Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)
kniff die Zigarette zusammen und nahm einen letzten Zug. Dann krümelte er die Asche auf den Boden und der Rest der Kippe verschwand in der Tasche des Parka, den er trug.
„Illegale?“
„Ja, das ist hier an der Tagesordnung. Die züchten in der Tschechei munter drauf los und wenn die Tierchen alt genug sind, werden sie in einen LKW gepfercht und über die Grenze geschafft.“
„Meistens sind sie noch nicht einmal von ihrer Mutter entwöhnt“, warf die andere Frau ein.
„Hmh. Stimmt.“
„Und es kümmert sich sonst niemand um die Tiere? Ist das nicht Aufgabe der Polizei oder des Ordnungsamtes?“
„Polizei? Ordnungsamt? Die sind heute zu zweit einmal hier durch den Park geschlichen. Eine halbe Stunde lang. Das war‘s. Die spielen auf Zeit. Wenn die Tierchen erfrieren , haben sie keine Scherereien mehr damit“, sagte der Mann, der bisher geschwiegen hatte.
Pütz konnte im Schein der Lampen erkennen, dass die beiden Frauen scheinbar Zwillinge waren. Sie sahen sich sehr ähnlich.
„Und Sie alle suchen jetzt nach den Welpen? Was sind es für Tiere? Ich meine, welche Rasse?“
„Es scheinen Mischlinge zu sein“, sagte einer der beiden Männer, „Wenn ich das richtig gesehen habe, könnten es auch kleine Pit Bull Terrier gewesen sein.“
„Sag doch gleich, es waren illegale Kampfhunde, die aller Voraussicht nach als Bait-Dogs enden werden“, zischte der andere Mann und steckte sich eine neue Kippe an.
Carola Pütz konnte mit dem Begriff Bait-Dog nichts anfangen. „Was sind denn Bait-Dogs?“
Der Raucher trat an sie heran. „Das sind arme Geschöpfe, die den richtigen Kampfhunden als Sparringspartner vorgesetzt werden. Meist enden sie danach in einem Straßengraben und verenden dort.“
Pütz wollte den Worten des Mannes keinen Glauben schenken.
„Aber das macht man doch nicht mit Welpen!“
„Gerade mit Welpen, die wissen noch nicht, wie sie sich wehren sollen und dadurch wird das Ego des Kampfhundes aufpoliert.“
Sie starrte ihn an.
Wie widerlich.
Doch ganz überzeugt war sie keinesfalls.
„Ich hoffe, dass Sie alle vier Erfolg haben und die Hunde noch rechtzeitig finden“, sagte sie und wollte schon ihren Weg fortsetzen.
„Da! Da hinten ist einer. Schauen Sie! Dort!“, sagte der Raucher und fasste sie am Arm. Vorsichtig hob er seine Lampe und leuchtete in ein Gebüsch. Etwas reflektierte dort. Das konnte nur die Augen des Tieres sein.
„Nimm die Lampe runter. Du verscheuchst ihn sonst wieder“, herrschte ihn sein Kollege an.
Sofort senkte er seine Lampe wieder.
„Ihr bleibt hier. Männerstimmen sind immer schlecht bei solchen armen Kreaturen. Die verbinden oft nur Schmerz mit Männern“, sagte die Frau, die sie zuerst angesprochen hatte. Die beiden Frauen gingen nach rechts und links weg, nahmen dabei das Gebüsch in die Mitte. Sie machten sich klein, gingen gebückt weiter.
„Komm, Hundchen, komm. Hast Du Hunger? Komm. Es gibt Futter.“
Wenn es wirklich tschechische Hunde sind, verstehen sie kein Wort.
Sie griff in ihre Tasche und holte etwas heraus, was sie dem Hund hinwarf. Es landete direkt vor dem Gebüsch. Beide Frauen knieten sich und warteten ab.
Etwas raschelte in dem Gebüsch. Pütz erahnte mehr, als sie es sah, wie ein Schatten das Gebüsch verlies.
„Einer kommt“, flüsterte der Mann neben ihr. Erst jetzt bemerkte sie, dass er noch immer ihren Arm hielt.
„Entschuldigung“, sagte er und lies sie los.
Der Welpe näherte sich dem, was die Frau ihn hingeworfen hatte. Blitzschnell schnappte er sich etwas davon und rannte wieder zurück in sein Versteck.
„Sie sind zu scheu“, sagte der andere Mann.
„Aber wir haben nicht mehr so viel Zeit, um sie anzufüttern!“
„Stimmt auch.“
„Kommt, Hundchen, hier ist noch mehr!“, rief die andere Frau und warf erneut Futter vor das Gebüsch. Ihre Stimme klang hoch und lockend.
Wieder ein Rascheln. Diesmal musste der Hund schon ein wenig näher kommen, denn die Frau hatte bewusst einen geringeren Abstand zu den beiden Frauen gewählt.
Er kam vorsichtig und mit eingekniffenem Schwanz hervor, schaute sich um und ein weiterer Hund kam hervor.“
„Es sind zwei“, frohlockte der Raucher. Er tippte Pütz locker gegen die Schulter.
Die beiden Welpen nahmen schnell das Futter auf und flitzten wieder zurück in ihr Versteck. Die beiden Frauen rückten ein wenig weiter vor.
„Sie werden langsam zutraulicher“, raunte die eine Zwillingsschwester der anderen zu.
„Hast Du dein Geschirr parat?“,
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