Verlorene Liebe
warf ihn um. Der Apparat landete neben ihrem Kopf auf dem Boden.
Jerald nahm die Schnur, wickelte sie Desiree um den Hals und zog sie fest zusammen, bis das Schreien aufhörte.
»Ihr Partner ist also mit einer Psychiaterin verheiratet.« Grace kurbelte das Fenster herunter, bevor sie sich eine Zigarette anzündete. Das Dinner hatte ihr gutgetan. Nein, berichtigte sie sich, Ed hatte ihr gutgetan. Man konnte sich mit ihm wirklich über alles unterhalten, und er hatte eine so niedliche und lustige Art, die Dinge des Lebens zu betrachten.
»Sie haben sich bei einem Fall kennengelernt, an dem wir vor ein paar Monaten gearbeitet haben.« Ed hielt an der Kreuzung tatsächlich an. Immerhin war Grace nicht Ben. Grace ließ sich überhaupt mit niemandem auf der Welt vergleichen. »Die Geschichte interessiert Sie vielleicht, denn da ging es um einen Serienmörder.«
»Ehrlich?« Bislang war es ihr noch nie in den Sinn gekommen, ihre Faszination für Morde zu hinterfragen. »Dann hat die Psychologin wohl ein Profil des Täters erstellt, oder?«
»Ganz genau.«
»Und hat sie gute Arbeit geleistet?«
»Sie ist die Beste auf ihrem Gebiet.«
Grace nickte und mußte an Kathleen denken. »Ich würde sie gern einmal kennenlernen. Vielleicht veranstalten wir bei uns eine Dinner-Party. Kathleen kommt einfach nicht genug unter Leute.«
»Sie machen sich ziemlich viele Gedanken um sie, nicht wahr?«
Grace seufzte leise, als sie um die Ecke bogen. »Tut mir leid. Ich wollte Ihnen bestimmt nicht den Abend verderben. Trotzdem befürchte ich, keine angenehme Unterhaltung gewesen zu sein.«
»Ich habe mich doch gar nicht beschwert.«
»Ja, aber nur, weil Sie ein so höflicher Mensch sind.« Er fuhr auf die Einfahrt, und sie beugte sich zu ihm und küßte ihn auf die Wange. »Warum kommen Sie nicht noch auf einen Kaffee herein? Ach so, habe ich ganz vergessen, Sie trinken ja nur Tee. Ich setze Ihnen einen Tee auf und mache alles wieder gut.«
Grace war schon aus dem Wagen, noch ehe er eine Chance hatte, auszusteigen und ihr die Tür zu öffnen. »Sie müssen doch überhaupt nichts wiedergutmachen.«
»Ich könnte noch etwas Gesellschaft vertragen. Kathy liegt bestimmt schon im Bett, und ich habe noch keine Lust zu schlafen.« Sie kramte in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel. »Wir könnten zum Beispiel besprechen, wann Sie mich auf dem Revier herumführen. – Verdammt, ich weiß doch, daß er hier irgendwo sein muß. Die Suche würde mir wirklich leichter fallen, wenn meine liebe Schwester das Verandalicht angemacht hätte. Ah, da ist er ja.« Grace sperrte die Haustür auf und ließ den Schlüssel dann achtlos in die Manteltasche fallen. »Warum setzen Sie sich nicht ins Wohnzimmer und schalten die Stereoanlage ein, während ich in der Küche Ihren Tee aufbrühe?«
Sie entledigte sich im Gehen ihres Mantels und ließ ihn gedankenlos auf einen Sessel fallen. Ed fing ihn rasch auf, als er zu Boden gleiten wollte, und legte ihn ordentlich zusammen. Das Stück roch nach ihr. Dann nannte er sich in Gedanken einen Narren und legte den Mantel rasch wieder auf den Sessel. Er trat ans Fenster und begutachtete die Vorhangschienen. Seit er ein eigenes Haus besaß, hatte er es sich zur Angewohnheit gemacht, sich in anderen Wohnungen umzusehen und Ideen zu holen. Während er mit einem Finger darüber fuhr, stellte er sich vor, wie sich das wohl an seinen Fenstern machen würde.
Ed hörte, wie Grace mehrmals den Namen ihrer Schwester rief. Anfangs klang es wie eine Frage, dann wie Entsetzen.
Er fand sie neben dem Körper Kathleens auf den Knien. Sie rüttelte ihre Schwester an den Schultern und schrie sie an. Als Ed Grace hochzog, wehrte sie sich wie eine Furie.
»Lassen Sie mich los. Verdammt nochmal, loslassen! Es ist Kathy!«
»Gehen Sie nach nebenan, Grace.«
»Nein, es ist meine Schwester. Lieber Gott, so lassen Sie mich doch los! Sie braucht mich.«
»Gehen Sie in ein anderes Zimmer.« Er hielt sie fest an den Schultern und schob sich zwischen sie und Kathleen. Dann schüttelte er sie durch. »Sie gehen jetzt sofort in einen anderen Raum. Ich kümmere mich um Ihre Schwester.«
»Aber ich muß ihr doch …«
»Bitte, hören Sie mir jetzt gut zu.« Er sah ihr direkt in die Augen. Aber er wußte nicht, wie er sie beruhigen sollte, und er entdeckte hier auch keine Decke, die er ihr hätte umlegen können. »Gehen Sie in ein anderes Zimmer. Und rufen Sie die Polizei an. Neun-eins-eins. Haben Sie das verstanden?«
»Ja.« Sie
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