Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn
es gefährliche Auswüchse wie
das Taillenschnüren bei uns nicht mehr gibt. Andererseits sehe ich nach wie vor Modemacher, die ihre magersüchtigen Models, und offenbar kommen nur die in Betracht, auf den Laufsteg schicken, ob nun aus Blödheit oder Eigennutz. Letztendlich sind die Gründe gleichgültig. Entscheidend ist, dass Mädchen und junge Frauen, die sich solche Hungerhaken als Vorbild genommen haben, oder auch junge Mannequins unter Konkurrenzdruck an mörderischen Abmagerungskuren, an Magersucht, an der Ess-Brech-Sucht sterben. Das ist für mich ähnlich barbarisch wie das Schnüren von Frauenfüßen im alten China. Für die lust- und freudlosen Beautys der internationalen Modeszene gilt auch nicht mehr die alte Kernregel, dass die Schönheit eines Menschen von folgenden Eigenschaften abgeleitet wird: Jugend, Regelmäßigkeit des Körpers und der Haut, Größe über dem Durchschnitt, Gepflegtheit, positive Ausstrahlung, Gesundheit, Humor und Fröhlichkeit.
Wann gilt ein Mensch heute als schön? Wann sendet eine Frau Signale der Schönheit aus, die sie so begehrenswert machen? Wenn sie eine kurvige Figur hat, wie einst Marilyn Monroe oder Brigitte Bardot mit Konfektionsgröße 42? Oder wenn ihr Körper eckig, fast kantig ist und der Busen flach gedrückt, wie bei Twiggy Ende der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts? Ist es der runde, aufreizende Po der typischen Brasilianerin, der so verlockend ist, oder die unübersehbare Oberweite eines West-Coast-Models? Ist es der wiegende Gang der Afrikanerin, oder sind es die Mandelaugen der Asiatin? Die Vielfalt dieser Reize geht leider immer mehr verloren; offenbar ist Exotik out und Standard in.
Heute kann man sagen, dass weltweit der cleane Sex eines uniformen westlichen Sportmodells als Vorbild gilt – am besten mit blonder Mähne und Körbchengröße 75 C, was in der Natur überhaupt nicht vorgesehen ist. Eine virtuelle Heidi Klum für alle. Frisch, fromm, fröhlich, unbeschwert. Sie kann auch ruhig, anders als Heidi Klum, ein bisschen doof sein, denn ein bisschen doof ist niedlich. Die große, unnahbare, individuelle Schönheit ist uns als Ideal verloren gegangen.
Wo sind die großen Diven von Hollywood geblieben?
Zwar können wir auch heute einige schöne und charismatische Frauen, wie etwa Liv Tyler, Cate Blanchett, Kate Winslett oder auch die Deutsche Martina Gedeck, auf der Leinwand bewundern; doch manchmal schwelge ich regelrecht im Rückblick auf die guten alten Zeiten des großen Films, als Stars noch Stars und Diven noch Diven waren, einige von ihnen überirdisch schön: Frauen wie Grace Kelly, Ingrid Bergman, Jean Harlow, Greta Garbo, Sophia Loren, Gina Lollobrigida, Claudia Cardinale, Audrey Hepburn, Marlene Dietrich, Hildegard Knef, Katherine Hepburn, Elizabeth Taylor, Romy Schneider, Olivia de Havilland, Vivian Leigh, Ava Gardner, Maria Schell, Isabelle Adjani, Cathérine Deneuve.
Nur wenige von ihnen waren/sind aus der Sicht des ästhetischen Chirurgen wirklich perfekt, aber alle waren/sind unverwechselbar. Sie verkörperten das Leben, die Liebe, die Leidenschaft, das Leid – und nicht irgendwelche Trends, die von der Schönheitsindustrie vorgegeben werden.
Ihre Natürlichkeit ist ehrlich oder wirkt(e) zumindest ehrlich, obwohl bei einigen von ihnen auch nachgeholfen wurde. Dezent und diskret. Bei Greta Garbo waren es die Zähne, bei Marlene Dietrich die Nase, und Rita Hayworth ließ sich den Haaransatz nach oben verschieben. Man könnte sicher auch fragen, ob bei der über 70-jährigen Sophia Loren am Dekolletee, das sie auch im Alter noch gern und üppig zeigt, alles noch echt und nur auf den lebenslangen Genuss von Spaghetti zurückzuführen ist. Aber das erschiene mir angesichts dieser wunderbar strahlenden Persönlichkeit doch zu unverschämt.
Ich möchte auch die unvergessene Hildegard Knef erwähnen, die Anfang der achtziger Jahre ziemlich verschnitten aus den USA zurückkehrte und sich mutig zu ihrer Schönheits-Operation bekannte, worüber sich Millionen von Spießern in Deutschland empörten. Später sagte sie: »Man braucht fünf Jahre, um sein Gesicht wiederzubekommen. Es muss neu eingeweint, eingelacht, eingedacht und eingefühlt werden.«
Diese poetische Ehrlichkeit hat mich tief berührt; sie ist für mich Teil jener magischen Schönheit, die wir für immer verloren haben.
5. Die Trophäenfrau
»Die Männer wollen Jugend, die Frauen Reichtum und Macht.« Professor Ute Frevert
Älterer Mann liebt junge Frau. Die
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