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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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denn?«
    »Ich stelle mir das nur gerade vor.« Grace wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »›Haben Sie Angst vor einer festen Bindung? Sind Sie die Single-Bars leid? Dann rufen Sie Fantasy, Incorporated, an und sprechen Sie mit Desiree, Delilah oder Dee-Dee. Orgasmus garantiert oder Geld zurück. Wir akzeptieren alle gebräuchlichen Kreditkarten.‹ Himmel, ich sollte wirklich auf Werbetexter umsatteln.«
    »Ich habe diese Sache nie als Witz angesehen.«
    »Du hast überhaupt nur sehr wenige Dinge im Leben leichtgenommen«, entgegnete Grace, wenn auch freundlich. »Hör mal, wenn der nächste Kunde anruft, darf ich dann neben dir sitzen und mithören?«
    »Nein.«
    Grace zuckte nach dieser Ablehnung nur die Achseln. »Na ja, da können wir später nochmal drüber reden. Wann essen wir denn?«
    Als sie in dieser Nacht, angefüllt mit Pasta und Wein, in das Bett in Kathleens Gästezimmer schlüpfte, fühlte Grace eine Nähe zu ihrer Schwester, wie sie sie schon lange nicht mehr verspürt hatte. Wann war Kathleen zuletzt so lange aufgeblieben, hatte mit ihr getrunken und wie mit ihrer besten Freundin geredet? Es fiel Grace nicht leicht, sich einzugestehen, daß es eigentlich nie so zwischen ihnen abgelaufen war.
    Kathleen unternahm endlich etwas Außergewöhnliches, und parallel dazu fing sie endlich an, auf eigenen Beinen zu stehen und sich um sich selbst zu kümmern. Solange ihre Schwester sich damit nicht in Schwierigkeiten brachte, war Grace nicht nur vollauf damit einverstanden, sondern geradezu begeistert darüber. Kathleen übernahm die Kontrolle über ihr Leben. Und allem Anschein nach ging es ihr richtig gut dabei.
     
    In dieser Nacht lauschte er drei Stunden lang und wartete auf sie. Doch Desiree meldete sich nie. Natürlich hörte er andere Frauen, die exotische Namen trugen und sehr sexy Stimmen hatten, aber keine von ihnen kam Desiree nahe. Er lag zusammengerollt in seinem Bett, stellte sie sich vor und versuchte auf diese Weise, zum Höhepunkt zu gelangen, doch leider reichte das nicht. So streckte er schließlich frustriert und verschwitzt alle viere aus und fragte sich, wann er endlich den nötigen Mut aufbringen würde, Desiree aufzusuchen.
    Bald, schwor er sich. Wie würde sie sich freuen, ihn endlich persönlich kennenzulernen. Desiree würde ihn einlassen und ihn dann auf diese Weise entkleiden, wie sie es ihm am Telefon immer beschrieb. Und dann durfte er sie berühren. Wo immer er wollte. Ja, er würde sie schon sehr bald aufsuchen.
    Im schattigen Mondlicht erhob er sich und setzte sich an seinen Computer. Er wollte sie noch einmal sehen, bevor er sich schlafen legte. Der Terminal erwachte mit leisem Summen zum Leben. Seine schlanken, geschickten Finger tippten rasch ein paar Befehle ein. Sekunden später erschien sie auf dem Bildschirm: Desirees Adresse.
    Sehr bald schon.

2. Kapitel
    Grace hörte das leise Dröhnen, das nicht vergehen wollte, und machte den Wein dafür verantwortlich. Sie stöhnte nicht und beschwerte sich auch nicht über den Kater; schließlich hatte man ihr schon in früher Kindheit beigebracht, daß jeder Sünde, gleichgültig, ob läßlich oder schwer, die Bestrafung folgte. Dieser Grundsatz war einer der wenigen Aspekte ihrer katholischen Erziehung, die sie auch als Erwachsene nicht abgelegt hatte.
    Die Sonne stand schon am Himmel, und ihre Strahlen drangen mühelos durch den dünnen Vorhang am Fenster. Um dem grellen Schein zu entgehen, vergrub sie ihr Gesicht im Kissen. Dem Licht entfloh sie damit, dem Dröhnen jedoch nicht. Grace konnte nicht mehr einschlafen, und das ärgerte sie wirklich.
    Mit dem Gedanken an Aspirin und Kaffee stieg sie schließlich aus dem Bett. Erst jetzt erkannte sie, daß das schreckliche Geräusch nicht in ihrem Kopf war, sondern von draußen kam. Grace kramte in ihrer Tasche und zog schließlich einen abgetragenen Samtmorgenmantel heraus. Zu Hause in ihrem begehbaren Kleiderschrank hing einer aus Seide, ein Geschenk eines früheren Liebhabers. Ihre Erinnerungen an ihn waren voller Zärtlichkeit, aber trotzdem bevorzugte sie den alten Morgenmantel. Noch nicht ganz wach, stolperte sie zum Fenster und zog den Vorhang auf.
    Ein wunderbarer Tag erwartete sie, leicht kühl und voll von den Düften des Frühlings und der erwachenden Erde. Ein Maschendrahtzaun trennte Kathleens Garten vom Nachbargrundstück. Ein vernachlässigter und leicht verwilderter Forsythienstrauch wuchs daran. Er gab sich redliche Mühe zu erblühen, und in

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