Verlorene Illusionen (German Edition)
Sous. Also wird für das Ries von zwölf Pfund für drei Franken geleimtes Zeug gebraucht. Ich bin sicher, das Gewicht der Bücher um die Hälfte zu vermindern. Der Umschlag, der Brief, die Proben sind verschiedene Fabrikate. Ich umarme Dich, wir werden glücklich sein, nichts hat uns gefehlt als Vermögen.«
»Hier,« sagte Eva zu ihrem Schwiegervater und reichte ihm die Proben, »geben Sie Ihrem Sohn den Preis Ihrer Ernte und lassen Sie ihn sein Glück machen, er gibt Ihnen zehnmal wieder, was Sie ihm geben, denn die Erfindung ist gelungen!«
Der alte Séchard eilte spornstreichs zu den Cointet. Dort wurde jede Probe untersucht und peinlich geprüft: die einen waren geleimt, die andern ohne Leim; ihr Preis war mit drei Franken bis zu zehn Franken fürs Ries bezeichnet; die einen waren von metallischer Härte, die anderen weich wie Chinapapier; alle möglichen Schattierungen des Weiß waren vertreten. Juden, die Diamanten prüfen, hätten nicht gierigere Augen machen können, als die der Cointet und des alten Séchard waren.
»Ihr Sohn ist auf gutem Wege«, sagte der dicke Cointet.
»Schön, dann bezahlen Sie seine Schulden«, versetzte der alte Drucker.
»Sehr gern, wenn er uns zu Teilhabern nehmen will«, erwiderte der große Cointet.
»Sie sind Räuber,« rief der alte Bär, »Sie verfolgen meinen Sohn unter dem Namen Métivier und wollen, daß ich Sie bezahle, weiter nichts. Bin nicht so dumm, ihr Herren!«
Die beiden Brüder sahen sich an, aber es gelang ihnen, ihre Überraschung über den Scharfsinn des Geizhalses zu unterdrücken.
»Wir sind keine solchen Millionäre, um das Diskontgeschäft zum Vergnügen zu betreiben,« erwiderte der dicke Cointet; »wir wären glücklich genug, wenn mir unsere Lumpen bar bezahlen könnten, und wir geben unserm Händler immer noch Wechsel.«
»Man muß einen Versuch im großen machen,« fügte der große Cointet kühl hinzu, »denn was in einem Suppentopf gelingt, mißglückt vielleicht, wenn es im großen hergestellt werden soll. Machen Sie Ihren Sohn frei.«
»Ja, aber wird mein Sohn, wenn er in Freiheit ist, mich zum Teilhaber nehmen?« fragte der alte Séchard.
»Das ist nicht unsere Sache«, sagte der dicke Cointet. »Glauben Sie, guter Mann, daß es genügt, wenn Sie Ihrem Sohne zehntausend Franken geben? Ein Erfinderpatent kostet zweitausend Franken. Man muß Reisen nach Paris machen; dann ist es, bevor man sich auf das Unternehmen einläßt, wie mein Bruder gesagt hat, klug, tausend Ries zu fabrizieren und ganze Bütten zu riskieren, damit kein Zweifel bleibt. Sehen Sie, gegen nichts muß man mißtrauischer sein als gegen Erfinder. Ich für mein Teil«, sagte der große Cointet, »liebe das Brot, wenn es ausgebacken ist.«
Der Alte überlegte die ganze Nacht das Dilemma hin und her. »Bezahle ich Davids Schulden, so ist er frei; und wenn er frei ist, braucht er mich nicht als Teilhaber. Er weiß wohl, daß ich ihn mit unserer ersten Teilhaberschaft hineingelegt habe, er wird sich nicht zum zweitenmal darauf einlassen wollen. Mein Interesse wäre also, daß der Unglücksmensch ins Gefängnis kommt ...«
Die Cointet kannten den alten Séchard gut genug, um zu wissen, daß sie das Geschäft zusammen machen würden. Also sagten diese drei Männer: »Um eine Gesellschaft zu bilden, die auf dem Geheimnis begründet ist, bedarf es der Versuche; und um diese Versuche zu machen, muß David Séchard freigemacht werden. Ist David frei, so entkommt er uns.«
Jeder hatte überdies einen kleinen Hintergedanken. Petit-Claud sagte sich: »Nach meiner Verheiratung werde ich von der Verbindung mit den Cointet frei sein; aber bis dahin halte ich sie fest.«
Der große Cointet sagte sich: »Ich hätte David lieber hinter Schloß und Riegel, dann wäre ich der Herr.«
Der alte Séchard sagte sich: »Wenn ich seine Schulden bezahle, sagt mein Sohn ›danke schön‹, und damit fertig.«
Eva, die von dem Winzer bestürmt wurde und der er drohte, sie würde aus dem Hause gejagt, wollte weder das Asyl ihres Mannes verraten noch auch nur ihm vorschlagen, freies Geleite anzunehmen. Sie war nicht sicher, ob sie David ein zweites Mal ebenso gut verborgen halten könnte, und antwortete daher ihrem Schwiegervater: »Machen Sie Ihren Sohn frei, dann werden Sie alles erfahren.«
Die vier Interessenten standen also vor einem gedeckten Tisch, und keiner wagte es, sich zum Mahl zu setzen, weil jeder fürchtete, es könnte ihm einer zuvorkommen; alle beobachteten und mißtrauten
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