Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)
und das Messer aus der Küche, setzte sich wieder an den Tisch und schnitt einige Schnitten Brot ab. Sie bestrich die Brote mit Eliskas geliebter Nuss-Nougat-Creme.
„Wir wissen nicht, wie lange Du dich verstecken musst. Daher brauchst Du genügend Lebensmittel. Ich habe noch ein wenig Geld, das werde ich dir geben. Falls Du dir etwas zu trinken kaufen willst.“
Sie packte die Brote in einen Brotbeutel und faltete ihn zusammen.
„Ich mache euch nur Sorgen“, sagte das Kind betrübt.
„Rede keinen Unsinn, meine Kleine“, antwortete Tereza liebevoll und auch Matej kam zu ihr und nahm sie in den Arm.
„Wir werden es nicht zulassen, dass Dir etwas passiert. Klar machen wir uns Sorgen, aber nicht so, wie Du das denkst.“ Er fasste sie bei den Schultern, schaute seiner kleinen Schwester fest in die Augen. „Hast Du das verstanden?“
„Ja“, sagte sie und schlug ihre Augen nieder.
Eliska griff nach dem Brotbeutel, den ihre Schwester ihr hinhielt und steckte ihn in den Rucksack. Darin lagen bereits eine Decke und ein weiterer warmer Pullover. Matej kam mit einer Flasche Saft und legte sie dazu. „Falls Du Durst hast.“
„Mama wird das merken“, sagte Eliska und holte die Flasche wieder hervor.
„Klar wird Mama es merken. Sie soll es auch merken. Sie soll sehen, dass wir es nicht zulassen, dass Du auch noch in das Elend gezogen wirst. Es reicht, wenn wir beiden leiden müssen“, antwortete Matej und nahm ihr die Flasche wieder aus der Hand. Er steckte sie erneut in ihren Rucksack.
Eliska flog ihrem Bruder in die Arme. „Danke.“
Matej strich ihr über das Haar. Tränen traten in seine Augen.
„Wir müssen jetzt los, bevor Mama wieder zurückkommt vom Einkaufen“, sagte er und wischte sich die Tränen weg, bevor Eliska sie sehen würde.
Eliska schob ihren Bruder zurück. „Ja, und dorthin, wo wir gehen, dorthin kommt auch keiner?“
„Nein, das Versteck ist sicher“, versuchte Tereza , ihre Schwester zu beruhigen, „Und einigermaßen warm ist es dort auch. Aber Du hast ja die Decke und den Schlafsack noch zusätzlich.“
Eliska scha ute noch skeptisch. Matej rubbelte mit seinen Fingerknöcheln schnell über ihr Haar. „Es klappt, wirste sehen!“
Eliska schu bste ihn erneut beiseite. „Hey, Du weißt, ich kann das nicht leiden, wenn Du das mit meinen Haaren machst.“ Die Augen der Kleinen funkelten.
„Los kommt jetzt, wir müssen los!“ Tereza hielt ihre Mäntel in der Hand. Sie drängelte zum Aufbruch.
Eine Minute später standen die Geschwister draußen vor der Tür. Eliska sah den Schnee, der auf den Straßen und den Bürgersteigen lag. Sie strahlte.
„Irgendwie ist das wirklich wie ein Abenteuer“, sagte sie.
Die Geschwister stapften nebeneinander durch den Schnee. Die kindliche Freude ihrer Schwester konnten Tereza und Matej nicht teilen. Doch gab sie ihnen ein gutes Gefühl. Sie taten das Richtige. Sie wendeten sich gegen ihre Mutter und damit auch gegen die Männer, die ihnen beiden schon so viel Leid zugefügt hatten.
Bad Elster
Marie drehte den Kopf, schaute Carola Pütz unverwandt an.
„Ja, Marie. Ich verstehe ja“, sagte sie.
Sie schnappte sich den Welpen. Marie mochte vielleicht gerade zwölf Wochen alt sein. So tapsig und verspielt wie sie noch war. Pütz kannte sich nicht mit Kampfhunden aus. Das bei der Zeugung von Marie ein Kampfhund vorbeigeschaut hatte, schien so gut wie sicher zu sein. Die Augenpartie und der breite Kopf sprachen für sich. Dennoch oder gerade deswegen hatte der kleine Hund sofort ihr Herz gestohlen.
Marie zappelte unter dem Mantel. Mit einem „ssssch“ versuchte sie , das Zappeln zu unterbinden, „Wir sind gleich draußen“, flüsterte sie.
Pütz öffnete die Holztüre, die zu dem gläsernen Durchgang führte und schaute hinein. Sie war allein. Von draußen hörte man gedämpft ein Motorengeräusch. Sie blickte durch das erste Fenster, schob die Gardine ein Stück zur Seite. Auf einem Traktor saß der Hausmeister und schob den Schnee von einem der Spazierwege im Park der Klinik.
Der ist schon mal beschäftigt.
Marie hatte aufgehört, zu zappeln. Trotzdem wurde das Tier langsam schwer. Pütz beeilte sich, den gläsernen Gang zu durchqueren. Noch waren die Scheinwerfer im Garten eingeschaltet. Sie wurden über eine Zeitschaltuhr ein - und ausgeschaltet. So vermutete sie jedenfalls, weil sie es einmal erlebt hatte, dass die Scheinwerfer erloschen, als sie den Gang durchschritt. Der frische Schnee wurde von dem Milchglas der
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