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Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn

Titel: Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Mang
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leuchtenden Narben. Erst wenn alles hübsch verheilt ist, steigt die Patientin gut erholt ins Flugzeug und kehrt in neuer Schönheit nach Hause zurück.
    Trotz all dieser sicherlich verlockenden Vorteile habe ich grundsätzliche Bedenken: Zum einen sehe ich das südafrikanische Gesundheitswesen durch die wachsende Zahl der Schönheitsfarmen gefährdet. Für die meisten Ärzte und Krankenschwestern sind die Jobs in den Privatkliniken sehr verlockend; mit reichen Patienten überwiegend aus England, Deutschland, Kanada, den Niederlanden und Australien lässt sich eben mehr Geld verdienen als mit armen Südafrikanern. Die Befürchtung, dass der Run auf die Schönheitslodges zu erheblichen personellen Engpässen und Notlagen in den öffentlichen Krankenhäusern Südafrikas führt, ist nicht von der Hand zu weisen. Andererseits sehe ich auch die Gefahr, dass Ärzte ohne die entsprechende chirurgische Qualifikation vom Schönheitsbusiness angelockt werden und somit die notwendigen Sicherheitsstandards untergraben – ein kaum kalkulierbares Risiko.
Japan
    Im Land der aufgehenden Sonne profitiert die Schönheitschirurgie vom globalisierten Schönheitsideal. Immer mehr Japanerinnen wollen größere und rundere Augen, eine größere Nase mit mehr Profil, mehr Busen, mehr Kinn und schlankere Wangen. Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Japan über dreißig unterschiedliche Verfahren für die ästhetische Augenlid-Chirurgie. Doch erst seit etwa zwanzig Jahren haben die Schönheitsoperationen explosionsartig zugenommen. Die Preise entsprechen denen in Deutschland und liegen gelegentlich noch darüber. So gibt es für deutsche Schönheitstouristinnen kaum einen Anreiz, nach Japan zu reisen.

    Meist sind es Ästhetik-Salons, die den Frauen einen neuen, prowestlichen Liebreiz verleihen, was von den herkömmlichen Medizinern des Landes oft mit Misstrauen wahrgenommen wird. Japanische Frauen gehen zum Schönheitschirurgen, um ihre asiatische Erscheinung zu verändern – überwiegend aus beruflichen Gründen. Sie glauben, mit einem westlichen Äußeren habe man bessere Aussichten auf beruflichen Erfolg. Ich habe von einer jungen Frau gehört, die sich operieren ließ, weil sie sich in Tokio als Empfangsdame bewerben wollte. Nach der OP bekam sie tatsächlich die Stelle. Sie war rein optisch eine andere Frau geworden, aber sie dachte und empfand nach wie vor wie eine Japanerin. Wie soll so eine Widersprüchlichkeit auf Dauer gut gehen?
    Inzwischen ist es Brauch geworden, dass Eltern ihren minderjährigen Mädchen eine Schönheitsoperation schenken, um ihnen bessere Aussichten in der Schule und Hochschule wie auch im Berufsleben mitzugeben. Da kommen Mütter mit makellosen fünfzehnjährigen Töchtern; sie glauben wirklich, dass die Mädchen mit zu kleinen Augen und einer flachen Nase behindert sind. Und die Kinder bestehen in der Regel auf diesen Eingriffen, weil sie sich eine fast schon hysterische Abneigung gegen ihr japanisches Aussehen einreden und einreden lassen. Mit jedem Schnitt wird die eigene Identität verletzt und zerstört, bis nichts mehr übrig bleibt als das Abziehbild eines westlichen Modediktats, Trends, die morgen schon völlig anders aussehen können.
China
    Für das gewaltig aufstrebende Reich der Mitte gilt das Gleiche wie für Japan: Das westliche Schönheitsideal dominiert in einem Land, das die ungeahndeten Möglichkeiten des westlichen Kapitalismus verinnerlicht hat. Schönheitsoperationen an Augen, Nase, Brust und Beinen gelten mittlerweile schon als Statussymbol, für das sich niemand schämt. Im Gegenteil: Sie sind ein Zeichen neu gewonnenen Wohlstands oder gar Reichtums; und man zeigt gern, dass man nicht mehr aussieht wie ein Chinese. Die neue Hülle soll einen erfolgreicheren und besseren Menschen darstellen, einen, der mit der Zeit geht – eine Verleugnung der eigenen Kultur. Mit der Verwestlichung
von Gesicht und Figur wagt man sich nicht nur an Augen-, Nasen- und Brustvergrößerung, sondern auch an die hoch komplizierte, langwierige und häufig sehr schmerzhafte Verlängerung von Beinen. Im Gegensatz zu Japan werden diese Eingriffe oft sehr stümperhaft durchgeführt. Überall schießen sogenannte Schönheitssalons wie Pilze aus dem Boden. Sie versprechen ihrer leichtgläubigen Kundschaft »billige Chirurgie«, oft sogar ohne Klinikaufenthalt, ohne Narben und Nachwirkungen. Die Folge sind zum Teil grauenhafte Verstümmelungen, unter denen die Patienten manchmal ihr Leben lang zu leiden

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