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Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn

Titel: Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Mang
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Liebe als Jungbrunnen, warum nicht! Diese Story ist so alt wie die Kulturgeschichte der Menschheit. Es ist immer wieder amüsant bis bewegend, wenn wir hören, sehen oder lesen, wie eine solche Paarung – und in der Tat beschreibt es dieser Begriff präzise – zustandekommt und auch wieder zerbricht. Im normalen Alltag begegnen wir dieser Konstellation weniger häufig, doch die Zeitungen, Magazine und TV-Sendungen sind voll davon. Stimmt die These: Je erfolgreicher und bekannter der Mann, desto schöner und jünger die Frau, die ihn umgibt? Die Amerikaner haben für die Partnerin in einer solchen Konstellation den ziemlich gehässigen Begriff trophy wife geprägt.
    Wikipedia übersetzt das mit Trophäenfrau oder abwertender Beistellfrau , wobei meiner Meinung nach damit eher eine Beilegfrau gemeint ist. Sie sei »in der Regel eine gut aussehende junge Frau, die einen älteren, erfolgreichen und gut situierten Mann heiratet«. Die Ursache laut Wikipedia: »Im mittleren Lebensalter suchen sich Männer mit einem entsprechenden Partnermarktwert jüngere Frauen, die aber auch oft im Verdacht stehen, hauptsächlich an seinem Erfolg, Geld und Einfluss interessiert zu sein. Im Englischen wird oft der Begriff gold digger verwendet, um Frauen zu beschreiben, die bewusst einen wohlhabenden Mann suchen.«
    Der Mann schmückt sich mit einer schönen Trophäe, um die ihn seine Geschlechtsgenossen beneiden, was wiederum das Selbstwertgefühl des Eroberers stärkt. Wenn man es zynisch betrachtet, könnte man durchaus sagen: Die Trophäenfrau ist ein wunderbares
Anti-Aging-Programm für den betagten reichen Mann; nicht mehr, nicht weniger. Und wenn es sein muss, wird der Natur entsprechend nachgeholfen. So lange, bis die Reize unwiderstehlich sind. Deshalb ist für mich die »Trophäenfrau« nicht nur ein chirurgisches Thema, sondern vor allem ein gesellschaftlicher Notstand: Ich habe schon zu viele langjährige Ehen daran zerbrechen sehen; zu viele Familien wurden durch eitle alte Gockel und ihre Trophäenfrauen zerstört – ein trauriges Phänomen der heutigen modernen Gesellschaft, in der ganz offensichtlich die mühsam erarbeiteten Werte unserer abendländischen Kultur zur Disposition stehen.
    Neulich sagte mir ein befreundeter 56-jähriger Manager, der sich von seiner fast gleichaltrigen Ehefrau getrennt hat und nun mit einer 25 Jahre jüngeren Beauty zusammenlebt, augenzwinkernd, das sei halt »ein altes Programm in uns Männern«.
    Es ist in der Tat ein uraltes Programm: Es ist der Neandertaler in uns. Natürlich treibt es die meisten Männer, unabhängig von ihrem Einkommen und Bildungsgrad, zu jungen Frauen – getrieben von ihren Steinzeit-Genen. Attraktive, junge Frauen, so sagt das männliche Unterbewusstsein, sind gesund und gebärfähig. Und junge Frauen setzen ihre Attraktivität ein, um möglichst gut gestellte, mächtige Partner zu bekommen, die ihrem Nachwuchs die besten Chancen der Entwicklung bieten. Was in Urzeiten eine Frage des Überlebens war, hat sich in zigtausend Jahren Evolutionsgeschichte zum puren Egoismus ohne Rücksicht auf Verluste entwickelt.

Die Trophäenfrau kommt, und die Ehefrau wird entsorgt – eine Katastophe
    Bereits die Patriarchen des Alten Testaments wie etwa Abraham hatten neben ihren Ehefrauen so genannte Kebsweiber, heute würde man Mätressen sagen, für ihre fleischlichen Gelüste, jedoch nicht für ihre Gefühle. König David hatte nacheinander sieben Ehefrauen und über ein Dutzend Kebsweiber. Er wäre nie auf die Idee gekommen, sich zugunsten eines Kebsweibs von einer Ehefrau zu trennen. Im Gegenteil: Im Alter schickte ihm seine letzte Angetraute
Batseba, die Liebe seines Lebens, die bildschöne, blutjunge Sunemitin Abisag ans Krankenlager, auf dass sie Leib und Seele des siechen Königs noch mal richtig erfrische und erfreue, bevor er das Zeitliche segnet, so beschrieb es der Schriftsteller Joseph Heller in seinem hinreißenden Roman »Weiß Gott«. Doch David rief verzweifelt nach seiner ebenfalls alternden Batseba. Er wollte nur sie …
    Diese Szene hätte in der heutigen Zeit Seltenheitswert. In aller Regel bleibt die reifere Ehefrau auf der Strecke, wenn der Gemahl was Jüngeres in Aussicht hat. Sie wird von der Trophäenfrau rücksichtslos verdrängt, weil die auf sein Geld und seine Macht aus ist und sich die Beute nicht mehr nehmen lassen will. Ausnahmen bestätigen die Regel. Natürlich beteuert der Mann, dass er seine Neue (und sie ihn) abgöttisch liebe. Gäbe es

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