Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)
schrie Tereza und riss sich von Schuberths Hand los. Die Gestalt auf der Treppe blieb unschlüssig stehen, als sie die Personen auf sich zukommen, sah.
Tereza stürzte auf ihren Bruder zu, den sie sofort erkannt hatte. „Was ist mit ihr? Was ist passiert?“, schrie sie.
Sie hatte die Treppe erreicht, stolperte beinahe ihrem Bruder vor die Füße.
„Ich weiß es nicht. Sie ist wieder ohnmächtig!“
„Was?“
„Ist das Eliska? Was ist mit ihr passiert?“, fragte auch Katharina Schuberth, als sie die Treppe erreicht hatte.
„Ich weiß es nicht. Als ich hochkam, war dort dieser Mann … Eliska lag wie benommen da.“
„Was für ein Mann?“, fragte Schuberth sofort. Sie griff nach der Decke, in der Eliska gewickelt lag, um sich selber einen Eindruck zu machen. Das Kind sah selbst im fahlen Licht blass aus.
„Wo ist dieser Mann jetzt?“
Matej zögerte mit der Antwort. Er blickte seine Schwester an.
Pütz und Winterhalter hörten atemlos zu. Sie verstanden kein Wort von dem, was Schuberth mit den Kindern sprach.
Was war hier passiert?
„Oben“, stammelte Matej, „Ich glaube … ich glaube, er ist tot!“
„Was? Tot?“
„Ich weiß es doch auch nicht …“, jammerte Matej. Schuberth bat Winterhalter, Matej die Decke mit Eliska abzunehmen.
„Wir holen sofort einen Notarzt für die Kleine“, sagte sie und zückte ihr Handy. An Matej gewandt, sagte sie: „Zeigst Du uns den Mann, bitte? Frau Pütz, würden Sie …?“
Als Gerichtsmedizinerin war sie die richtige Person, einen Toten zu begutachten. Carola Pütz nickte und gab Matej ein Zeichen, vorwegzugehen. Als Pütz durch die Tür ging, hörte sie die ruhige Stimme von Katharina Schuberth, die auf Tschechisch einen Rettungswagen rief. Dann krachte die Tür ins Schloss und sie folgte Matej, der etwas zögerlich, die Stufen hinaufging.
„Los“, herrschte sie den Jungen an, der sofort verstand, was sie meinte.
Die nächste Etage hinauf nahm er zwei Stufen auf einmal, sodass Pütz jetzt Mühe hatte, dem Jungen, zu folgen. Pütz ergriff den Handlauf, um einigermaßen mithalten, zu können.
Auf dem obersten Absatz spürte Pütz Dielen unter ihren Füßen. Neben dem Geländer führte eine Holztreppe hinauf auf den Speicher.
Sie brauchte nicht zu fragen, wo es langging, denn Matej stieg bereits behände die steile Holztreppe hinauf. Es war mehr eine Leiter, als eine Treppe. Pütz setzte den ersten Fuß auf die Holzplanke, wartete so lange, bis Matej hinaufgeklettert war. Dann setzte sie einen Fuß vor den anderen; sie traute der alten Treppe nicht, da sie gesehen hatte, in welchen Zustand das Geländer teilweise war. Solche Treppen kannte sie aus alten Windmühlen, die sie früher gerne besucht hatte. An der Nordsee oder in den Niederlanden.
Ihr Puls raste.
Sie stieg weiter, bis ihr Kopf auf Niveau des Fußbodens auftauchte. Vor sich sah sie schemenhaft die Hosenbeine von Matej. Sie nahm die letzten Stufen, krabbelte auf allen Vieren voran und richtete sich auf.
Es war dunkel auf dem Speicher. Sie konnte Details mehr erahnen, als wirklich wahrnehmen.
Matej stand direkt vor ihr und sie sah, dass er in eine Ecke des Dachbodens zeigte. Er sagte etwas auf Tschechisch.
Pütz kniff die Augen zusammen. Sie vermochte in der Ecke , etwas zu erkennen, was wie eine Person aussah. Dunkle Stiefel hoben sich gegen das Grau der Umgebung ab. Sie hob eine Hand, um nicht mit dem Kopf gegen einen Dachsparren zu knallen. Als sie die Person erreichte, hatten sich ihre Augen schon besser an die Dunkelheit gewöhnt. Sie kniete sich nieder, tastete nach dem Kopf der Person.
Auf dem Oberkörper des Mannes, so wie Matej ihn genannt hatte, lagen Ziegelsteine und Pütz stieß sie herunter. Angespannt fingerte sie nach dem Hals der Person.
Eine Atmung konnte sie nicht mehr erahnen.
Puls? Hatte er noch Puls?
Der Zeigefinger und Mittelfinger ihrer rechten Hand tasteten weiter.
Sie hielt den Atem an.
Doch, ganz schwach spürte sie etwas. Sofort sprang sie auf, kramte ihr Handy aus der Tasche. Das Licht des Displays beleuchtete die Szene schwach. Aber immerhin erkannte sie nun einige Details.
Da hättest Du auch schon vorher drauf kommen können.
Sie wählte die Nummer von Winterhalter.
Hoffentlich klappt das jetzt? Du bist jenseits der Grenze.
Erleichtert stieß sie ein paar dünne Worte hervor, als Winterhalter das Gespräch annahm.
„Der Mann lebt. Wir brauchen einen Notarzt, schnell! Polizei auch!“
Sofort beendete sie das Gespräch, kniete sich erneut
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