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Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)

Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)

Titel: Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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angewachsene Gruppe, viel zu wenig Lebensmittel bei sich hatten.
    „Das regeln wir nachher“, sagte Pavel, der sah, wie das letzte Stück Brot gerade in Eliskas Mund verschwand.
    „Ich habe noch etwas Geld“, sagte Eliska kauend. Sie streckte sich, griff sich in die Hosentasche und holte ein paar Münzen heraus.
    „Behalte d ein Geld, meine Kleine. Ich habe da so meine Quellen“, sagte Pavel. Sein schiefes Grinsen verriet, dass er nicht daran dachte, für die Lebensmittel zu bezahlen.
    Matej griff sich nervös an den Nacken. Ihm wurde klar, was sein neuer Freund vorhatte. Bislang hatte er noch nie für Essen stehlen müssen. Und er hatte auch nicht vor, dieses Tabu zu brechen.
    „Nein, wir werden das nicht tun“, sagte er energisch.
    Pavels Kopf flog zu ihm herum. Er schob seine Unterlippe hervor und nickte.
    „Ich sehe, euch ist es bisher noch nicht wirklich schlecht gegangen, sonst würdet ihr euch den Luxus , ehrlich zu bleiben, nicht mehr leisten können.“
    Langsam stand Pavel auf. „Deine Entscheidung, Matej. Aber erwartet dann von mir nicht mehr, dass ich etwas mit euch teile.“
    „Das brauchst Du auch nicht zu tun“, antwortete Matej kampfeslustig.
    Pavel streckte sich, nahm sich seinen grünen Parka und warf ihn sich mit einer schnellen Bewegung über die Schultern. Er nickte in die Runde, hob die Hand.
    „Bis nachher“, sagte er.
    „Bleib hier“, sagte Matej, halb bittend, halb klang es auch wie ein Befehl.
    „Du darfst auch gerne mitkommen, ich könnte jemanden gebrauchen, der Schmiere steht.“
    Matej stützte sich auf seine Handflächen.
    „Nein!“
    „Wie Du willst“, sagte Pavel und hob die Hände vor sich, mit den Handflächen nach vorne. Er zog die Augenbrauen kurz hoch, als würde er Matejs Entscheidung kaum bedauern. Dann ging er zur Türe, schob die Decke zur Seite und war schon im schwarzen Schlund des Treppenabgangs verschwunden.
    Matej, der ihm mit einem seltsamen Mischmasch aus widerstrebenden Gefühlen hinterherblickte, wandte sich zu Tereza herüber. „Was hätte ich denn tun sollen?“
    „Ist schon gut, Matej“, antwortete seine Schwester. Die veränderte Situation brachte ihr neue Gedanken. Keine Angenehmen. Doch war es unwandelbar, zusammen mit den schlechten Gedankenflügen kamen auch die üblen Fantasien wieder zutage.
    Mit einem Satz sprang Matej auf und rannte auf den dunklen Vorhang zu. Bevor er sich ebenfalls in den dunklen Abgang stürzte, blickte er noch einmal verzweifelt zu seiner Schwester herüber.
         *
    Bad Elster
    Carola Pütz versuchte, Trost in dem Gedanken zu finden, dass die Polizei einen Pädophilen überführt hatte. Wenn man jemanden, der über sechzig Jahre alt war und Sex mit einem Schulkind hatte, als Pädophilen bezeichnen durfte.
    Sex mit einem Mädchen, was mehrmals versucht hatte, sich die Pulsadern zu öffnen. Ein hilfloser Schrei der Verzweiflung, der in einer kalten Welt verhallte, wie eine einzelne Münze, die man in einen tiefen Brunnenschacht warf.
    Ja, sie empfand kein Mitleid für den Mann, der von der Polizei abgeführt worden war.
    Die ganze Szene hatte sie von ihrem Tisch aus mit ansehen können. Eigentlich war es nicht ihr Tisch, sondern der, an dem Frau Güstrow residierte. Anders konnte man es nämlich nicht mehr benennen. Wie eine Traube drängten sich die weiblichen Kurgäste um den Tisch. Was seit zwei Tagen diesen Reiz ausgelöst hatte, vermochte Pütz nicht, zu ergründen. Sie versuchte, es auch nicht wirklich. Frau Güstrow hatte sie zu sich gebeten, um ihr eine belanglose Frage zu stellen, auf die Pütz ihr eine ebenso belanglose Antwort gab.
    Sie stand noch artig neben der Frau, als ihr Blick wie zufällig, durch die beiden geöffneten Flügeltüren des Speisesaals, hinüber zur Rezeption fiel. Uniformierte Beamte durchquerten schnell die Eingangshalle, sie erkannte die gedrungene Gestalt von Kommissar Schmidt, der sich mit Franziska Eichhorn unterhielt.
    Jetzt ist sie dran.
    Aber nein, sie war nicht dran. Schmidt und zwei Beamte gingen weg und kamen nach Ablauf von nicht einmal zehn Minuten mit Herrn Bartolomay wieder zurück. Carola Pütz hatte sich von der Traube, die sich um den Tisch von Frau Güstrow versammelt hatte, gelöst und war auf dem Weg nach rechts, als sich die Holztüre öffnete und einer der Beamten Herrn Bartolomay vor sich herschob.
    So war sie die Erste, die von der Verhaftung des Mannes erfuhr. Kommissar Schmidt grüßte im Vorbeigehen mit einem Nicken und einem dahingeworfenen:

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