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Verlorene Illusionen (German Edition)

Verlorene Illusionen (German Edition)

Titel: Verlorene Illusionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Stockwerk gelangte. Das Haus war in einer kleinen Straße hinter dem neuen Justizpalast gelegen, der damals im Bau stand und erst nach 1830 fertig geworden ist. Diese Einzelheiten sind für das Verständnis dessen, was Kolb erlebte, nicht unnütz. Der Elsässer hatte sich ausgedacht, dem Gerichtsvollzieher gegenüber den Vorwand zu brauchen, er wollte ihm seinen Herrn verraten, um so zu erfahren, welche Fallen man ihm stellte, und ihn vor ihnen zu schützen. Die Köchin öffnete ihm. Kolb sprach den Wunsch aus, Herrn Doublon in Geschäftssachen zu sprechen. Die Köchin war ärgerlich, daß sie, während sie ihr Geschirr abwusch, gestört wurde, öffnete die Tür zum Bureau und sagte zu Kolb, den sie nicht kannte, er sollte da auf den Herrn warten, der im Augenblick in seinem Arbeitszimmer eine Besprechung hätte; dann teilte sie ihrem Herrn mit, ein Mann wollte ihn sprechen. Man war so sehr gewohnt, diesen Ausdruck »ein Mann« für einen Bauern anzuwenden, daß Doublon sagte: »Er soll warten!«
    Kolb setzte sich an die Tür, die zum Arbeitszimmer führte.
    »Also, wie wollen Sie vorgehen? Denn wenn wir ihn morgen früh erwischen können, wäre Zeit gewonnen«, sagte der dicke Cointet.
    »Er hat seinen Namen Gimpel nicht gestohlen, nichts ist leichter«, rief Cérizet.
    Als Kolb die Stimme des dicken Cointet erkannte, hauptsächlich aber, als er die beiden Sätze hörte, erriet er sofort, daß es sich um seinen Herrn handelte, und sein Staunen wuchs, als er die Stimme Cérizets hörte.
    »Der Bursche hat sein Brot gegessen!« rief er entsetzt.
    »Liebe Kinder,« sagte Doublon, »hört, was wir tun müssen. Wir stellen unsere Leute in großen Abständen zwischen der Rue de Beaulieu und der Place du Mûrier in allen Himmelsrichtungen auf, so daß sie dem Gimpel, dieser Spitzname gefällt mir, folgen können, ohne daß er es merken kann. Wir verlassen ihn nicht, bis er in das Haus getreten ist, wo er sich geborgen glaubt; wir lassen ihm einige Tage Sicherheit, dann treffen wir ihn dort eines schönen Tages vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang.«
    »Aber was tut er in diesem Augenblick? Er kann uns entkommen«, sagte der dicke Cointet.
    »Er ist zu Hause,« sagte Doublon; »wenn er ausginge, würde ich es erfahren. Einer meiner Gehilfen steht auf der Place du Mûrier auf seinem Posten, ein anderer an der Ecke des Justizpalastes und ein dritter dreißig Schritte von meinem Hause. Wenn unser Mann fortginge, würden sie pfeifen; und er hätte noch keine drei Schritte gemacht, ohne daß ich es auf diesem telegraphischen Wege erfahren hätte.«
    Die Gerichtsvollzieher gaben ihren Bütteln den ehrbaren Namen ›Gehilfen‹.
    Kolb hatte auf einen so günstigen Zufall nicht gerechnet; er verließ leise das Bureau und sagte zu dem Mädchen: »Herr Doublon ist lange beschäftigt, ich werde morgen früh wiederkommen.«
    Der Elsässer, der früher bei der Kavallerie gedient hatte, war auf einen Gedanken gekommen, den er sofort ausführte. Er eilte zu einem Pferdevermieter, den er kannte, suchte sich bei ihm ein Pferd aus, ließ es satteln und lief in größter Eile zu seinem Herrn zurück. Er fand Frau Eva in der tiefsten Niedergeschlagenheit.
    »Was gibt es, Kolb?« fragte der Drucker, als er an dem Elsässer eine zugleich freudige und erschreckte Miene bemerkte.
    »Sie sind von Spitzbuben umstellt. Das Sicherste ist, den Herrn zu verbergen. Hat die Frau daran gedacht, ihn irgendwo hinzubringen?«
    Der wackere Kolb gab Aufschluß über den Verrat Cérizets, über die Überwachungsposten in der Nähe des Hauses, über den Anteil, den der dicke Cointet an der Sache nahm, und so konnte kein Zweifel sein, daß Menschen dieser Art jede List gegen David anwenden würden. Sie sahen ein, daß seine Lage schlimm war.
    »Die Cointet sind es, die gegen dich vorgehen,« rief die arme Eva in Verzweiflung, »und deswegen hat Métivier sich so hart gezeigt. Sie sind Papierfabrikanten, sie wollen dein Geheimnis.«
    »Aber was tun, um ihnen zu entkommen?« rief Frau Chardon.
    »Wenn die Frau einen guten Ort weiß, wo man den Herrn hinbringen kann,« sagte Kolb, »verspreche ich, ihn hinzubringen, ohne daß es je einer erfährt.«
    »Geht zu Basine Clerget, aber nur bei Nacht,« erwiderte Eva, »ich werde alles mit ihr besprechen. In dieser Lage kann ich mich ganz auf Basine verlassen.«
    »Die Spione werden dir folgen,« sagte endlich David, der wieder etwas Geistesgegenwart bekam; »es handelt sich darum, ein Mittel zu finden, Basine zu

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