Verlockung
böse.
„Du kannst gerne einen anderen Weg nehmen. Nur falls du dich entschließt doch mit uns zu kommen, dann halt die Klappe und geh mir besser aus dem Weg. Sonst kann ich für nichts mehr garantieren.“ Erst als er mich anblickte, verschwand sein zorniger Gesichtsausdruck allmählich. „Halt Augen und Ohren offen und wenn wir angegriffen werden, geh hinter mich oder such irgendwo Schutz.“
Ich nickte. „Ok, werd ich machen.“
Ohne weiter zu zögern machten wir uns auf den Weg. Er führte uns in einen noch dichter bewaldeten Teil. Hier drang kaum mehr Tageslicht durch die großen Baumkronen, wodurch es um einiges finsterer wurde. Es war ohnehin recht kühl, immerhin war es Winter, doch ohne die Sonne, war es nun richtig eisig. Nicht nur darum bekam ich Gänsehaut. Auch die düstere Atmosphäre und die drohende Gefahr sorgten dafür. Ohne Night hätte ich bestimmt Todesängste ausgestanden, doch bei ihm fühlte ich mich sicher. Mir war zwar bewusst, dass wir uns in großer Gefahr befanden, aber dennoch war alles leichter durch ihn. Ich hielt mich an seine Aufforderung und suchte nach einer möglichen Gefahr. Zum Glück war bislang nichts davon zu sehen. Dafür konnte ich sehr gut erkennen, dass Duke immer näher zu mir trat. War er zunächst noch in einigem Abstand hinter mir gegangen, schritt er inzwischen neben mir her und blickte mich ununterbrochen an. Ich konnte in seinen Augen sehen, dass ihm irgendetwas auf dem Herzen lag. Allerdings interessierte mich das wenig. Ich war unglaublich wütend auf ihn und hätte am liebsten gar nichts mehr mit ihm zu tun gehabt.
„Gabriela“, begann er schließlich leise und hielt mich an meinem Ärmel fest.
„Lass mich in Ruhe!“, zischte ich und entwand mich seinem Griff.
Auch Night beobachtete das Geschehen zwischen uns mit argwöhnischem Blick.
„Bitte“, versuchte er es erneut. „Ich wollte schon die ganze Zeit mit dir reden. Es ist wichtig.“
„Für ein Gespräch ist dir kein besserer Zeitpunkt eingefallen?! Ich meine, dir ist schon klar wo wir sind, oder? Also lass mich in Ruhe, klar?!“ Ich wandte mich ab, doch nun ergriff er meinen ganzen Arm und zog daran.
„Verdammt noch mal“, fluchte er. „Hör mir endlich zu!“
Seine Augen funkelten kalt vor Wut, während ich ihn mit einem fast furchtsamen Blick betrachtete. Ich war noch so überrascht von seiner Aggression und Grobheit, dass ich fassungslos dastand.
„Duke, lass sie los!“, mischte sich Night nun ein. Seine Stimme hatte einen drohenden Ton angenommen und auch sein Blick war eiskalt.
„Halt dich da raus“, knurrte er zornig zurück. „Das geht dich rein gar nichts an, klar?!“
„Sie hat offenbar kein Interesse daran, mit dir zu reden, also sieh es einfach ein und lass sie in Ruhe. Erkennst du eigentlich nie, wann es genug ist?“
„Ich sage dir noch einmal: HALT DICH DA RAUS!“ Duke zitterte förmlich vor Wut; sein Gesicht war rot und Adern traten hervor. Alles an ihm wies darauf hin, dass er gleich vollkommen ausrasten würde. Sein Griff um meinen Arm war noch fester geworden. Es tat entsetzlich weh und gleichzeitig bekam ich es immer mehr mit der Angst zu tun. Ich konnte sehen, dass er kurz davor war, die Beherrschung zu verlieren.
„Lass mich los“, versuchte ich es noch einmal. Ich riss an meinen Arm, doch er ließ nicht locker. Seine Umklammerung verstärkte sich sogar. Ich sog voller Schmerz die Luft ein und schrie auf. Nun trat Night auf ihn zu. Dukes Blick wanderte in diesem Moment kurz zu mir und erst jetzt schien er zu begreifen, was er getan hatte. Endlich ließ er mich gehen. Sofort rannte ich die letzten Schritte und stellte mich schutzsuchend hinter Night. Wieder loderte Zorn in ihm auf. Als wir uns auch noch von ihm abwandten und weiter gingen, schien etwas in ihm zu zerbrechen. Endlich begriff er und schrie seine Frustration, seinen Hass, seine enttäuschte Liebe und seine ganze Wut hinaus: „Verdammt nochmal! Ich wollte mich nur bei dir entschuldigen. Aber das kannst du von nun an vergessen. Glaub mir, ich mache dir das Leben zur Hölle. Du hättest es anders haben können, aber du wolltest ja nicht. Du hast keine Ahnung, wen du dir hier zum Feind gemacht hast!“
Ich hörte sein Geschrei hinter mir und zuckte zusammen, doch Night zog mich an der Hand weiter. „Hör nicht hin. Er schnappt gerade über.“
Dennoch jagte mir sein Gebrüll eine Gänsehaut über den Körper. Ich hasste diesen Kerl. Allerdings hatte ich noch nie solche Angst vor ihm
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