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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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den Kopf. Sie sah so ganz anders aus als die Frau in seinen Träumen. Desiree hatte schwarzes und nicht blondes Haar. Und sie trug auch keine schwarze oder weiße Reizwäsche, sondern einen ganz gewöhnlichen Rock und eine einfache Bluse. In seiner Verwirrung blieb Jerald in der Tür stehen und konnte sie nur anstarren.
     
    Als ein Schatten auf ihren Schreibtisch fiel, blickte Kathleen auf und erwartete schon, Grace zu sehen. Als sie den Besucher erblickte, bekam sie nicht gleich einen Schrecken. Der junge Mann, der sie so unentwegt anstarrte, war vermutlich einer ihrer Schüler. Sie straffte ihre Gestalt und verwandelte sich von einem Moment auf den anderen in die Lehrerin zurück.
    »Wie sind Sie hier hereingekommen? Wer sind Sie?«
    Nicht seine Miene beunruhigte sie, sondern seine Stimme, die sie dann hörte. Alles andere um sie herum verschwamm, und sie nahm nur noch seine Worte wahr. Er trat lächelnd auf sie zu. »Du brauchst nicht überrascht zu tun, Desiree. Ich habe dir doch versprochen, daß ich kommen würde.«
    Als er in den Lichtschein trat, bekam sie es mit der Angst zu tun. Man mußte nicht Psychologie studiert haben, um einen Wahnsinnigen zu erkennen. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.« Der junge Mann hatte sie Desiree genannt, aber das war doch unmöglich. Niemand konnte wissen, wer sich hinter diesem Namen verbarg. Sie suchte auf dem Schreibtisch nach einer Waffe und versuchte gleichzeitig, die Entfernung zur Tür abzuschätzen. »Wenn Sie nicht auf der Stelle verschwinden, rufe ich die Polizei.«
    Er lächelte immer noch. »Woche um Woche habe ich deiner Stimme gelauscht. Und, endlich, letzte Nacht hast du mich aufgefordert, zu dir zu kommen. Hier bin ich nun, bereit für dich.«
    »Sie müssen verrückt sein. Ich habe noch nie mit Ihnen gesprochen.« Kathleen zwang sich zur Ruhe. »Sie haben sich geirrt, und jetzt bitte ich Sie zu gehen.«
    Da war sie, Desirees Stimme. Er hätte sie unter Tausenden, unter Millionen wiedererkannt. »Jede Nacht habe ich dir zugehört. Jede Nacht.« Sein Glied war so steif, daß es schon weh tat, und sein Mund war wie ausgedörrt. Jerald hatte vorhin wohl nicht richtig hingesehen, denn sie war wirklich blond und begehrenswert schön. Vermutlich war eben das Licht falsch auf sie gefallen, oder er hatte sich von ihrem Zauber verwirren lassen. »Desiree«, flüsterte er, »ich liebe dich.«
    Ohne den Blick von ihr zu wenden, öffnete er seinen Gürtel. Kathleen bekam ihren Briefbeschwerer zu fassen, riß ihn hoch und sprang zur Tür. Der Schlag streifte seinen Kopf nur.
    »Du hast es mir versprochen.« Sie befand sich in seiner Gewalt. Dünne, drahtige Arme legten sich wie Stahlklammern um ihre Hüfte. Sein Atem ging stoßweise, während er seine Wange an die ihre preßte. »Du hast mir versprochen, mit mir die Dinge anzustellen, über die du am Telefon immer sprichst. Und ich will sie alle. Deine Stimme reicht mir jetzt nicht mehr, Desiree, ich verlange mehr von dir.«
    Ein Albtraum, dachte Kathleen. Desiree war doch nur eine Erfindung. Ein Schutz für sie und ein Traum für die Kunden. Aber Träume fügten einem normalerweise keine Gewalt zu. Noch während sie sich wehrte, hörte sie, wie ihre Bluse aufgerissen wurde. Seine Hände waren überall, und sie konnte ihn nicht abwehren, sosehr sie auch um sich schlug und trat. Als sie ihn in die Schulter biß, schrie er, zwang sie aber im gleichen Moment zu Boden und schob ihren Rock hoch.
    »Du hast es versprochen. Du hast es versprochen«, sagte Jerald immerzu. Er fühlte jetzt ihre Haut. Sie war warm und weich, genauso wie er sich das vorgestellt hatte. Nun konnte ihn nichts mehr aufhalten.
    Als sie spürte, wie er in sie eindrang, fing sie an zu schreien.
    »Aufhören.« Die Leidenschaft explodierte in seinem Kopf, aber nicht ganz so, wie er sich das wünschte. Desirees schrille Schreie stachen in seine Gedanken und verdarben ihm die ganze Freude. Das durfte nicht sein. Er hatte so lange auf diesen Moment gewartet, viel zu lange. »Ich habe gesagt, du sollst aufhören!« Er stieß härter zu, um zum Höhepunkt all ihrer Versprechen zu gelangen. Aber Desiree hörte nicht auf zu brüllen. Sie zerkratzte ihn, doch der Schmerz steigerte nur sein Verlangen – und seinen Zorn. Sie hatte ihn belogen. So, wie es jetzt geschah, hatte Desiree es nie beschrieben. Sie war eine Lügnerin und eine Hure – und trotzdem begehrte er sie immer noch.
    Kathleen bekam eine Hand frei, holte weit aus, stieß gegen den Telefontisch und

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