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Verloren

Verloren

Titel: Verloren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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einmal mit der gleichen Frau gesehen wird – und auch noch Hand in Hand, dann spricht sich das herum wie ein Lauffeuer, glaub mir.«
    Zum Glück ist mein Cappuccino auch gerade fertig und ich kann mich damit beschäftigen, mir die Tasse zu nehmen.
    »Wollen wir uns raussetzen?«, frage ich Adriana und deute mit einem etwas gezwungenen Lächeln auf die Dachterrasse. Das Thema möchte ich tatsächlich lieber nicht vertiefen, dafür ist das für mich selbst alles noch viel zu frisch – und viel zu zerbrechlich.
    Dabei stimmt, was sie sagt, ich verbringe seit jenem Abend nach der furchtbaren Party bei Santarelli sehr viel Zeit in dieser Villa – und mit ihrem Onkel.
    Die Vormittage gehören natürlich weiter Giacomo, doch sobald ich mit der Arbeit fertig bin, treffe ich mich mit Matteo, und wenn wir es schaffen, die Villa und sein Schlafzimmer zu verlassen – der Sex mit ihm ist nach wie vor unglaublich, und wir können einfach nicht voneinander lassen –, dann zeigt er mir Rom. Und so fliegen die Tage vorbei und kommen mir vor wie ein schöner Traum, den ich genießen könnte, wenn ich nicht ziemlich sicher wäre, dass ich daraus bald aufwachen muss.
    Deshalb ist mir Adrianas Kommentar so unangenehm – weil er eine Erinnerung daran ist, dass wir uns leider nicht im luftleeren Raum bewegen und irgendwann wieder mit der Realität – der Tatsache, dass unser Zusammensein nur auf Zeit ist, wenn nicht er oder ich einen entscheidenden Schritt tun und uns eine Lösung überlegen – konfrontiert sein werden. Das haben wir bisher einfach ausgeklammert. Matteo vermeidet das Thema, wie es mit uns weitergehen soll, seit jenem Morgen in meinem Hotelzimmer konsequent, und ich frage ihn auch nicht danach, vielleicht, weil ich ahne, dass es nur so lange gut gehen kann, wie ich nicht daran rühre.
    Dabei habe ich schon das Gefühl, dass sich etwas verändert hat. Matteo ist anders, zugänglicher, offener. Jedenfalls kommt es mir so vor. Und er nimmt wirklich oft meine Hand, wenn wir durch die Stadt laufen, oder legt ganz selbstverständlich den Arm um mich – so als wären wir ein normales, verliebtes Paar. Und das schneidet mir ins Herz, denn jedes Mal, wenn er das tut, wachsen meine Gefühle für ihn und mit ihnen der Wunsch, dass es so bleiben könnte, wie es jetzt gerade ist. Aber das geht nicht, ich muss ihn wieder verlassen, weil ich zu Hause nicht alles aufgeben kann. In mein Leben dort passt er beim besten Willen nicht rein – und außerdem bin ich auch noch komplett unsicher, ob er überhaupt eine Zukunft mit mir will, denke ich mit einem Anflug von Verzweiflung, während ich mich mit Adriana an den Tisch draußen unter der Pergola setze.
    Sie ahnt nichts von meinen Gedanken und strahlt mich immer noch an. »Ach ja, bevor ich’s vergesse – ich muss mich ja noch bei dir bedanken.«
    »Bei mir?« Ich runzle die Stirn, weil ich ihr schon wieder nicht folgen kann.
    »Wegen der Sachen, die du dir von mir leihen musstest. Matteo hat mir dafür eine Shopping Tour mit Aurora Biasini spendiert.« Als ich sie nur verständnislos ansehe, verdreht sie die Augen über meine unverzeihliche Wissenslücke. »Sie ist die angesagteste Personal Shopperin in ganz Rom. Die Stars stehen Schlange, um sich von ihr beraten zu lassen – und ich durfte zwei Stunden lang mit ihr in einem der teuersten Läden in Rom verbringen und mich komplett neu einkleiden lassen.« Stolz hält sie mir ihren Arm entgegen. »Hier, diesen Armreif hat sie ausgesucht, ist der nicht cool? Und die Ohrringe auch und so unglaublich geile Klamotten – und das hat Matteo alles bezahlt, nur weil ich dir ein altes Sweatshirt und eine Jeans überlassen musste.« Sie seufzt glücklich. »Papa ist immer noch sauer auf ihn deswegen. Er sagt, er verwöhnt mich – aber ich fand’s toll.«
    Ich lächle, weil ich es süß finde, wie sehr sie sich freut. Und es passt zu Matteo, dass er so etwas total Unverhältnismäßiges für Adriana tut – sie hat ganz eindeutig einen besonderen Platz in seinem Herzen, selbst wenn er sicher auch seine anderen Nichten und Neffen sehr schätzt. Davon hat er nämlich noch mehr, er hat mir erzählt, dass sein Bruder Luca noch zwei weitere Töchter hat, die allerdings erst neun und sieben sind, und dazu noch einen fünfjährigen Sohn. Und sein anderer Bruder Michele ist ebenfalls schon Vater, hat eine Tochter und zwei Söhne zwischen acht und drei Jahren. Aber Adriana, die älteste seiner Nichten, nimmt eine besondere Rolle in Matteos Leben

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