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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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das Glas dann auf die Anrichte. »Ich glaube, ich gehe mir etwas die Beine vertreten.«
    »Tut mir leid.« Kathleen lehnte mit geschlossenen Augen am Herd. »Ich habe es nicht so gemeint. Ich wollte nicht barsch werden.«
    »Ist schon in Ordnung.« Normalerweise gehörte es nicht zu Grace’ Charaktereigenschaften, rasch zu vergeben, aber hier stand sie ihrer einzigen Schwester gegenüber. »Warum setzt du dich nicht einfach für ein paar Minuten hin? Du siehst ziemlich erschöpft aus.«
    »Nein, ich habe heute abend Telefondienst, und ich möchte das Essen fertig haben, bevor der Apparat zum erstenmal läutet.«
    »Ich kann mich doch um das hier kümmern.« Sie nahm ihre Schwester am Arm und setzte sie auf einen Stuhl. »Was kommt denn in den Topf?«
    »Die Tüte, die noch in der Einkaufstasche liegt.« Kathleen griff in ihre Handtasche, holte ein Fläschchen heraus und entnahm ihm zwei Tabletten.
    Grace kramte in der Einkaufstasche. »Oh, Nudeln in Knoblauchsoße. Toll.« Sie riß die Tüte auf und schüttete den Inhalt in den Topf, ohne sich mit der Lektüre der Zubereitungsanleitung aufzuhalten. »Ich möchte nicht, daß du mir wieder gleich an die Kehle springst, aber hast du nicht Lust, dir alles von der Seele zu reden?«
    »Da ist nichts. Ich habe nur einen langen, harten Tag hinter mir.« Sie schluckte die Tabletten ohne Wasser. »Und ich muß noch ein paar Klassenarbeiten durchsehen.«
    »Tja, dabei kann ich dir leider nicht helfen. Aber wie wäre es denn, wenn ich für dich den Telefondienst übernehme?«
    Kathleen setzte ein schiefes Grinsen auf. »Nein, danke.«
    Grace holte die Salatschüssel aus dem Schrank und setzte sie auf den Tisch. »Ich brauchte ja nur die Anrufe entgegenzunehmen und Notizen für dich zu machen.«
    »Nein. Und wenn du nicht bald die Nudeln umrührst, kleben sie am Boden fest.«
    »Oh!« Um keinen neuen Streit zu provozieren, wandte Grace sich gleich dem Topf zu. In dem Schweigen, das nun folgte, hörte sie, wie das Fleisch anfing zu brutzeln. »Nächste Woche ist Ostern. Bekommst du da nicht ein paar Tage frei?«
    »Fünf, mit dem Wochenende.«
    »Warum unternehmen wir dann nicht einen Kurztrip? Stürzen uns in das Getümmel in Fort Lauderdale und bekommen ein bißchen Farbe, oder?«
    »Kann ich mir nicht leisten.«
    »Dann laß dich von mir einladen, Kath. Komm, gib dir einen Ruck, wird bestimmt ein großer Spaß. Erinnerst du dich noch an unser letztes Jahr auf der High School, als wir so lange unsere Eltern angebettelt haben, bis sie uns fahren ließen?«
    »Du hast das Betteln übernommen«, entgegnete Kathleen.
    »Wie auch immer, am Ende sind wir gefahren, oder? Drei Tage lang nur Partys und Sonne. Und wir haben mindestens ein Dutzend Jungs kennengelernt. Kannst du dich noch an diesen Joe oder Jack erinnern, der versucht hat, durch das Fenster unseres Motelzimmers einzusteigen?«
    »Ja, aber bloß, weil du ihm erzählst hast, ich wäre ganz scharf auf ihn.«
    »Na, das warst du doch auch, oder? Der arme Tropf hat sich dabei fast umgebracht.« Grace lachte, stach nach ein paar Nudeln und fragte sich, ob sie schon gar waren. »Gott, was waren wir damals jung und unerfahren. Zum Teufel damit, Kathy, wir beide sehen immer noch knackig genug aus, daß ein paar College-Jungs bei unserem Anblick Stielaugen kriegen.«
    »Trinkgelage und College-Bengel interessieren mich aber nicht. Davon abgesehen habe ich mich für das Wochenende in den Dienstplan eintragen lassen. Jetzt schalte die Nudeln auf eins herunter und wende die Steaks.«
    Grace gehorchte und sagte nichts mehr, während Kathleen den Tisch deckte. Es ging Grace nicht ums Saufen oder um Jungs; sie wollte nur das alte Gefühl zwischen ihr und ihrer Schwester wiedererleben. »Du arbeitest wirklich zu viel«, sagte sie.
    »Ich bin leider nicht in deiner Lage, Gracie. Und ich kann es mir ganz bestimmt nicht leisten, den ganzen Nachmittag auf der Couch zu liegen und Illustrierte zu lesen.«
    Grace griff nach ihrem Weinglas und biß sich auf die Zunge. Es hatte mehr als einen Tag gegeben, an dem sie zwölf Stunden und mehr vor dem Bildschirm gehockt, und Nächte, in denen sie bis drei Uhr in der Frühe gearbeitet hatte. Und auf Lese-Tourneen war sie bis tief in der Nacht auf den Beinen und besaß dann nur noch genug Energie, um ins Bett zu fallen und in einen ohnmachtsähnlichen Schlaf zu fallen. Zugegeben, sie konnte sich glücklich schätzen angesichts ihres Erfolgs, und auch heute noch erstaunten sie manchmal die Summen, die auf

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