Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn

aber auch faltigen Marlboro-Cowboys ist heute total out. Er wurde längst abgelöst vom gepflegten Richard-Gere -Look, einem Typen, der gleichermaßen sensibel und männlich wirkt. Das Original hingegen lehnt (und streitet) jegliche chirurgische Manipulation seiner Schönheit ab; der bekennende Buddhist gibt sich mit den vielfältigen Möglichkeiten der Wiedergeburt zufrieden. Diese religiöse Demut haben viele seiner Kollegen nicht.
    Selbst Hollywood-Beau und Frauenliebling George Clooney , Jahrgang 1961, hat nachhelfen lassen: Als er mal wieder zum »Sexiest Man Alive« gewählt wurde, spottete er selbstironisch, was denn das für ein sexy Mann sei, der Fett auf Hüften und Krähenfüße an den Augen ansetze. Dann sagte er in einem Interview seiner Kollegin Julia Roberts, dass er sich die Augenlider habe straffen lassen, weil »ich es wichtig finde, wach auszusehen«.
    Sylvester Stallone , Jahrgang 1946, hat sich ebenfalls die Augen straffen lassen, auch sein Gesicht ist nun wesentlich glatter als zuvor. Allerdings sieht »Rocky« jetzt wie eine schlechte Karikatur seiner selbst aus.

    Gary Cooper , Jahrgang 1901, gestorben 1961, war wohl der erste Mann aus der Starriege von Hollywood, der zum Schönheitschirurgen ging. Die schweigsame Filmlegende (»12 Uhr mittags«) hasste ihren »Truthahnhals« und ließ straffen.
    Auch der Über-Mann John Wayne ; Jahrgang 1907, gestorben 1979, half in den sechziger Jahren bei seinen Krähenfüßen nach; plötzlich hatte der raubeinige Cowboy aller Cowboys einen fast faltenlosen Blick.
    Das wohl schönste Beispiel für Jugendlichkeit im Alter dürfte Cliff Richard sein, den ich wie viele Promis selbst kennenlernen durfte: Der englische Popsänger, Jahrgang 1940, sah jünger aus als je zuvor. Botox glättete ihm die Stirn so makellos, dass er seitdem wie ein ewiger Dreißigjähriger aussieht, allerdings mit starrem Dauerlächeln.
    Der Schmusesänger und legendäre Latin Lover Julio Iglesias , Jahrgang 1943, ließ sich 2001 die Haut am Kinn straffen. Hinterher meinte er, er könne niemandem den Eingriff empfehlen. Die Gefahr bestehe, dass »du am Ende vielleicht nicht mehr wie du selbst aussiehst«.
    Und Hollywoodstar Michael Douglas , Jahrgang 1944, wird immer wieder als Idol genannt, wenn ältere Männer gefragt werden, wie sie gern aussehen möchten. Zwei feine Narben hinter den Ohren sprechen dafür, dass Michaels relative Faltenlosigkeit kein Naturwunder, sondern reine Chirurgenkunst ist.
    In Deutschland sind prominente Männer wesentlich verhuschter, wenn sie zu ihren Schönheitsoperationen stehen sollen. Dennoch gehen viele von ihnen zum Chirurgen. Auch zu mir sind etliche Stars aus der Film- und TV-Branche sowie dem Showbusiness gekommen. Namen kann ich nicht nennen, sie unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht. Eine Ausnahme ist der Moderator, Schauspieler und Entertainer Carlo von Tiedemann , Jahrgang 1943, übrigens ein entfernter Verwandter des Dichters Heinrich von Kleist (1777-1811). Der NDR-Oldie verkündete 2005 via Schlagzeile: »Carlo von Tiedemann hat sich den Busen korrigieren lassen.« Er war nicht etwa unter die Transvestiten gegangen, sondern klärte die erstaunte Öffentlichkeit auf. »Das Fett wurde abgesaugt. Diese Alterstitten quälten mein Ego. Eines Tages kam ich aus der Dusche,
da sagte mein kleiner Sohn Nikolas mit seinen fünf Jahren: Guck mal, der Papa hat einen Busen.« Da ging der damals 61-Jährige in eine Klinik. »Ich war nur zwei Tage drin und bin mit einem Astral-Körper wieder raus.... Ab sofort kann ich bei jeder Mister-World-Wahl antreten.«
    Carlo von Tiedemann litt wie Millionen älterer Männer an einer Schwellung der Brustdrüsen, Gynäkomastie genannt. Sie kommt meist doppelseitig vor und wird entweder durch eine hormonell bedingte Vermehrung des Drüsengewebes ausgelöst oder durch Übergewicht und Alkoholmissbrauch. Die Operation dauert etwa eineinhalb bis zwei Stunden, sichtbare Narben bleiben nicht zurück, weil die Schnitte sehr klein sind und zudem unter der Brustfalte liegen. In den meisten Fällen ist jedoch keine OP notwendig. Die betroffenen Männer, die von der Gynäkomastie meist auch psychisch stark belastet sind, sollten den Alkohol absetzen. Vor allem der übermäßige Genuss von Bier kann eine Gynäkomastie entstehen lassen, weil Hopfenblüten pflanzliche Phyto-Östrogene enthalten, die einen Wuchs der hässlichen Männerbrust verursachen können. Außerdem vermehrt die hohe Kalorienzufuhr beim Konsum alkoholischer