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Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Titel: Verloren: House of Night 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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sorgfältig achtete. Fasziniert sah Neferet zu, wie ein erstes kleines Heubüschel Feuer fing, erst ein wenig flackerte und dann mit neuer Heftigkeit und einem mächtigen Wuuusch! gänzlich in Flammen aufging.
    Neferet blickte die lange Reihe geschlossener hölzerner Boxen entlang. Nur wenige dunkle Silhouetten waren darin zu sehen. Die meisten Pferde schliefen, andere kauten gemächlich vor sich hin, in träger Erwartung des Sonnenaufgangs, der ihnen ihre wohlverdiente Ruhe bringen würde, bis der Abend und damit die Schüler kommen würden – ein weiterer Schultag von unzähligen in einer eintönigen, niemals endenden Reihe.
    Sie blickte wieder auf das Heu. Schon stand ein ganzer Ballen in Flammen. Der Rauch trieb zu ihr her, und sie hörte das Knacken, mit dem das Feuer sich wie ein entfesseltes Ungeheuer weiterfraß und wuchs.
    Neferet wandte sich ab und schloss sorgfältig die dicke Tür zwischen Stall und Sporthalle. Mir scheint, nach dieser Nacht wird vielleicht nicht nur Stevie Rae trauern. Der Gedanke war sehr befriedigend. Sie kehrte der Sporthalle und dem Blutvergießen, das sie dort angerichtet hatte, den Rücken, ohne zu bemerken, wie eine kleine weiße Katze sich Shadowfax’ reglosem Körper näherte, sich neben ihm zusammenrollte und die Augen schloss.

Lenobia
    Die Pferdeherrin erwachte mit einem schrecklichen Vorgefühl. Verwirrt rieb sie sich das Gesicht. Sie war in dem Schaukelstuhl neben ihrem Fenster eingeschlafen, und dieses plötzliche Erwachen schien eher ein Albtraum zu sein als die Realität.
    »Ich werde noch verrückt«, murmelte sie. »Ich muss meine Mitte wiederfinden.« In der Vergangenheit hatte es ihr oft geholfen, zu meditieren, um sich zu beruhigen. Entschlossen nahm Lenobia einen tiefen Atemzug.
    Und mit diesem Atemzug roch sie es – Feuer. Ein brennender Stall, um genau zu sein. Sie biss die Zähne zusammen. Lasst mich in Ruhe, ihr Geister der Vergangenheit. Ich bin zu alt, um solche Spiele zu spielen. Doch ein ominöses Knacken brachte sie dazu, auch den Rest Schläfrigkeit von ihrem Verstand abzuschütteln, eilig ans Fenster zu treten und die schweren Vorhänge zur Seite zu ziehen. Als die Pferdeherrin auf ihren Stall hinabblickte, entfuhr ihr ein entsetzter Schrei.
    Es war kein Traum gewesen.
    Und auch keine Einbildung.
    Der Albtraum war Realität.
    Flammen leckten an den Gebäudemauern, und während sie noch hinstarrte, wurde die Doppeltür am Rande ihres Sichtfelds aufgestoßen, und die Silhouette eines hochgewachsenen Mannes führte ein großes graues Percheron und eine nachtschwarze Stute nach draußen. Sofort ließ er sie los und scheuchte sie auf die Wiese hinaus, weg von dem brennenden Stall, dann hastete er zurück ins flammende Innere des Gebäudes.
    Bei Travis’ Anblick erlosch jeder Zweifel, jede Furcht in Lenobia, und sie sprang auf.
    »Nein, Göttin. Nicht noch einmal. Ich bin kein verängstigtes Mädchen mehr. Diesmal wird es anders enden!«

Zwei
    Lenobia
    Sie stürzte aus dem Zimmer und rannte die kurze Treppe von ihrer Wohnung zu den Ställen im Erdgeschoss hinunter. Unter der Tür am Ende der Treppe kroch Rauch hindurch. Sie unterdrückte ihre Panik und presste die Hände gegen das Holz. Es fühlte sich nicht warm an, also riss sie die Tür auf und erfasste mit einem Blick die Situation im Stall. Am heftigsten brannte das Feuer am anderen Ende, wo Einstreu und Futter lagerten. Gleich daneben lagen sowohl Mujajis Box als auch die große Abfohlbox, in der Travis mit seiner Percheronstute Bonnie Quartier bezogen hatte.
    »Travis!«, brüllte sie, schirmte ihr Gesicht mit dem erhobenen Arm vor der wachsenden Hitze ab, rannte in den Gang und begann, Boxen zu entriegeln und die Pferde darin freizulassen. Raus, Persephone, raus!, vermittelte sie der Rotschimmelstute, die, vor Furcht erstarrt, ihre Box nicht verlassen wollte. Als das Tier an ihr vorbei zum Ausgang trabte, schrie sie ein zweites Mal: »Travis! Wo sind Sie?«
    »Ich lass die Viecher hier hinten frei!«, rief er aus der Ecke, wo der dichteste Rauch waberte. Im selben Moment donnerte von dort eine junge Graue auf sie zu und hätte sie fast umgetrampelt.
    »Ruhig, Anjo! Ruhig«, redete Lenobia auf das verängstigte Tier ein und trieb es zum Ausgang.
    »An den anderen Ausgang komm ich nicht ran, da brennt’s schon lichterloh. Ich –« Travis brach ab, als mit einem mörderischen Klirren die Fenster der Sattelkammer zerbarsten und es überall heiße Glasscherben regnete.
    »Hauen Sie da ab, Travis,

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