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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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lange ist sie schon tot?« Ed notierte sich alles in einem Büchlein, während er sich bemühte, nicht dauernd an Grace denken zu müssen. Er konnte es sich jetzt einfach nicht leisten, sie in seinem Kopf zu haben. Wenn er nur daran dachte, daß sie wie eine zerbrochene Puppe nebenan auf der Couch hockte, würde er irgendein Detail, womöglich etwas entscheidend Wichtiges, nicht mitbekommen oder übersehen.
    Der Gerichtsmediziner klopfte sich an die Brust. Das Chili mit Zwiebeln, das er zum Abendbrot gegessen hatte, machte sich immer wieder bemerkbar. »Höchstens zwei Stunden«, antwortete er und warf einen Blick auf seine Uhr, »eher weniger. Ich würde meinen, zwischen einundzwanzig und dreiundzwanzig Uhr. Sobald ich sie auf dem Tisch habe, kann ich was Genaueres sagen.« Er gab zwei Männern ein Zeichen. Noch während er sich mühsam erhob, wurde Kathleen Breezewood schon in einen schwarzen Plastiksack gelegt. Die Männer gingen sehr gründlich vor, und ihr Tun hatte etwas Endgültiges an sich.
    »Ja. Danke.« Ben zündete sich eine Zigarette an und studierte den Kreideumriß auf dem Teppich. »Hat den Anschein, als hätte er sie überrascht. Die Hintertür wurde aufgebrochen. War ein Kinderspiel. Überrascht mich nicht, daß sie davon nichts mitbekommen hat.«
    »Ist eine ruhige Gegend hier«, murmelte Ed. »Die Leute hier schließen nachts nicht einmal ihre Wagen ab.«
    »Ich weiß, trifft einen um so härter, wenn in der eigenen Nachbarschaft so etwas geschieht.« Ben wartete auf eine Antwort, erhielt aber keine. »Wir müssen mit ihrer Schwester reden.«
    »Ja.« Ed schob das Notizbuch in die Tasche. »Können Sie noch ein paar Minuten warten, bevor Sie den Sack hier hinaustragen?« Er nickte dem Gerichtsmediziner zu und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer. Vorhin hatte er Grace nicht davor bewahren können, auf die Leiche zu stoßen. Sie mußte jetzt nicht auch noch mitbekommen, wie ihre Schwester nach draußen befördert wurde.
    Ed fand sie, wo er sie zurückgelassen hatte. Grace kauerte immer noch auf dem Sofa. Ihre Augen waren geschlossen, und er hoffte, sie habe endlich Schlaf gefunden. Doch dann starrte sie ihn an. Ihre Augen waren groß und trocken. Er hatte schon oft genug Menschen gesehen, die unter Schock standen, um sofort zu erkennen, in welchem Zustand sie sich befand.
    »Ich kann es einfach nicht verändern.« Ihre Stimme schwankte nicht, doch sie sprach so leise, daß er kaum etwas verstehen konnte. »Die ganze Zeit schon versuche ich, die Szene neu zu strukturieren: Ich bin früh zurückgekommen und nicht ausgegangen. Kath hat beschlossen, den heutigen Abend mit mir zu verbringen. Aber nichts will funktionieren.«
    »Grace, kommen Sie bitte mit in die Küche. Wir trinken eine Tasse Tee und reden.«
    Sie nahm die Hand, die er ihr reichte, erhob sich aber nicht. »Nichts klappt, weil es schon viel zu spät ist, um noch etwas ändern zu können.«
    »Das tut mir leid, Grace. Warum kommen Sie jetzt nicht mit mir?«
    »Sie haben Kathy doch noch nicht fortgeschafft, oder? Ich muß sie noch einmal sehen, bevor …«
    »Aber nicht jetzt.«
    »Ich muß warten, bis sie sie mitnehmen. Ist mir klar, daß ich nicht mit ihr gehen kann. Deshalb muß ich warten. Schließlich ist sie meine Schwester.« Sie verließ die Couch, begab sich aber nicht in die Küche, sondern stellte sich in die Diele, um dort zu warten.
    »Laß sie besser in Ruhe«, riet Ben Ed, der ihr nachgehen wollte. »Sie braucht das jetzt.«
    Ed stieß die Hände in die Hosentaschen. »Niemand braucht so etwas.«
    Er hatte andere gesehen, die einem geliebten Menschen einen letzten Gruß mit auf den Weg geben wollten. Doch nach all diesen Szenen, nach so vielen Opfern, spürte er nichts mehr dabei. Aber hier und jetzt zwang er sich, wenigstens etwas zu empfinden, und sei es auch noch so wenig.
    Grace stand mit zusammengepreßten Händen da, als Kathleen an ihr vorbeigetragen wurde. Keine Tränen traten in ihre Augen. Sie suchte tief in sich nach einer Regung, fand aber keine. Dabei wollte sie nichts lieber, als Schmerz und Trauer zu empfinden, brauchte das jetzt unbedingt. Doch aller Kummer schien sich in irgendeinem abgelegenen Winkel verkrochen zu haben und sie leer zurückzulassen. Als Eds Hand sich auf ihre Schulter legte, fuhr sie nicht zusammen und bekam auch keine Gänsehaut. Sie atmete lediglich tief ein.
    »Jetzt müssen Sie mir sicher Fragen stellen, oder?«
    »Nur, wenn Sie dazu bereit sind.«
    »Ja.« Grace räusperte sich. Ihre

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