Verlockung
Inzwischen war Thunder gegen zwölf Dämonen angetreten; acht hatte sie besiegen können. Ein ganz ordentlicher Schnitt, wie Shadow meinte. Vor allem ihre Willenskraft war bemerkenswert. Sie hatte einige Male am Boden gelegen, sich aber jedes Mal wieder auf gerappelt und weiter gekämpft.
Auch wenn es spannend war ihr zu zusehen, freute ich mich, dass es nun Mittagessen geben sollte. Ich konnte den Ausflug mit Night kaum mehr erwarten. Schon auf dem Weg zum Speisesaal war ich vollkommen nervös; das blieb auch meinen Freundinnen nicht vorborgen.
„Beruhig dich und freu dich lieber“, meinte Thunder grinsend. „Ich bin mal gespannt, wie lange es noch dauert, bis die Hochzeitsglocken läuten.“
„Sehr witzig“, gab ich grob zurück.
„Nein, aber jetzt mal im Ernst“, fuhr sie fort. „Mach dich nicht verrückt. Hab einfach einen schönen Tag und genieß es. Egal, ob er dich nur mag oder mehr daraus werden wird, es ist doch auf alle Fälle schön mit ihm Zeit zu verbringen, oder?“
Shadow und ich blickten sie überrascht an.
„Was?! Darf ich nicht auch mal was Nettes sagen?“
„Also, wenn du Thunders Segen schon mal hast, kann wirklich nichts mehr schief gehen“, erwiderte Shadow.
Ich bekam kaum einen Bissen herunter. Im Nachhinein konnte ich mich nicht einmal mehr daran erinnern, was ich da auf dem Teller gehabt hatte. Ich sah immer wieder zu Night hinüber und als er den Raum verließ, folgte ich ihm nach einigen Minuten. Vor dem Haus konnte ich ihn allerdings nirgends sehen. Plötzlich spürte ich eine Hand an meinem Arm, der mich hinter die Hauswand zog. Erschrocken blickte ich in Nights Gesicht.
„Entschuldige, aber ich will nicht, dass gleich die halbe Klasse mitkommt.“
„Schon ok“, sagte ich mit einem verlegenen Lächeln.
„Die Ställe sind in der Nähe vom Waldrand“, erklärte er und ging mit mir zusammen los. Es war nicht sehr weit; in weniger als fünf Minuten waren wir angekommen und außer uns war niemand zu sehen. Night sattelte zwei Pferde und trat mit ihnen auf mich zu.
„Ich helfe dir auf“, erklärte er.
Ich stellte meinen Fuß in seine Hand, hielt mich am Sattel fest und als er mich schwungvoll hochdrückte, zog ich mich auf das Tier.
„Ich werde das Pferd erst mal ein bisschen rumführen, dann kannst du dich daran gewöhnen. Wenn du dich sicherer fühlst, gehen wir in den Trab“, erklärte er.
Es machte mir tatsächlich großen Spaß und nach wenigen Minuten klappte auch das Traben ziemlich gut. Plötzlich hörten wir jedoch Stimmen und sahen kurz darauf drei Gestalten auf uns zu kommen. Es war Duke mit Red und Spike. Grinsend kamen sie zu uns.
„Na, ganz alleine hier?“, fragte Red in spöttischem Tonfall.
„Duke, nimm deine Freunde und hau einfach ab“, antwortete Night, ohne die drei großartig zu beachten.
„Ich werd jawohl noch mit meinen Freunden ausreiten dürfen oder seid wann bestimmst du hier?“
„Mach was du willst, nur geh mir nicht auf die Nerven.“
„Dir werd ich dein Maul schon noch stopfen“, fuhr er ihn böse an. Mit einem bitteren Blick betrachtete er mich. Die Wut schien ihn dabei immer mehr zu zerfressen.
„Los, holen wir uns Pferde“, sagte er, wandte sich ab und ging mit den anderen in den Stall.
Night sah ihm misstrauisch hinterher. Auch ich ahnte, dass der Kerl nicht ohne Grund hier aufgetaucht war. Er hatte mit Sicherheit etwas vor. Dennoch, als Night wieder zu mir sah, schenkte er mir dieses unvergleichliche Lächeln, das mich alle Sorgen vergessen ließ.
„Meinst du wir können los? Wir werden einfach im Trab bleiben, ok?“
Ich nickte erfreut und wartete bis er auf seinem Pferd saß. Zusammen hielten wir auf den Wald zu und verschwanden bald darin.
„Was ist mit den Wesen? Können die uns nicht angreifen?“, hakte ich nach einer Weile nach.
„Nein, keine Angst“, sagte er „Hier ist alles durch mehrere Zauber geschützt. Erst wenn wir an einen Zaun kommen, müssen wir umkehren.“
Ich blickte mich um und genoss die wundervolle Umgebung. Das Licht schimmerte verheißungsvoll durch die Blätter, so dass alles in einem strahlenden Licht lag. Überall sangen Vögel, die ich hin und wieder zu Gesicht bekam. Am schönsten war es natürlich, dass Night neben mir her ritt. Seine blauen Augen, dieses schöne Gesicht, die unglaublichen Lippen und der atemberaubende Körper, der sich so voller Eleganz bewegte. Mein Herz schlug so schnell und ich war unwahrscheinlich glücklich.
„Es ist das erste Mal, dass
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