Verlockung
rein?“, fragte ich.
„So schlimm ist es nicht“, sagte Shadow und ging vor.
Die Dielen der Terrasse quietschten unter ihr. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie sogleich eingebrochen wäre. Sie kam jedoch unbeschadet an der windschiefen Türe an und öffnete sie.
„Na, kommt schon“, forderte sie uns auf.
Céleste folgte ihr ohne zu zögern. So blieb mir nichts anderes übrig, als ihnen nachzugehen. Wir traten alle durch die Haustüre ein. Kaum standen wir im Flur, schloss diese sich wie von Geisterhand. Ich sah mich erschrocken um, doch Shadow winkte ab. „Das gehört zum Spiel.“
Tolles Spiel, schoss es mir durch den Kopf. Ohne die Möglichkeit das Haus wieder verlassen zu können, fühlte ich mich gleich noch unwohler. Ich hob die Laterne und leuchtete in die Dunkelheit. Rechts waren zwei Türen, sowie ein Gang, der in vollkommener Finsternis lag. Vor uns befand sich eine Treppe, die wohl in den nächsten Stock führte und links gab es gleich drei weitere Türen. Noch ehe wir uns entschieden hatten, wohin wir uns wenden sollten, erschien eine Gestalt auf der Treppe. Ich zuckte erschrocken zurück und hätte beinahe die Laterne fallen lassen. Es war eine männliche Leiche; blutverschmiert. Aus ihrem Bauch hingen Gedärme, die Kleidung war zerfetzt und auf seinem Gesicht stand die nackte Angst. Ich wollte gar nicht wissen, was ihm zugestoßen war. Plötzlich ruckte sein Kopf mit einem knirschenden Geräusch in unsere Richtung. Der Kiefer öffnete sich und er begann zu sprechen: „Geht nach links und ihr kämpft gegen das Grauen. Geht nach rechts und ihr kämpft mit der Einsamkeit.“ Sein Kiefer klappte wieder zu und damit schien auch alles Leben aus ihm gewichen zu sein.
„Und was meint ihr?“, fragte Shadow. Sie schien von der Leiche keineswegs beeindruckt zu sein.
„Also ich bin eher für die Einsamkeit. Ich denke das wird besser sein, als wenn wir nochmal offensiv kämpfen müssen“, meinte Céleste.
Shadow nickte „Dann los.“
Ich folgte ihnen, allerdings ließ ich die Leiche nicht aus den Augen. Wir wählten den rechten Weg, wo Shadow schließlich die erste Türe öffnete. Plötzlich zerriss ein ohrenbetäubender Knall die Stille. Ein Sturm erfasste uns, alles wurde schwarz…
Ich öffnete die Augen; mein Herz setzte einen Schlag aus. Schnell hob ich meine Laterne, doch es bestätigte sich: Ich war allein. Meine Beine begannen zu zittern. Das konnte doch nicht sein! Ich hörte das Blut in meinem Kopf rauschen, doch außer dieser grässlichen Stille, war da nichts. Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Angst gehabt.
Ich drehte mich im Kreis; tat zögernd ein paar Schritte, dann flüsterte ich leise: „Shadow, Céleste? Bitte, wo seid ihr?“
Ich bekam keine Antwort. Ich befand mich auch nicht mehr im Eingangsbereich, wie ich schnell feststellte. Hinter mir lag eine Türe. Verschlossen. Vor mir erstreckte sich nur Dunkelheit. Ich keuchte; alles drehte sich um mich. Meine Hand zitterte so sehr, dass das Licht zu tanzen begann.
Ganz ruhig, sagte ich immer wieder zu mir. Dir kann nichts passieren; das ist nur ein Spiel. Da war ein Geräusch… Ein Schlurfen und Kratzen. Ich leuchtete zitternd in die Richtung. Eine Gestalt tauchte auf; Groß, bedrohlich. Es zog etwas hinter sich her, Blut floss aus einem seiner Mundwinkel. Es erblickte mich, zischte und stürzte sich auf mich. Ich rannte los, wich dem Ding aus und hastete weiter. Ich schrie wie von Sinnen, warf die Laterne nach dem Wesen und traf. Schnell stand es in Flammen, doch das hielt es nicht davon ab, mir weiternachzusetzen. Ich rannte so schnell ich nur konnte, stolperte um eine Ecke, wäre beinahe an einem Stuhl hängengeblieben und hingefallen, doch stattdessen warf ich diesen in Richtung meines Verfolgers. Der Stuhl konnte es allerdings auch nicht aufhalten. Die Flammen erloschen langsam und das Wesen holte auf. Es gab keuchende Laute von sich. Ich konnte bereits seinen Atem auf meiner Haut spüren, während mein Herz zerspringen wollte. Wieder schoss ich um eine Ecke und da sah ich ein Licht. Eine der Laternen?
Ich schrie und rannte darauf zu. Es musste eine meiner Freundinnen sein. Oh, bitte. Es musste Hilfe sein! Das Licht kam nun auf mich zu. Ich spürte die Kreatur dicht hinter mir. Gleich war es vorbei. Ich warf mich einfach nach vorne und landete auf etwas weichem. Licht schoss auf; ein Jaulen, dann war alles wieder still. Nur ein schrilles Kreischen durchzuckte weiter den Raum. Was war das nur? Es sollte
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