Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)
fragte die andere.
„Aber sicher“, sagte sie und warf die nächste Futterration erneut wieder etwas näher an sie heran.
Die Hunde blieben im Versteck.
„Wir müssen sie gleichzeitig packen, sonst haben wir alles umsonst gemacht“, flüsterte die andere Schwester.
„Kommt, Hundchen, kommt! Holt euch das Futter. Kommt!“
Sie wagte einen weiteren Schritt und behielt das Futter in der Hand.
Doch die beiden Welpen schienen erst einmal genug gefressen, zu haben. Keine der kleinen Schnäuzchen zeigte sich.
„Dreh dich um“, sagte der Zwilling mit dem Pferdeschwanz.
„Was?“
„Mach schon“, sagte sie und setzte sich mit dem Rücken zum Gebüsch hin.
„Was soll das bringen?“, fragte ihre Schwester. Sie blieb so sitzen wie vorher.
„Mach einfach, ich habe dazu ein Video auf Facebook gesehen. Da hat eine Frau auch so vor einem sehr scheuen Straßenhund gesessen. Erst hat sie das Futter neben sich auf den Boden gelegt. Er hat es sich nach langem Zögern geholt. Dann hatte sie das Futter in der Hand behalten. Nach langem Herumdrucksen hatte der Hund das erste Leckerchen genommen. Aber die ganze Zeit über hatte sie ihn nicht angeschaut.“
Mit einem Kopfschütteln drehte sie sich um. „Was für ein Geduldsspiel. Und wie sollen wir die Tiere packen, wenn wir sie nicht sehen?“
Skeptisch schaute sie zu ihrer Schwester herüber.
„Wenn sie nicht hierher kommen, dann packen wir sie so oder so nicht. Also halt die Klappe.“
Die beiden Welpen ließen sich von der veränderten Situation nicht beeindrucken.
Pütz beobachtete die scheinbar ungeeigneten Versuche der beiden Frauen, die Hunde zu überlisten. Sie hatte nicht viel Ahnung vom Anfüttern von Hunden, doch gab sie den Versuchen keine große Chance.
„Ich möchte Ihnen noch viel Glück wünschen bei ihrer ‚Jagd‘.“ Pütz lächelte ihm freundlich zu und hob ihre Hand zum Abschied.
„Vielen Dank, wir geben nicht auf. Den Tieren muss geholfen werden.“
Pütz ging nicht denselben Weg wieder zurück , den sie gekommen war, sondern sie wählte einen Weg entlang des rechten Ufers der Weißen Elster. Sie kam an der Moritzquelle vorbei, flanierte am Musikpavillon des Badeplatzes vorbei, um schließlich noch einen Blick auf das herrlich beleuchtete Albert-Bad zu werfen. Dabei bemerkte sie nicht, dass ihr die ganze Zeit eines der drei Welpen folgte. Es war keiner der beiden Rüden, die noch immer in dem Gebüsch bei den Tierschützern auf das Futter warteten. Nein, es war die kleine Hündin, die sich in einem großen Bogen um die Menschen herumgeschlichen hatte. Keiner hatte sie bemerkt.
Sie folgte Carola Pütz in einem Abstand von fünfzig Metern. Als Pütz vor dem Albert-Bad anhielt, blieb auch der Welpe stehen und drückte sich in ein Gebüsch. Pütz sah sie nicht.
Vor der Einfahrt zur Kurklinik ‚Sachsenglück‘ blieb die kleine Hündin stehen und beobachtete Pütz, die über den Kies entschwand. Sie versuchte, auf die Mauer zu springen. Doch es klappte nicht. Sie war noch zu klein. Mehrmals rutschte sie ab.
Daher schlich sie um einen der beiden großen Pfeile r herum, die an der Einfahrt standen. Dahinter rannte sie los und versuchte zu sehen, wohin die Frau fortging. Hinter einem Busch blieb sie stehen und sah noch, wie die Frau hinter einer großen Türe verschwand. Sie traute sich nicht, hinter ihr herzurennen. Daher verweilte sie in dem Gebüsch.
Pütz lag noch eine Weile auf dem Bett, las in einem Buch. Neben ihrem eBook-Reader hatte sie auch ein, zwei richtige Bücher eingepackt. Dick eingemummelt lag sie da und versuchte, die Wärme, die ihr Körper in der Badewanne aufgenommen hatte, zu konservieren.
Dabei schlief sie ein. Von einem Klingeln des Telefons wurde sie unsanft geweckt. Als sie sich aus der Decke gepellt hatte und das Telefon in die Hand nahm, war niemand am Apparat. Sie erinnerte sich an den Anruf auf ihrem Handy.
Mit einem Mal überkam sie ein ungutes Gefühl.
Wer hatte sie angerufen? Mehrfach.
Bevor sie sich wieder in ihr Bett kuschelte, vergewisserte sie sich, dass ihre Türe zum Flur und auch die Flügeltüren verschlossen waren. Sie schaute aus dem Fenster und ihr Blick schweifte über den Teil des Parks, den sie von dort aus einsehen konnte. Sie schlief mit dem Gedanken wieder ein, dass sie sich am nächsten Tag direkt über den Verbleib der Hunde informieren würde. Wie auch immer sie das anstellen konnte.
*
Cheb
Müde und stumm saßen die Geschwister beim Frühstück. Eliska
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