Verlockung
endlich aufhören! Ich krallte mich weiter in den weichen Stoff und drückte mich daran. Erst jetzt wurde mir klar, was dieses Geräusch verursachte. Ich war es selbst, ich schrie noch immer. Plötzlich spürte ich Arme um mich und roch einen Duft, der mich davon trug. Endlich verstummte ich. Ich war in Sicherheit. Ich klammerte mich an den Körper und noch ehe die Stimme endlich zu mir durchrang, wusste ich längst, wer da bei mir war. Nur bei einem Menschen fühlte ich mich so sicher und geborgen.
„Es ist alles gut“, sagte Night und strich mir behutsam über den Kopf.
Ich atmete seinen unglaublichen Duft ein, spürte seine Muskeln unter dem Hemd an das ich mich krallte und wurde von seiner Wärme zärtlich umarmt. Ja, nun war alles gut. Das war mir schlagartig klar. Nun konnte mir nichts mehr geschehen.
Er spürte wohl, dass mein Zittern allmählich verebbte. Er streichelte mir noch einige Male sanft durchs Haar, dass wohlige Schauer durch mich hindurch strömten. Als ich wieder Herr meiner Selbst war, ließ ich ihn schweren Herzens los.
„Tut mir leid“, stammelte ich.
Er lächelte. „Das muss es nicht.“
„Verschwindest du nun auch gleich?“, fragte ich. Immerhin war es genauso mit meinen Freundinnen geschehen. Ängstlich blickte ich zu ihm auf.
„Ah, verstehe. Ihr habt Einsamkeit gewählt. Nein, ich verschwinde nicht“, erklärte er und lächelte unwiderstehlich dabei. „Der Zauber wirkt nur am Eingang. Hier weiter hinten im Gebäude, kann man sich wieder zusammentun, wenn man sich gefunden hat. Allerdings“, fuhr er fort „bin ich deinen Freundinnen bisher nicht begegnet.“
Ich nickte nur. Würde er mich nun alleine lassen? Wahrscheinlich wäre ich ihm ein Klotz am Bein, immerhin war dies ein Wettkampf.
Er lächelte mich unwahrscheinlich an, so dass mein Herz erneut ein paar Sprünge tat. Dazu streckte er mir seine Hand entgegen. Zögernd nahm ich diese; sie war warm, weich und doch stark. Ich schmolz unter seinem Griff dahin. Es war unglaublich, was es in mir auslöste seine Hand in der meinen zu spüren. Nicht nur, dass ich mich absolut sicher und geborgen fühlte, es breitete sich auch eine aufregende elektrische Spannung in meinem Körper aus. Feurige Funken stoben durch mich hindurch und ließen mir die Sinne schwinden.
Langsam folgte ich ihm. Ich konnte noch immer nicht fassen, dass er direkt neben mir war. So nah, dass ich seine Wärme spüren konnte. Seine Berührung schien sich in mein Innerstes zu brennen. Verführerisch war sie; verlockend und verheißungsvoll. Es war kaum auszuhalten, dieses wallende Gefühl, das mich schwindeln ließ. Ich musste mich ablenken. Langsam begann ich: „Du musst mich nur nach draußen bringen. Ich kann dort warten, bis Shadow und Céleste kommen. Ich hoffe, dass du bis dahin nicht allzu viel Zeit verloren hast.“
„Ach was. Du bleibst bei mir. Ist mir eh lieber, wenn ich nicht alleine hier rumlaufen muss. Wir können uns ruhig Zeit lassen. Mir ist das Spiel ohnehin egal.“
Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich lächelte erleichtert.
„Bist du auch zusammen mit deinen Freunden angetreten?“, fragte ich weiter.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, Sky verdonnert uns jedes Jahr zu diesem Mist. Jeder von uns muss alleine losziehen, damit wir möglichst viele Preise abräumen.“ Er grinste mich verschwörerisch an. „Er ist immer hinter den Gutscheinen her, die es für die vordersten Plätze gibt.“
„Sicher, dass ich dich dabei nicht aufhalte?“
Er lachte. „Wie gesagt mir sind diese Preise egal.“ Er zwinkerte mir keck zu und sagte: „Außerdem hat er Verständnis dafür, dass die Rettung einer holden Maid Vorrang hat.“
Ich wurde schlagartig rot. Zum Glück konnte man dies bei der Dunkelheit nicht sehen. Den restlichen Weg legten wir ungehindert zurück. Ich war erleichtert, als wir endlich draußen ankamen.
„Zum Glück! Endlich geschafft“, ächzte ich und atmete erleichtert die kalte Luft ein. Hier war es wesentlich besser als in diesem schrecklichen Geisterhaus. Ich sah mich um. Noch immer befanden wir uns mitten im Wald. Von Céleste und Shadow fehlte jedoch jegliche Spur.
„Wollen wir weiter?“, fragte Night.
Er bemerkte mein Zögern und sagte: „Es ist nicht sicher, dass deine Freundinnen auch hier landen. Es gibt mehrere Ausgänge; alle führen in unterschiedlichen Richtungen weiter. Es hat wirklich keinen Sinn auf sie zu warten.“
Ich nickte schließlich und folgte ihm. Leider hielt er mich nun nicht mehr an
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