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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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und sich gesagt, daß ihre Schwester bestimmt einen im Nachtschränkchen neben dem Bett aufbewahren würde. Dort war sie tatsächlich auf Stifte gestoßen, aber auch auf die Valiumflaschen.
    »Du hast ja keine Ahnung, was nervliche Belastung bedeutet«, hatte Kathleen ihr vorgehalten. »Du weißt ja nicht einmal, was wirkliche Probleme sind. Alles, was dir je untergekommen ist, hat sich auf wunderbare Weise in das verwandelt, wie du es sehen und haben wolltest. Ich aber habe meinen Mann verloren. Und meinen Sohn. Wie kannst du es da wagen, mir vorschreiben zu wollen, was ich gegen meine ständigen Kopfschmerzen unternehmen soll?«
    Grace hatte nicht die richtigen Worte gefunden, denn in ihr hatten nur Zorn und Vorwürfe getobt. Nun stell dich dem endlich, verdammt nochmal. Versuch wenigstens einmal in deinem Leben, einer Sache objektiv entgegenzutreten. Warum hatte sie ihrer Schwester nicht sagen können: Ich möchte dir helfen. Ich bin für dich da. Das hatte sie ihr nämlich eigentlich erklären wollen. Aber dafür war es jetzt zu spät. Wenn sie jetzt nach unten ginge, würde sie nur eine Reaktion erzielen, gleichgültig ob sie schimpfte, flehte oder schrie: Sie würde wie gegen eine Wand reden. Grace hatte diese Wand schon früher bei Kathleen erlebt: an dem Tag, an dem sie mit einem langjährigen Freund Schluß gemacht hatte; an dem Morgen, als Grace die Hauptrolle in der Theateraufführung der Klasse erhalten hatte.
    Familie. Man wandte sich nicht ab, wenn es um die Familie ging. Nach einem langen Seufzer lief Grace die Treppe hinunter.
    Kathleen befand sich in ihrem Arbeitszimmer. Die Tür war zu. Grace nahm sich fest vor, nicht noch einmal aus der Haut zu fahren, und klopfte an: »Kath?« Sie erhielt keine Antwort, stellte aber fest, daß die Tür nicht abgesperrt war. Sie stieß sie langsam auf. »Kath, es tut mir leid.«
    Ihre Schwester las erst den Test eines Zehntkläßlers zu Ende, bevor sie aufblickte. »Du mußt dich nicht entschuldigen.«
    »Okay.« Sie hat sich wieder beruhigt, dachte Grace, wußte aber nicht, ob dafür die Tabletten verantwortlich waren. »Hör zu, ich habe mir überlegt, ich laufe rasch nach nebenan und teile Ed mit, daß wir uns besser für einen anderen Abend verabreden. Und dann können wir beide uns in aller Ruhe unterhalten.«
    »Es gibt zwischen uns nichts mehr zu bereden.« Kathleen legte die durchgesehene Arbeit auf einen Stapel und nahm sich eine neue vor. Sie war viel zu ruhig. Das konnte nur das Valium bewirkt haben. »Außerdem habe ich heute wieder Telefondienst. Geh du ruhig aus und mach dir einen schönen Abend.«
    »Kathy, ich mache mir Sorgen um dich. Du bist doch meine Schwester, und ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch.« Das war von Kathleen durchaus ernst gemeint, und sie wünschte, es wäre ihr möglich, diese Liebe deutlicher zu zeigen. »Du brauchst dir um mich wirklich keine Sorgen zu machen. Ich weiß genau, was ich tue.«
    »Sieht doch ein Blinder, wie sehr du unter Streß stehst. Ich möchte dir so gern helfen.«
    »Das ist wirklich nett von dir.« Kathleen strich eine falsche Antwort rot an und fragte sich, woran es wohl liegen mochte, daß ihre Schüler einfach nicht mehr Aufmerksamkeit aufbrachten. Überhaupt schien Aufmerksamkeit heutzutage aus der Mode gekommen zu sein. »Ich komme schon zurecht. Vorhin habe ich dir gesagt, wie froh ich bin, daß du zu mir gekommen bist. Das habe ich wirklich so gemeint. Und ich kann nur hoffen, daß du möglichst lange bleibst – solange du dich nicht in alle möglichen Dinge einmischst.«
    »Ach, Liebes, mit einer Valiumabhängigkeit ist nicht zu spaßen. Ich möchte nicht, daß dir etwas zustößt.«
    »Ich bin nicht abhängig.« Kathleen schrieb eine Vier minus unter den Test. »Sobald ich meinen Kevin zurückhabe, ist mein Leben wieder in Ordnung, und dann brauche ich die Tabletten nicht mehr.« Sie lächelte zuversichtlich und nahm sich die nächste Arbeit vor. »Hör endlich auf, dir Sorgen zu machen, Gracie. Ich bin kein kleines Mädchen mehr.« Das Servicetelefon klingelte, und sie verließ den Schreibtisch und setzte sich dort auf den Stuhl. »Ja?« Kathleen nahm einen Bleistift in die Hand. »Ja, ich nehme ihn. Geben Sie mir bitte die Nummer.« Sie notierte sich die Rufwahl und legte dann auf. »Gute Nacht, Liebes. Ich lasse das Verandalicht für dich an.«
    Grace zog sich zurück, weil ihre Schwester bereits die Nummer auf dem Block anwählte. In der Diele nahm sie den Mantel vom Haken, wo Kathleen

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