gebracht.
    „Na, wie gefällt es dir?“, riss Thunder mich aus meinen Gedanken.
    „Du hast echt eine verdammte Macke“, seufzte Shadow, als sie das Bild sah.
    „Ich fass es einfach nicht, dass du das gekauft hast“, fuhr Céleste sie an. „Du solltest so was nicht auch noch unterstützen. Diese Fotos werden immer heimlich gemacht, das weißt du doch.“
    „Jetzt sei mal nicht so. Es ist eine Ausnahme. Glaub bloß nicht, dass ich so was für mich kaufen würde.“
    „Die kann man kaufen?“, fragte ich verwirrt.
    „Ja“, ächzte Shadow. „Ein paar Mädchen versuchen heimlich welche von ihm zu machen; allerdings gelingt es ihnen nicht oft. Schaffen sie es aber doch fertigen sie Abzüge an und verkaufen diese. Wie man sieht, gibt es ja immer ein paar Gestörte, die dafür auch noch Geld hinlegen.“ Beim letzten Satz schlug sie Thunder gegen den Hinterkopf.
    „Au! Das ist ein tolles Geschenk. Außerdem war das richtig teuer!“, fluchte sie.
    „Wir sollten uns langsam für die Schule fertig machen“, erklärte Shadow, ohne auf das Geschrei von Thunder zu achten.
    Während die anderen sich anzogen, zitterte ich noch immer ein wenig. Ja, es war unmoralisch und ja man sollte so etwas nicht unterstützen. Dennoch legte ich es ehrfürchtig in mein Kästchen, in dem ich meine persönlichen Dinge aufbewahrte.
     
    In der ersten Stunde hatten wir Geschichte bei Herrn Koslow. Er war ein sehr kleiner Mann mit einer korpulenten, fast ausladenden Figur. Er lebte nur für die Geschichte. Vielleicht hatte er darum kaum einen Bezug zur Gegenwart. Sein Unterricht war jedenfalls äußerst trocken und öde. Es schien wirklich eher als führe er Selbstgespräche, denn ob und wer von seinen Schülern anwesend war, interessierte ihn nicht. Er stellte auch keinerlei Fragen, sondern leierte den Stoff herunter.
    „Im Jahre 291 versuchte das Heer der Ritscholds den Passana Berg zu überqueren“, leierte er in seiner Fistelstimme. „Zu Beginn umfasste das Heer etwa 3000 Mann; in Gerol kamen jedoch nur 1300 an. Die Schlacht begann am 25. September im Jahre 291 und dauerte drei Monate. Das geschwächte Heer war letztendlich jedoch nicht in der Lage, die sichere Festung von Gerol

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