Verlockung
nehmen.“ Damit zog er ihn am Hemdkragen mit sich. Wir waren am Haus angekommen, gingen zusammen die Treppe hinauf und stellten dabei fest, dass unsere Zimmer fast beinander lagen. Die Jungs waren nur drei Türen weiter.
Das Abendessen war alles andere, als schmackhaft gewesen. Es hatte irgendeinen merkwürdigen Auflauf mit undefinierbarem Inhalt gegeben. Thunder hatte danach gleich gejammert, das Zeug wäre so schlecht, dass ihr nun speiübel sei. Als es aber zwei Stunden später nach draußen zum Grillen ging, konnte sie so viel in sich hineinstopfen, dass es beängstigende Ausmaße annahm.
Das Grillen hatte aber Spaß gemacht. Mitten unter freiem Himmel waren wir alle zusammen gegessen, hatten getrunken, gelacht und dabei herausgefunden, dass Herr Brown auch ein guter Unterhalter war. Er konnte tatsächlich ein paar sehr spannende Geschichten erzählen.
Ich hatte den Abend im Grunde sehr genossen, auch wenn mir einige Dinge ein Dorn im Auge gewesen waren. Immer wieder hatten sich Mädchen an Night heran geschmissen, sich schon fast darum geprügelt, um neben ihm sitzen zu dürfen und ihm ständig irgendetwas zu essen und trinken gebracht. Zu meiner Befriedigung hatte ich jedoch gesehen, dass er nichts davon tatsächlich auch zu sich genommen hatte. Er schien wirklich ein gebranntes Kind zu sein, dass er ihnen so wenig über den Weg traute.
Es war sehr spät an diesem Abend geworden. Vor drei, vier Uhr morgens war kaum einer ins Bett gekommen.
Trotz allem standen wir am nächsten Tag schon recht früh auf. Wir frühstückten und gingen danach zur Trainingshalle. Thunder wollte unbedingt ein paar Kämpfe absolvieren. Inzwischen hatte sie nämlich erfahren, dass ein Wettkampf stattfinden sollte, bei dem es für die besten Drei, Preise gab. Ermittelt wurden diese durch Punkte, die man für gewonnene Kämpfe erhielt. Natürlich wurde unterschieden zwischen den unter achtzehn jährigen und denen darüber. So gab es zwei Kategorien. Die, die gegen echte Gegner antraten und die, die gegen ihre Trugbilder kämpften. Thunder kam noch immer nicht darüber hinweg, dass sie sich nur mit Letzterem abmühen durfte. Aber da die Älteren deswegen in einer anderen Kategorie waren, malte sie sich bessere Chancen aus.
Die Halle war wirklich groß und tatsächlich hatten sich außer uns, noch eine ganze Menge anderer Schüler aus den Betten gequält. Die Halle war in mehrere kleine Räume eingeteilt, die allesamt leer standen. Deren Front war mit einer Tür, sowie einer Glasscheibe versehen. Thunder suchte sich einen davon aus, trat ein, schloss die Türe hinter sich und wartete auf ihren ersten Gegner.
Shadow und ich setzten uns auf eine der Bänke, um unserer Freundin zuzusehen. Ihr erster Gegner war eine weißgekleidete Frau. Sie war unglaublich schön, doch etwas an ihrer Ausstrahlung, ließ einem das Blut in den Adern gefrieren. Ihre Augen waren stechend blau, die Haut schneeweiß, ebenso wie ihr Haar. Sie tat einen Schritt auf Thunder zu und sprang in die Luft. Plötzlich wuchsen ihre Nägel auf immense Länge an und waren scharf und spitz. Damit hieb sie auf Thunder ein, die geschickt auswich. Ihre Schläge gingen ins Leere, waren jedoch so kraftvoll, dass sie Löcher in den Boden schlug.
„Was ist das für ein Dämon?“, fragte ich.
„Eine Trauerfurie. Sie greifen besonders gerne Leute an, die schwere Verluste erlitten haben. Sie trinken deren Tränen, daraus schöpfen sie ihre Kraft. Zu guter Letzt fressen sie ihre Opfer auf. Sie sind verdammt gefährlich“, erklärte Shadow.
„Da kann Thunder ja froh sein, dass das nur ein Trugbild ist.“
„Ich denke nicht, dass sie so etwas in echt auf einen los lassen würden. So einfach zu fangen sind die ja auch wieder nicht.“
Thunder wich einem weiteren Hieb aus und warf einen Zauber nach ihr. Er traf sie an der rechten Schulter, doch es blieb nur eine kleine verkohlte Stelle. Die Furie schien es nicht einmal bemerkt zu haben. Plötzlich gab sie einen entsetzlichen Schrei von sich, dass es in den Ohren schmerzte. Thunder ging zu Boden; dies nutzte der Dämon und trieb ihr die Nägel in den Leib. Urplötzlich war die Furie verschwunden. Über Thunder summte ein rotes Licht und eine mechanische Stimme sagte: „Verloren. Null Punkte.“
„Mann!“, schrie sie wütend, rappelte sich jedoch auf und atmete einige Male tief durch, bevor sie auf den nächsten Gegner wartete. So ging es den kompletten Vormittag.
Sie hatte sich bis jetzt recht gut geschlagen.
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