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Verloren

Verloren

Titel: Verloren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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aufrichtet. Dann geht er neben mir – dicht neben mir, offenbar hat er wirklich Angst, dass ich wieder fallen könnte – über die Straße und durch die Glastüren am Eingang des Hotels, die sich lautlos für uns öffnen. Die Rezeption ist gerade nicht besetzt, und obwohl ich Signora Bini sehr schätze, bin ich froh darüber, dass ich mit Matteo allein auf die Ankunft des betagten Fahrstuhls warten kann.
    Als er endlich kommt, und wir in der kleinen Kabine stehen, trennen uns nur wenige Zentimeter, und ich atme tief durch und balle die Hände zu Fäusten, damit ich nicht in Versuchung gerate, ihn zu berühren. Denn das will ich, und als ich den dunklen Ausdruck in seinen Augen sehe, weiß ich, dass er auch darüber nachdenkt. Was mich noch ein bisschen mehr ins Wanken geraten lässt.
    Es wäre so einfach, denke ich. Es fehlt gar nicht mehr viel. Noch ein kleines bisschen näher, ein kleines bisschen enger, und die Spannung zwischen uns schlägt wieder Funken, und dann wird es da enden, wo mein Körper will, dass es endet. Aber mein Herz ist vorsichtig geworden.
    Gegen Sex hätte Matteo vermutlich nichts. Solange ich danach nicht mit ihm diskutiere. Aber reicht mir das? Kann ich damit leben, dass er dann wieder geht?
    »Woher wusstest du, dass ich mich auf Santarellis Party nicht wohlfühle?«, frage ich leise.
    »Ich wusste es nicht. Ich wollte nur sichergehen«, erwidert er und hebt die Hand, streicht mir eine Haarsträhne hinter das Ohr. »Ich hatte das Gefühl, dass es nichts für dich ist.«
    Und ich interessiere ihn offenbar genug, dass er sich sofort ins Auto gesetzt hat und hingefahren ist, um sich davon zu überzeugen, dass es mir gut geht. Was bedeutet, dass ich ihm nicht egal bin, und was meinen Entschluss, nicht wieder schwach zu werden, noch weiter aufweicht.
    Die Fahrstuhlkabine kommt mit einem Ruck zum Stehen und die Türen öffnen sich, entlassen uns aus dem intimen kleinen Raum. Es ist nicht weit bis zu meinem Zimmer, nur ein paar Schritte, dann stehen wir vor der Tür, und während ich in meiner Tasche nach der Schlüsselkarte suche, zerspringt mein Herz fast in meiner Brust, weil es so schwer auszuhalten ist, dass er jetzt gleich wieder gehen wird. Wenn ich ihn nicht aufhalte …
    Matteo nimmt mir die Schlüsselkarte ab, als ich sie gefunden habe, und lässt sie in das Schloss gleiten. Ich bin ihm insgeheim dankbar dafür, denn meine Finger zittern ziemlich. Doch als die Tür offen ist und er einen Schritt zurücktritt, um mir Platz zu machen, bleibe ich stehen. Eins muss ich nämlich unbedingt noch wissen.
    »Hast du … bei der Party mitgemacht? Als du dort warst, meine ich. Hast du mitgemacht?«
    Matteo verzieht einen Mundwinkel. »Ich habe es mir angesehen.«
    Sofort taucht das Bild der beiden Männer und der rothaarigen Frau wieder vor meinem geistigen Auge auf, und ich gestehe mir ein, dass ich bei diesem Anblick nicht nur erschrocken war. Es hat mich auch erregt, und jetzt wieder daran zu denken, löst das mittlerweile vertraute Kribbeln in meinem Unterleib aus. Aber tun will ich es nicht – jedenfalls nicht mit Fremden. Die Vorstellung, dass Matteo mich so nimmt, wie der dunkelhaarige Mann die Frau genommen hat, oder dass ich ihn so befriedige, wie die Frau es mit dem Blonden getan hat, ist dagegen … sehr aufregend.
    Nur die Spielart, auf die Lorenzo steht, macht mir Angst, und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich Lust empfinden würde, wenn mich jemand mit voller Absicht erniedrigt und mir Schmerzen zufügt.
    »Und dieser Raum ganz hinten?« Ich weiß nicht, wie ich formulieren soll, was mich beschäftigt, aber Matteo versteht mich auch so.
    »Da hat mir ein Blick gereicht«, sagt er und lächelt schief. »Für mich gehören Sex und Gewalt nicht zusammen. Es sollte alles erlaubt sein, was beiden gefällt, aber ich mag es auf Augenhöhe und gleichberechtigt. Ich brauche nicht dieses Gefühl, dominant zu sein, und meine Partnerin muss sich mir auch nicht unterwerfen, damit ich auf meine Kosten komme. Im Gegenteil – das fände ich sogar ziemlich langweilig.«
    Erleichtert, dass er das genauso sieht wie ich, erwidere ich sein Lächeln. Er steht immer noch dicht vor mir – ich müsste nur die Hand ausstrecken und könnte sie auf seine Brust legen –, und als unsere Blicke sich treffen, wird dieses Gefühl, dieses Ziehen in meinem Bauch, so stark, dass ich mich nach hinten gegen den Türrahmen lehnen muss, um ihn nicht zu berühren.
    Und dann weiß ich plötzlich, dass es so

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