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Verlockung

Verlockung

Titel: Verlockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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du außerhalb der Schule in Necare bist, oder?“
    Ich nickte. „Ich hätte nicht gedacht, dass diese Welt so anders ist. Dass es hier fremde Wesen gibt, war mir ja schon klar, aber auch die Umgebung und die Pflanzen sehen so vollkommen anders aus. Es ist wirklich toll und bringt mich auch auf andere Gedanken.“
    „Eine Abwechslung tut dir momentan sicher gut.“
    Ich spürte seinen Blick auf meinem Gesicht. Er war weich, beinahe zärtlich. Ich versuchte mein Innerstes zur Ruhe zu bringen, doch es war längst um mich geschehen. Mein Puls bebte, klopfte mir in den Ohren und ließ mich schwindeln vor Glück. Ich spürte, wie ich rot wurde und versuchte die Augen von ihm zu lösen. Es gelang mir jedoch erst, als ich ihn etwas fragte: „Wo hast du eigentlich reiten gelernt?“
    „Das ist schon lange her.“ Er machte eine Pause, entschloss sich dann aber wohl doch weiterzuerzählen. „Wir haben für kurze Zeit auf dem Land hier in Necare gewohnt. Eine Nachbarsfamilie züchtete Pferde. Dort habe ich dann auch reiten gelernt. Allerdings sind wir bald wieder weggezogen.“
    „Klingt so, als wäre das öfters vorgekommen.“
    Sein Blick schweifte ab, als er antwortete: „Ja, ich kann es nicht mal mehr zählen.“
    Ihm schien dieses Thema unangenehm zu sein, darum ging ich nicht weiter darauf ein, auch wenn ich gerne mehr erfahren hätte: „Als ich noch klein war, wollte ich immer reiten lernen, allerdings hat sich nie die Gelegenheit ergeben.“
    Ich fühlte erneut diese elektrische Spannung durch mich rasen, als er zu mir sah.
    Ich wollte gerade etwas sagen, als ich ein Geräusch hörte. Auch Night fuhr herum, doch da geschah es. Irgendetwas sprang aus dem Gebüsch; unsere beiden Pferde scheuten. Nights stieg hoch, doch er stürzte nicht; meines dagegen preschte los. Ich schrie und klammerte mich an dem Tier fest, während ich noch eine brüllende Stimme vernahm: „Doch nicht auch ihres, ihr Idioten!“ Ich wusste sofort, dass das Duke gewesen war und auch, dass dieser Schlamassel auf sein Konto ging. Ich hatte allerdings keine Zeit auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Tränen schossen mir in die Augen; mein Herz raste vor Angst. Ich sah nur noch Blätter, Gestrüpp und Bäume vor mir. Wenn ich bei der Geschwindigkeit vom Pferd fiel, konnte das nicht gut ausgehen. Darum klammerte ich mich fest und stand Todesängste aus.
    „Night!“, schrie ich immer wieder, während vor Angst alles in mir tobte. Ich musste mich festhalten. Das war alles, woran ich denken konnte. Bloß nicht stürzen. Ich verlor jedoch immer mehr den Halt. Ich hing inzwischen mehr an dem Pferd, als dass ich darauf saß. Dennoch krallte ich mich mit aller Kraft fest. Ich wusste, dass es um mein Leben ging. Immer wieder versuchte ich das Tier zu beruhigen, doch es half alles nichts. Es war wie von Sinnen und hetzte einfach weiter. Ich ahnte, dass ich bereits recht tief im Wald war. War ich hier noch sicher? Mir fiel der Zaun ein; erst dahinter boten die Zauber keinen Schutz mehr.
    Meine Muskeln verkrampften bereits. Alles tat mir weh und dennoch gab ich mir die größte Mühe, um nicht zu stürzen. Doch ich rutschte stetig weiter vom Rücken. Irgendwer musste mir helfen! Jemand sollte dieses Vieh zum Stehen bringen!
    Plötzlich sah ich vor mir einen Zaun und mein Herz setzte einen Schlag aus. Wir mussten jetzt anhalten, sonst war alles zu spät.
    Ein Schrei entrang sich meiner Kehle, als es über den Zaun sprang und weiter raste. Jetzt war ich erst richtig in Gefahr…
    Ich spürte, wie ich weiter vom Rücken rutschte; versuchte die Umklammerung zu verstärken und schrie in blinder Verzweiflung nach Night. Ich durfte nicht fallen! Ich durfte um keinen Preis der Welt jetzt vom Pferd stürzen. Es lief so schnell, dass ich kaum etwas erkennen konnte; überall nur Grün. Plötzlich bäumte es sich auf und da sah ich den Abgrund. Das Tier war gerade noch davor zum Stehen gekommen, ich hatte jedoch den Halt verloren. Ich kreischte, dabei war alles umsonst. Ich fiel in die Schlucht. Da sah ich jemand über mir. Er sprang mir hinterher. Meine Augen weiteten sich, als ich Night erkannte. Mir schoss nur noch ein Gedanke durch den Kopf: Er darf nicht auch sterben!
    Ich fühlte wie er einen Arm um mich schlang und fest an seinen Körper presste. Seine andere Hand streckte er nach oben aus; sie leuchtete. Hunderte weißer Fäden schossen daraus hervor. Wie dicke Spinnweben klebten sie an der Felswand; die ersten rissen, doch es kamen immer wieder

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