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Verlockung

Verlockung

Titel: Verlockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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immense Kraft ihn das kostete. Ich würde nicht mehr lange warten.
    Schräg vor mir sah ich in diesem Moment Duke; auch er war voller Käfer. In seinen Augen lag Angst, aber auch etwas, das ich als blanken Überlebenswillen erkannte. Er bahnte sich seinen Weg, wirkte dabei jedoch bereits viel erschöpfter als Night. Dafür kam er aber schneller voran. Wie man es auch drehte und wendete, wir waren vielleicht fünfzig Meter weit gekommen. Den Rest tatsächlich schaffen zu können, wurde immer unwahrscheinlicher. Ich würde jedoch nicht zulassen, dass er hier starb… Er hatte alles für mich getan… Sich in die Schlucht gestürzt und mir das Leben gerettet. Nun war es an mir ihm seines zu retten. Ich schmiegte mich noch fester an ihn, sog jeden Eindruck, jedes Gefühl in diesem Moment, tief in mich. Night zitterte bereits, darum verschloss ich all diese Empfindungen in mir. Sie gaben mir Kraft für den nächsten Schritt. Ich ließ los und trat mit einem letzten Atemzug in meinen Tod. Eine Hand umklammerte mich fest, noch ehe ich auch nur Millimeter zwischen Nights Körper und den meinen gebracht hatte.
    „Das wirst du nicht tun“, zischte er unter Anstrengung. Sein Blick traf mich, so dass es mich heiß und kalt durchfloss.
    „Ich dachte mir schon, dass du so was vorhast. Aber das werde ich nicht zulassen, klar?! Wir schaffen das hier zusammen oder gar nicht.“
    Eine Träne floss meine Wange hinab. Er würde mich nie den Schritt tun lassen, das war mir nun klar. Entweder wir überlebten es beide oder starben gemeinsam und das machte mir unglaublich Angst.
    „Ohne mich würdest du es schaffen“, versuchte ich es dennoch mit zittriger Stimme.
    „Es gibt kein ohne dich.“ Das war alles, was er dazu sagte. Am liebsten hätte ich mich losgerissen, damit er leben konnte, doch ich wusste, dass er es nicht zulassen würde. Es brachte mich beinahe an den Rand der Verzweiflung, dass er vielleicht wegen mir sein Leben verlieren würde…
    Seine Schritte wurden stetig schwerer und langsamer. Sein Haar war nass vor Schweiß. Wie lange würde er das noch aushalten können?
    Duke war noch immer einige Meter vor uns. Er ächzte, schwankte und war schweißüberströmt. Noch hielt er sich auf den Beinen, aber es war offensichtlich, dass er keine Kraft mehr hatte. Er blieb stehen und gab ein fast unmenschliches Heulen von sich.
    „Ich... ich kann nicht mehr“, ächzte er mit zusammen gebissenen Zähnen. In seiner Stimme lag die nackte Wut über sich selbst, aber auch die Angst vor dem anstehenden Ende.
    „Beweg deinen Arsch, verdammt! Los, du musst weitergehen, hörst du! Du wirst sterben, wenn du es nicht tust!“
    „Die eine Stelle...“ zischte er unter Anstrengung. Selbst das Sprechen kostete inzwischen so viel Kraft, dass er nach jedem Wort kurz inne halten musste. „Sie... wird... dünner... kann... sie... nicht... füllen...will... nicht...sterben...“ Bei den letzten Worten brach seine Stimme. Sein Körper schüttelte sich, doch dann wurde er ruhig. Er stand einfach nur da, als sei in diesem Moment alles Leben aus ihm gewichen. Da brüllte er plötzlich aus dem Abgrund der nackten Verzweiflung auf: „Ich will nicht sterben! Ich will nicht!“ Er schnappte unkontrolliert nach Luft, sein Körper schlotterte vor Anstrengung und war am Rande der Erschöpfung.
    „Duke, beruhige dich! Reiß dich zusammen!“, schrie er ihn an. Er sah, dass er kurz davor war den Verstand zu verlieren. In diesem Moment blickte Duke ihn noch einmal an. In seinen Augen war jegliche Vernunft verschwunden. Es war zu spät.
    „Nein!“, schrie Night, doch da rannte Duke los. Er fiel mehr, als, dass er tatsächlich lief. Das Klackern erlosch…
    Duke hatte keine Kraft mehr den Schild aufrecht zu erhalten. Es zerfiel, während um uns herum alles in dem Schwarz der Käfer versank. Nun war der komplette Schwarm da. Von einer Sekunde auf die andere legte sich ein Brummen über uns und verschluckte alles in sich. Eine schwarze Decke voll kleiner Käfer senkte sich auf uns herab… Ich keuchte, spürte einen Stoß im Rücken… Ich fiel... Etwas lag auf mir… Drückte mich tief in den Boden, in das nasse Gras… Ein Knall… Ich schob den Kopf zur Seite... Alles um mich herum stand in Flammen. Ein Meer aus Feuer. Ich spürte die Hitze, konnte nicht atmen und gerade, als ich glaubte die entsetzlich schmerzende Hitze würde meine Lunge zerfressen, verschwand sie. Das Gras war schwarz, die Blätter der Bäume fort, die Stämme selbst verkohlt. Als

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