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Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Titel: Verloren: House of Night 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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große Kater so nahe, dass sie ihn berühren konnte. Nicht freundschaftlich – er rieb sich nicht an ihr, um sie aus Zuneigung mit seinem Duft zu prägen –, aber er kam. Sein Gehorsam war alles, was Neferet interessierte. Sie brauchte seine Zuneigung nicht – sie brauchte sein Leben.
    Die Tsi Sgili, die unsterbliche Gefährtin der Finsternis und einstige Hohepriesterin des House of Night, verspürte nur einen vagen Hauch von Bedauern, während sie mit der Linken über den graugestreiften Rücken des getigerten Maine Coon strich. Er hatte einen schlanken, athletischen Körper und ein weiches, dichtes Fell. Wie Dragon Lankford, der Krieger, den er sich ausgesucht hatte, war Shadowfax stark und im besten Alter. Wie schade, dass er einem größeren Ziel geopfert werden musste. Einem höheren Ziel.
    Neferets Bedauern war nicht so groß, dass sie gezögert hätte. Mit ihrer göttingegebenen Affinität zu Katzen sandte sie dem bereits vertrauensvollen Tier Wärme und Sicherheit. Während sie ihn mit der Linken streichelte, bis er einen Buckel machte und zu schnurren begann, ließ sie ihre Rechte, in der sie ihr rasiermesserscharfes Athame hielt, auf seine andere Seite wandern, und blitzschnell und sauber schnitt sie ihm die Kehle durch.
    Der große Kater gab keinen Laut von sich. Sein Körper bäumte sich auf, versuchte, von ihr wegzuzucken, doch ihre Hand krallte sich in sein Fell und hielt ihn dicht neben sich, so dass sein Blut heiß und dick über das Mieder ihres grünen Samtkleides sprudelte.
    Die Fäden der Finsternis, die sich stets um Neferet scharten, erbebten und pulsierten in freudiger Erwartung.
    Neferet ignorierte sie.
    Der Kater starb schneller, als sie geglaubt hätte, worüber Neferet nur froh war. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sie anstarren würde, aber selbst nachdem er auf dem Sandboden der Sporthalle zusammengebrochen war und sich nicht mehr gegen sie wehren, sondern nur noch flach atmend mit den Gliedern zucken konnte, ließ der Kater des Kriegers sie nicht aus den Augen.
    Noch während er lebte, fing sie rasch mit dem Zauber an. Mit der Klinge ihres Ritualdolchs zog sie einen Kreis um den sterbenden Shadowfax, so dass das Blut, das aus seinem Leib pumpte, sich darin sammelte wie in einem scharlachroten Miniatur-Burggraben.
    Dann drückte sie eine Handfläche in das frische, warme Blut, blieb dicht vor dem Kreis stehen, hob beide Hände – eine blutbeschmiert, die andere noch immer mit der scharlachblitzenden Klinge – und rezitierte:
    »Durch dieses Opfer stark und warm
    leih’ Finsternis mir ihren Arm.
    Aurox, höre mein Gebot
    und bringe Rephaim den Tod!«
    Neferet hielt inne und erlaubte den klebrigen Fühlern aus eisiger Schwärze, sich an sie zu schmiegen und um den kleinen Kreis herumzuwimmeln. Sie spürte, wie begierig, wie unersättlich und gefährlich sie waren. Doch vor allem waren sie mächtig.
    Um den Zauber zu vollenden, tauchte sie das Athame in das Blut und schrieb damit die letzten Worte der Beschwörung in den Sand:
    »Für diesen Preis aus Blut und Leben
    erfülle das Gefäß mein Streben!«
    Mit Aurox’ Bild vor ihrem geistigen Auge trat Neferet in den Kreis und stieß den Dolch so tief in Shadowfax’ Körper, dass er am Boden festgespießt wurde. Dann gab sie den Fäden der Finsternis die Erlaubnis, sich an dem Mahl aus Blut und Schmerz zu laben.
    Als der Kater allen Blutes beraubt und unwiederbringlich tot war, sprach Neferet: »Das Opfer ist gebracht, der Zauber gesprochen. Nun tut, wie ich befahl. Zwingt Aurox, Rephaim zu töten. Lasst Stevie Rae den Kreis brechen. Der Enthüllungszauber muss misslingen! Geht!«
    Wie ein Knäuel sich windender Schlangen glitten die Diener der Finsternis in die Nacht hinaus, fort von der Sporthalle, auf das Lavendelfeld zu, auf dem das Ritual bereits in vollem Gange war.
    Zufrieden lächelnd sah Neferet ihnen nach. Als eine besonders dicke Ranke aus Finsternis – so dick wie ihr Unterarm – sich peitschend durch die Tür zwischen Sporthalle und Stallungen schlängelte, hörte sie das Geräusch zerbrechenden Glases.
    Neugierig glitt die Tsi Sgili darauf zu. In Schatten gehüllt, sorgsam darauf bedacht, kein Geräusch zu verursachen, spähte sie in den Stall. Ihre smaragdfarbenen Augen weiteten sich in freudiger Überraschung. Das dicke Tentakel war ungeschickterweise gegen eine Gaslaterne gestoßen, die an einem Haken nicht weit von den ordentlich aufgestapelten Heuballen hing, auf deren Qualität Lenobia immer so

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