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Verloren

Verloren

Titel: Verloren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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wir das malerische Castel Gandolfo mit seinen verwinkelten Gassen und den hohen, alten Gebäuden hinter uns lassen und auf der Uferstraße am Lago Albano weiterfahren. Eigentlich sollten wir mittags bei Valentina sein, doch jetzt ist es schon kurz nach eins, was meine Nervosität nicht besser macht.
    »Wird sie nicht sauer sein, dass wir nicht pünktlich sind?«, erkundige ich mich bei Matteo, der jedoch nur einen Mundwinkel hebt.
    »So eng sieht sie das nicht, keine Sorge. Außerdem sind wir gleich da – es ist nicht mehr weit.«
    Mir wäre es trotzdem lieber gewesen, nicht als Letzte anzukommen, sodass alle schon da sind, um mich zu begutachten. Allerdings werde ich insgeheim das Gefühl nicht los, dass Matteo sich heute absichtlich sehr viel Zeit lässt. Erst hat er mich später als verabredet am Hotel abgeholt, und dann mussten wir noch das Geschenk für Valentina in einem winzigen Laden abholen. Dort hat er ewig lange mit dem Mann gesprochen, bei dem er es in Auftrag gegeben hatte, fast so, als hätte er es überhaupt nicht eilig, zu der Feier zu kommen. Als wäre es ihm unangenehm, dort mit mir aufzutauchen – was mir die Aussicht auf die nächsten Stunden nicht unbedingt leichter macht.
    Mit einem Seufzen wende ich den Kopf ab und blicke aus dem Fenster auf den ruhigen See. Er ist mit den hohen, bewaldeten Berghängen, die ihn umgeben, wirklich wunderschön, wirkt aber nicht annähernd so beruhigend auf mich, wie ich es mir wünschen würde.
    Ich fühle mich einfach schrecklich zerrissen. Einerseits freue ich mich auf die Gelegenheit, Valentina wiederzusehen, die ich auf dem Empfang sofort sehr sympathisch fand, und ich bin auch neugierig auf Matteos Brüder und ihre Familien. Andererseits ist es eigentlich viel zu früh für so einen Besuch, schließlich müssen wir noch wirklich viel klären.
    Nur wann dann, wenn nicht jetzt?, denke ich. Meine Zeit in Rom läuft unerbittlich ab. Und wenn ich wissen will, woran ich bei Matteo eigentlich bin, dann ist dieses Treffen mit seiner Familie vielleicht kein schlechter Weg, es herauszufinden.
    Außerdem ist es sowieso zu spät, es sich noch mal anders zu überlegen. Matteo bremst und biegt dann unvermittelt nach rechts in eine Einfahrt, die nach einem kurzen, steilen Stück durch ein geöffnetes Tor auf einen gepflasterten Hof führt, auf dem bereits mehrere Autos geparkt sind. Das dazugehörige Haus, eine sehr hübsche, sonnengelb gestrichene zweistöckige Villa, liegt am Hang, eingebettet in grüne Gärten und umgeben von Zypressen, die der Landschaft hier überall etwas typisch Südländisches geben. Genau wie die Nachbarhäuser, die in einigem Abstand stehen, fügt es sich harmonisch in die Umgebung ein. Es ist nicht protzig, zeugt aber dennoch davon, dass man es sich leisten können muss, hier, in dieser traumhaften Lage, ein Grundstück zu besitzen.
    Unsere Ankunft bleibt nicht unbemerkt, denn schon als Matteo aussteigt und um den Wagen herumkommt, um mir die Tür zu öffnen – sein Lächeln ist beileibe nicht das einzig Charmante an ihm – erschallen plötzlich laute Freudenschreie und eine ganze Horde Kinder stürmt aus dem Haus auf uns zu.
    » Zio! Da bist du ja endlich!«, ruft der kleine schwarzhaarige Junge, der Matteo zuerst erreicht, und Matteo nimmt ihn hoch und wirbelt ihn durch die Luft, was ihn vor Freude quietschen lässt. »Hast du uns was mitgebracht?«
    »Na, was denkst du?«, fragt Matteo zurück und stellt ihn wieder auf den Boden, um auch die anderen zu begrüßen. Es sind drei Mädchen und zwei Jungs, und da ich davon ausgehe, dass es seine Neffen und Nichten sind, scheinen sie fast vollzählig versammelt. Nur Adriana fehlt und offenbar auch der kleine Sohn von Michele, denn einen Dreijährigen kann ich nicht entdecken. Den Jüngsten, den Matteo gerade auf dem Arm hatte, schätze ich auf ungefähr fünf.
    »Du hast!«, verkündet der Kleine vollkommen überzeugt, und Matteo greift grinsend auf den Rücksitz des Cabriolets, wo er eine große Tüte verstaut hat. Ich hatte sie beim Einsteigen bemerkt, aber mir war nicht klar, dass es Mitbringsel für die Kinder sind.
    »Hast du wirklich daran gedacht, Zio? «, fragt das Mädchen, das als einziges keine schwarzen, sondern lange kastanienbraune Haare hat, und er legt ihr lächelnd das erste Paket in die Hände, das in der Tüte ist.
    »Oh, danke!« Offenbar weiß sie genau, was es ist, denn sie presst es glücklich gegen ihre Brust. Auch die anderen werden der Reihe nach von Matteo beschenkt,

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