Verlockung
anderen die Leinen fester und schickten an ihnen Zauber hinauf. Der Drache schrie schmerzhaft auf. Mich schauderte es. Dann sah ich, wie Blut hinab floss; die Zauber hatten tiefe Wunden gerissen. Nun gehorchte das Wesen jedoch. Meine Mitschüler sahen alle gespannt hinauf. Sie schienen es keineswegs schrecklich zu finden, was da gerade geschah. Erst als ich Night erblickte, konnte ich die Wut in seinen Augen sehen. Als sie einen weiteren Zauber hinaufschossen, wandte er sich ab und stapfte davon. Kurz entschlossen rannte ich ihm hinterher; von meinem Verschwinden bekam keiner etwas mit. Zu sehr waren sie von dem Geschehen über ihnen gebannt.
Night bemerkte mich und wartete, bis ich neben ihm angekommen war. Zusammen gingen wir zurück zur Herberge.
„Das war grauenhaft“, begann ich leise.
„Ich weiß, was du meinst“, antwortete er. „Die Drachen sind so viel älter als wir Hexen. Sie haben Kräfte in sich, von denen wir nur träumen können. Dennoch versuchen wir über sie zu herrschen. Es ist erbärmlich“, sagte er voller Zorn.
Ich nickte stumm: „Kann man denn da gar nichts machen?“
Er lächelte sacht und meinte: „Ich würde dir glatt zutrauen, dass du hingehst und sie zu befreien versuchst.“
„Klar, warum nicht, dann wäre der Ausflug wenigstens für etwas gut“, erwiderte ich schmunzelnd.
Seine makellosen Lippen hoben sich zu einem Grinsen: „So gerne ich dir dabei auch helfen würde, das wäre keine gute Idee. Wir wären wahrscheinlich tot, noch ehe wir den ersten Drachen erreicht hätten.“
Ich überlegte kurz: „Tja, dann bleibt nur ein Boykott der Drachenschule.“
Night lachte; er hatte ein unglaublich bezauberndes Lachen.
„Was machst du morgen?“, fragte er und wechselte so das Thema.
„Ich weiß noch nicht. Was hast du denn vor?“
„Tja“, er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. „Sky wollte in der Halle trainieren und Saphir zu den Drachen. Ich hatte vor mich etwas absetzen, damit ich meine Ruhe habe.“
Ich nickte und versuchte meine Enttäuschung zu verbergen.
„Willst du mit?“
Ich blieb vor lauter Erstaunen kurz stehen.
„Ja... gerne.“
„Kannst du reiten?“
Damit zerplatzten meine Träume auch schon wieder. Er wollte also ausreiten. Damit hatte sich der Ausflug für mich wohl erledigt.
Ich schüttelte verneinend den Kopf. „Leider nicht.“
„Kein Problem, wenn du willst zeige ich es dir. So weit bekommen wir dich schon, dass es für einen kleinen Ausflug reicht.“
Ich nickte lächelnd und konnte den nächsten Tag kaum mehr erwarten.
„Wir gehen am besten nach dem Mittagessen los, da können wir uns am einfachsten ungesehen verdrücken.“
Ich wusste, was er meinte. Ihm würden bestimmt etliche Mädchen hinterher rennen. Die loszuwerden, würde sicher nicht einfach werden.
Plötzlich hörten wir Stimmen hinter uns. Es war Sky, der rief. „Hey, wartet!“
Wir blieben stehen und wandten uns um. Bei ihm waren Saphir und auch meine Freundinnen. Schwer atmend kamen sie bei uns an.
„Mann, warum seid ihr einfach weggegangen?“, fragte er.
Plötzlich huschte ein fieses Lächeln über sein Gesicht. Er stieß Night neckend in die Seite und meinte: „Ah verstehe, ihr zwei Hübschen wolltet alleine sein.“
Night seufzte und sagte: „Du bist und bleibst ein Idiot!“
Sofort fügte Thunder hinzu: „Oh ja und was für einer.“
„Ist nicht der schönste Name, den du mir hättest geben können, aber ich bin schlimmeres von dir gewohnt. Für deine Verhältnisse ist das ja schon ein Kosenamen“, erklärte er an Thunder gewandt. Mit einem neckenden Augenaufschlag fügte er hinzu. „Wenn wir schon dabei sind. Du brauchst auch einen.“ Er überlegte kurz und sagte strahlend. „Du bist mein Täubchen! Na, wie gefällt dir das mein Täubchen?!“
„Ich geb dir gleich Täubchen!“, fuhr sie ihn wütend an. Da er neben ihr ging, stieß sie ihm schnell und hart den Ellbogen in den Bauch.
Er ächzte stöhnend: „Ok, ich seh schon, in diesem Punkt gibt es noch Redebedarf.“
„Als ob reden bei dir was bringen würde.“
„Könnt ihr das mal lassen!“, seufzte Shadow genervt. „Euer verfluchtes Geflirte ist echt nicht auszuhalten.“
„Flirten?!“, schrie Thunder entsetzt. „Ich flirte mit diesem Volldeppen doch nicht!“
„Ach komm, du musst es doch nicht länger verbergen“, säuselte Sky in übertriebenem Ton.
Auch Saphir verdrehte die Augen. „Ich glaube es ist besser, wenn wir den Kerl erst mal mit aufs Zimmer
Weitere Kostenlose Bücher