Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn

Titel: Verlogene Schoenheit - Vom falschen Glanz und eitlen Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Mang
Vom Netzwerk:
verbessern die Attraktivität bzw. die Mobilität. Und das heißt: Sie verbessern entscheidend das Leben.

    Ich sehe an meiner Ehefrau Sybille, dass sie von Jahr zu Jahr attraktiver und interessanter wird und mehr Power als vor zwanzig Jahren hat. Außer einer Nasenkorrektur nach einem Skiunfall und ein bisschen Fettabsaugen am Bauch nach der Geburt des zweiten Kindes, hat sie keinerlei ästhetische Eingriffe hinter sich. Sie legt größten Wert auf schöne Dinge und gutes Aussehen.
    Jährlich empfinden über 500 000 Frauen über fünfzig genauso und gehen zum Schönheitschirurgen. Die häufigsten Eingriffe sind: Fettabsaugen, Brustkorrekturen. Lidstraffungen, Body Contouring, Lidstraffungen, Facelifts. Ich habe bei einer 58-Jährigen den Busen gestrafft, weil die Frau über permanente Entzündungen in der Brustumschlagfalte im Sommer klagte, außerdem wollte sie sich »verkleinern«. Sechs Monate nach der Operation sagte die Patientin, dass sie sich endlich wieder auch körperlich so fraulich fühle wie in ihrem Herzen. Eine andere Patientin, 64 Jahre alt, ließ sich die schon etwas schlaffen Oberarme und Oberschenkel straffen. Sie sagte mir bei einer Nachuntersuchung ein Jahr nach den Eingriffen, dass sie sich jetzt wieder ins Schwimmbad und in die Sauna traue. Auch ihr Liebesleben habe sich eindeutig gebessert.

Nur arrogante Menschen glauben, dass straffe Körper nur für Junge reserviert sind
    Diese Beispiele zeigen, dass es nicht darum geht, Jugend zu konservieren oder zurückzubekommen, sondern die Lebensqualität im sogenannten Alter zu steigern. Die herkömmliche Vorstellung, dass straffe Körper ausschließlich für junge Menschen reserviert sind, ist ebenso antiquiert wie arrogant und ungerecht; aber so denkt man nach wie vor in weiten Teilen der Gesellschaft. Vielleicht hat deshalb Phyllis Porter so viel Aufsehen erregt. Sie verweigerte sich schlichtweg der traditionellen Vorstellung, nach der alte Menschen gefälligst wie alte Menschen auszusehen haben. Die ehemalige Krankenschwester aus Lynnfield im US-Staat Massachusetts, Jahrgang 1920, ging mit über achtzig zum amerikanischen Schönheitschirurgen Sheldon Sevinor und sagte ihm wild entschlossen: »Ich
will alles, auch neue Brüste!« 2002 gab sie dem »Spiegel« ein Interview; es belegt, dass Phyllis Porter wesentlich spontaner, witziger und unkonventioneller ist als manche Vertreter der Generation ihrer Enkel.
     
    Spiegel: Mrs. Porter, wie geht es Ihnen?
    Porter: Bestens. Ich habe mich von meiner siebenstündigen Operation längst erholt. Sie war ein Erfolg: Ich bin jetzt über achtzig, sehe aus wie Anfang sechzig und fühle mich wie Mitte vierzig.
    Spiegel: Was genau haben Sie machen lassen?
    Porter: So viel ich mir leisten konnte: Intensiv-Peeling, Gesichtshaut- und Augenlifting, Auffüllen der Lippen, Botox-Injektionen und Brustimplantate. Ich hatte Glück mit Aktien, plötzlich waren 25 000 Dollar übrig.
    Spiegel: Die meisten Menschen hätten das Geld benutzt, um ihre Rente aufzubessern.
    Porter: Ich will leben und nicht wie meine Freunde nur noch darüber nachdenken, wie mein Grabstein aussehen soll. Ich habe bisher in meinem Leben immer nur das gemacht, was man von mir erwartet hat. Vor der Ehe hatte ich keinen Sex, und ich trug immer nur schlichte Unterwäsche. Ich wollte mein Leben ändern. Da kam mir die Kunst von Dr. Sevinor gerade recht.
    Spiegel: In Würde alt zu werden kam für Sie nicht infrage?
    Porter: Warum? Ich war unglücklich mit meinem Aussehen, es passte nicht zu meinem gefühlten Alter. Ich wollte wieder Tops tragen und mich begehrenswert fühlen. Mein Mann hat das Ganze sehr unterstützt. Und ob andere Menschern finden, dass ich jetzt künstlich oder würdelos aussehe, ist uns egal.
    Spiegel: Dürfen Ihre Enkelkinder Sie noch Oma nennen?
    Porter: Klar, und alle drei sind auch sehr stolz, dass ihre Oma jetzt fast jünger aussieht als die Mutter.

Patienten über sechzig wollen nur frischer sein und nicht die Jugend zurückhaben
    Ich finde es vollkommen in Ordnung, dass Phyllis Porter zum Chirurgen gegangen ist. Sie hat mit über achtzig ihr Leben noch mal in die Hand genommen. Selbstbestimmung nennt man das. Ich selbst habe zahlreiche Patientinnen über sechzig operiert, die aus genau den gleichen Gründen zu mir gekommen waren. Sie wollten nicht die Jugend zurückhaben, sondern ein Leben führen, dass ihrer inneren Dynamik entspricht. Und da, so glaube ich, wird eine Operation ein Beitrag zur sozialen Kompetenz.
    Eine

Weitere Kostenlose Bücher