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Verlorene Illusionen (German Edition)

Verlorene Illusionen (German Edition)

Titel: Verlorene Illusionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Utensilien, die man zum Brennen der Weine des Angoumois braucht, die, wie man weiß, alle die Branntweine liefern, die angeblich aus Cognac kommen.
    »Oh! aber hier bin ich ja wie in einer Fabrik, Holz und Kessel sind da«! rief David.
    »Also, auf morgen,« sagte der alte Séchard; »ich schließe euch jetzt ein und lasse meine beiden Hunde los; ich bin sicher, daß euch niemand Papier bringt. Zeig mir morgen deinen Bogen, so erkläre ich, daß ich dann dein Teilhaber werde; das Geschäft wird dann klar und in Ordnung sein.«
    Kolb und David ließen sich einschließen und verbrachten etwa zwei Stunden damit, die Zweige zu zerbrechen und vorzubereiten, wobei sie sich zweier eichener Bohlen bedienten. Das Feuer sprühte, das Wasser kochte. Gegen zwei Uhr morgens hörte Kolb, der weniger beschäftigt war als David, ein Geräusch, das weniger wie ein Seufzen als wie das Rülpsen eines Trunkenen klang. Er nahm eine der beiden Kerzen und sah sich überall um; endlich gewahrte er das violette Gesicht des alten Séchard in einer kleinen viereckigen Öffnung, die sich über der Tür befand, durch die man aus dem Vorratsraum in die Brennkammer gelangte und die durch leere Fässer verstellt war. Der boshafte Alte hatte seinen Sohn und Kolb durch die äußere Tür, durch die die Fässer zur Ablieferung hinausgerollt wurden, in die Brennkammer geführt. Diese zweite, innere Tür war dazu da, die Fässer aus dem Vorratsraum in die Brennkammer zu rollen, ohne den Umweg über den Hof zu machen.
    »Oh, Papa,« rief Kolb, »so haben wir nicht gewettet, Sie wollen Ihren Sohn begaunern ... Wissen Sie, was Sie tun, wenn Sie eine Flasche Wein trinken? Sie geben einem Spitzbuben zu saufen!«
    »Oh, Vater!« sagte David.
    »Ich wollte hören, ob Ihr etwas braucht«, brachte der Winzer kleinlaut und beinahe ernüchtert heraus.
    »Und aus Interesse für uns haben Sie eine kleine Leiter genommen?« fragte Kolb und öffnete die Tür, nachdem er den Eingang freigemacht hatte. Er sah den Alten im Hemd auf einer kleinen Leiter stehen.
    »Du wirst dich erkälten«, rief David.
    »Ich glaube, ich bin ein Nachtwandler«, sagte der Alte, der sich sehr schämte und herunterstieg.
    »Weil du deinem Vater nicht getraut hast, hatte ich schlechte Träume. Ich träumte, du wärest mit dem Teufel im Bunde, um das Unmögliche möglich zu machen.«
    »Der Teufel, das ist Ihre Leidenschaft für die kleinen Goldfüchse«, rief Kolb.
    »Leg dich wieder hin, Vater«, sagte David, »schließ uns ein, wenn du willst, aber spar dir die Mühe, wiederzukommen: Kolb wird Posten stehen.«
    Am nächsten Tage um vier Uhr verließ David die Brennkammer, nachdem er alle Spuren seiner Arbeit entfernt hatte, und brachte seinem Vater dreißig Bogen Papier, deren Feinheit, Weiße, Festigkeit und Stärke nichts zu wünschen übrigließen und die als Wasserzeichen die ungleich starken Striche von den Fäden des Haarsiebes zeigten. Der Alte nahm diese Proben und prüfte sie als alter Bär, der seit jungen Jahren gewohnt war, die Papiere auf diese Weise zu untersuchen, mit der Zunge, er fuhr mit der Hand darüber, zerknüllte sie, faltete sie, unterwarf sie all den Proben, die die Typographen anwenden, um die Qualität des Papiers festzustellen; und obwohl er nichts zu tadeln wußte, wollte er sich doch nicht besiegt geben.
    »Man müßte sehen, was unter der Presse daraus wird«, sagte er, um seinen Sohn nicht loben zu müssen.
    »Komischer Mensch!« rief Kolb.
    Der Alte, der kaltblütig geworden war, verbarg die Unentschlossenheit, die er nur spielte, unter der väterlichen Würde.
    »Ich will dich nicht täuschen, Vater; dieses Papier, scheint mir, stellt sich noch zu teuer, ich will noch das Problem lösen, es in der Bütte zu leimen. Nur diesen Vorteil muß ich noch erobern...«
    »Ah, du wolltest mich fangen!«
    »Würde ich es dir dann sagen? Ich leime wohl schon in der Bütte; aber bis jetzt verbindet sich der Leim nicht gleichmäßig mit meinem Brei, das Papier wird rauh wie eine Bürste.«
    »Schön. Vervollkommne das mit dem Leimen in der Bütte, und dann bekommst du mein Geld.«
    »Mein Herr wird Ihr Geld nie zu sehen bekommen!«
    Offenbar wollte der Alte David für die Schande, die er in dieser Nacht erlebt hatte, strafen, und so behandelte er ihn mehr als kalt.
    »Vater,« sagte David, der Kolb hinausgeschickt hatte, »lch bin dir nie böse gewesen, daß du deine Druckerei zu einem unmäßigen Preis eingeschätzt hast und daß du sie mir lediglich nach deiner

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