Verlockung
Angst, denn ich ahnte, dass es sich nicht für immer bändigen lassen würde. Was, wenn es wirklich herauskam? Erst, als Night meine Hand wieder fester drückte, gelang es mir diese Befürchtungen zu vertreiben.
„Mach dir keine Sorgen, er wird sich wieder beruhigen.“
Doch wir wussten, dass es damit nicht ausgestanden sein würde.
Er ging weiterhin dicht hinter uns her. Es kam mir beinahe so vor, als seien wir auf der Flucht; die Gefahr direkt im Nacken. Ich hoffte inständig, dass wir bald aus dem Wald heraus waren und wir diesem Kerl endlich aus dem Weg gehen konnten.
„Weißt du wo wir in etwa sind?“, fragte ich nach einer Weile.
„Wir haben es fast geschafft. Es müsste bald der Zaun in Sichtweite kommen.“
In diesem Moment rannte Duke los, ihm war diese Auskunft wohl nicht entgangen; preschte an uns vorbei und hastete so schnell es ging weiter.
„Was... was soll das?“, fragte ich, doch da zog Night an meiner Hand und rannte mit mir zusammen hinter ihm her.
„Er will zuerst ankommen. Immerhin werden uns mit Sicherheit einige Fragen gestellt. Duke wird dafür bestimmt nicht den Kopf hinhalten wollen.“
Wir mussten unbedingt vor ihm ankommen; hätte er nur nicht schon so einen Vorsprung… Es war unglaublich, dass er mit diesen Verletzungen so rennen konnte. Ich keuchte immer heftiger; mir ging allmählich die Luft aus. Allerdings durften wir nicht langsamer werden; der Mistkerl war ohnehin kaum noch zu sehen. Plötzlich war er verschwunden. Er musste über etwas gestürzt sein. Diese Chance nutzten wir und holten auf. Nur wenige Meter weiter konnten wir sehen, was geschehen war. Er hing kopfüber in der Luft. Ein Seil war um seinen Fuß gespannt, das andere Ende war an einem Baum befestigt.
„Helft mir!“, schrie er.
Immer wieder versuchte er sich aufzubäumen, damit er an seinen Fuß heran kam. Allerdings hatte er damit keinen Erfolg. Wir waren stehen geblieben und musterten ihn. Er musste in eine Art Tierfalle geraten sein. Ob wir ihn nicht besser darin hängen ließen? Immerhin hatte er uns gerade noch bedroht, in Gefahr gebracht und beinahe getötet. Es wäre also durchaus eine Überlegung wert gewesen… Nur wollte ich dennoch nicht, dass er verletzt wurde oder gar ums Leben kam.
Ich sah Night an, der sich bereits entschieden hatte. Langsam trat er auf den Gefangenen zu und blickte ihn finster an. Schließlich machte er sich daran am Baum hochzuklettern. Es war erstaunlich wie geschickt und flink er dabei war; es dauerte nur Sekunden, bis er das Seil erreicht hatte.
„Bilde dir darauf bloß nichts ein. Am liebsten würde ich dich hängen lassen. Allerdings bin ich nicht wie du und nehme es einfach in Kauf, dass du dabei draufgehst.“
Er trennte, mit Hilfe eines Zaubers das Seil durch, wodurch Duke ungebremst auf den Boden fiel. Schnell setzte er sich auf, strich sich über den Hinterkopf, auf den er gestürzt war und funkelte Night eiskalt an.
„Du hättest mich gerne hängen lassen können. Ich wäre lieber gestorben, als von dir Hilfe anzunehmen.“
„Ich werde das nächste Mal daran denken“, zischte er zurück. Er war gerade dabei wieder den Baum hinabzuklettern, als wir Geräusche hörten. Es waren Schritte. Sie schlurften, als würde jemand hinken oder etwas hinter sich herziehen. Duke und ich starrten in das dichte Gebüsch. Von dort waren die Laute zu hören. Ein Schnüffeln erklang, dann eine Stimme. „ Fleisch... Ich rieche Fleisch .“
Wir beide waren starr vor Angst. Erst als ein kleines Wesen, mit langen hängenden Armen und großen Augen im Kopf hervortrat, kam wieder Leben in uns.
„Lauf“, schrie Night mir zu.
Ich wandte mich noch einmal um. Night war inzwischen auf dem Boden angekommen; das Wesen hatte ihn noch nicht bemerkt und er würde fliehen können. Mit dieser Gewissheit, hielt mich nichts mehr; ich rannte los. Das Wesen lachte kalt: „ Das Fleisch... Es kann nicht entkommen !“
Vor mir stand Duke. Auch er nahm die Beine in die Hand. Als er jedoch sah, dass die Kreatur uns nachsetzte, überlegte er offenbar nicht lange. Das Wesen war zu schnell; es würde uns einholen. Darum schlug er mir mit voller Kraft in den Magen; augenblicklich ging ich zu Boden. Ich fühlte, wie mir die Luft aus den Lungen wich, danach bestand mein Körper nur noch aus rotglühenden Schmerzen, die sich durch meine Eingeweide fraßen. Ich konnte sehen, wie Duke weiter rannte; mit einem kalten Lächeln blickte er mich ein letztes Mal an. „Viel Spaß beim
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