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Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)

Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)

Titel: Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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mit Hupkonzerten empfangen worden waren, hatte sie noch keinen Fuß in die neuen Bundesländer gesetzt.
    Diesen Kuraufenthalt trat sie voller Skepsis an. Wegen der eindringlichen Worte ihrer Ärztin wusste sie, dass es unumgänglich war. Sie musste in ihrem Leben etwas ändern. Von gestern auf heute. Doch die Umstände des vergangenen Jahres waren wirklich nicht geeignet, ihre Lebensumstände in ruhigere Bahnen zu lenken. Die Scheidung von ihrem Mann, ihre beginnende Zwangsstörung, schließlich der Herzinfarkt. Jetzt hatte sie ihre Berufung verloren. Das schmerzte mehr als die Trennung von ihrem Mann. Viel mehr.
    Sie würde die medizinischen Anwendungen über sich ergehen lassen. Das war der Plan. Mit gehöriger Skepsis. Sie würde auch widerwillig, aber nach außen begeistert, an einem Gesprächskreis teilnehmen, und an den ihr verordneten psychologischen Einzelsitzungen. Vielleicht kehrte dadurch ihr inneres Gleichgewicht wieder.
    Ihr plötzliches Ausscheiden aus der Universität hatte ihre Kollegen anfangs irritiert, war dann aber mit zunehmender Gefasstheit zur Kenntnis genommen worden. Jeder war zu ersetzen. Auch eine plastische Forensikerin von Weltruhm.
    Jetzt ging es vornehmlich darum, die lebensbedrohlichen Signale ihres Körpers als unumstößliche Tatsache anzuerkennen, und ihren Lebensstil darauf abzustellen. Berufliche Eitelkeiten hatten hier keinen Platz.
    Der kurze Spaziergang tat ihr gut und sie ging wieder zurück in ihre Wohnung, wo die Koffer bereits gepackt auf die morgige Reise warteten.
    *
    Carola Pütz war an dem folgenden Morgen sechsundvierzig Jahre, zweihundertundsechsundzwanzig Tage und vierzehn Stunden alt. Sie trat an diesem Morgen eine Reise an, die ihr Leben grundlegend ändern sollte. Nur wusste sie das an diesem achtundzwanzigsten November noch nicht.
    Mit gemischten Gefühlen hatte sie um zehn Uhr das Taxi bestiegen, das sie zum Frankfurter Hauptbahnhof brachte. Ihr Intercity fuhr dort um zehn Uhr vierundfünfzig los. Die Reise würde genau sechs Stunden dauern. Dann würde sie mitten im Niemandsland ausgeladen. Ein Shuttleservice der Klinik würde sie dort abholen. Sie verspürte so viel Lust auf diesen Ort, an der tschechischen Grenze, wie eine Kuh auf einen Fallschirmsprung.
    Bad Elster.
    Wieso bloß hatte sie auf die Ärztin gehört, die ihr bestätigte, dass genau dieser Kurort der Beste für ihr Krankheitsbild sei? Es gab auch noch andere Sanatorien in Deutschland, die auch an die Zivilisation angeschlossen waren. Aus einer Laune heraus hatte sie am Vorabend nach dem Ort gegoogelt. Es gab dort herrliche alte Gebäude, ein altes Theater, ein altes Schwimmbad, alles dort schien alt zu sein. Positiv gesehen, ein gewachsener Kurort, nichts aus der Retorte.
    Dann hatte sie gelesen, dass ihr Aufenthaltsort, die K urklinik ‚Sachsenglück‘, die älteste Klinik am Ort war. Seit den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts wurden dort Menschen mit allerlei Erkrankungen in einer Fachklinik für Orthopädie, Kardiologie und Stoffwechselerkrankungen behandelt. Es gab Fotos im Internet von goldenen Wasserhähnen, einem Jugendstilschwimmbad, einer Kneipp‘schen Wandelhalle und einem Rekreationszentrum mit geschwungenen Liegen auf großen Rädern. Auf jedem dieser Fotos waren Menschen zu sehen. Menschen mit grauem Haar. Mittsechziger. Mittsiebziger. Oder noch älter. Außer dem Klinikpersonal schien dort keiner in ihrem Alter zu sein. Mit Schrecken dachte sie an Geschichten über Herzoperationen, künstliche Kniegelenke, Inkontinenz und künstliche Darmausgänge.
    Carola Pütz passte dort eigentlich nicht hinein. Sie war ein sportlicher Typ, rauchte nicht, trank in Massen Alkohol. Sie trieb Sport. Nicht regelmäßig. Trotzdem. Wenn sie sich im Spiegel betrachtete, war sie sicher, dass sie eigentlich jünger wirkte als es ihr biologisches Alter vorgab.
    Ihre Brüste waren noch straff, was nicht schwer war, da sie eh nie sehr üppig gewesen waren. Ihre Pobacken standen den Brüsten in nichts nach. Cellulite war ein Fremdwort für ihre Oberschenkel. Was sollte sie dort? Gut, ihr Herz hatte aufgehört zu schlagen und sie verdankte ihr Leben einem Defibrillator. Das war sicher Grund genug.
    War der Widerwillen schon vorher groß gewesen, jetzt war er noch größer. Aber mit einer Tatsache konnte sie sich trösten. Dort würde sicher nichts Aufregendes passieren. Außer einer der Kurgäste hauchte dort auf natürliche Art und Weise sein Leben aus.
    Um pünktlich zehn Uhr einundfünfzig rollte

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