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Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)

Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)

Titel: Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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fügten sich einige Puzzlesteine zusammen. Mit dem Wissen, dass es erneut einen Toten gegeben hatte, erfasste sie ein eiskalter Hauch. Die anonymen Anrufe, der Türknauf, der sich bewegte, das seltsame Gespräch im Speisesaal. Alles erfuhr plötzlich eine Verknüpfung. Das zentrale Puzzleteil fehlte zwar noch, aber mit dem Fortschritt, den die Geschichte auch ohne ihr Zutun nahm, war es nur noch eine Frage der Zeit.
    Was hatte Franziska Eichhorn mit all dem zu tun?
    Ich muss Streiter davon erzählen. Am besten sofort. Sie kniff ihre Augen zusammen und beobachtete, wie ihr Atem direkt vor ihr kristallisierte. Die frische Luft tat gut. Sie drehte sich herum und suchte nach Marie auf dem Bett. Der Hund war nicht mehr dort.
    „Marie! “
    Sie umrundete das Bett und fand Marie zusammengekauert. Sie drückte sich an das Hintergestell des großen Bettes. Wenn si e gekonnt hätte, sie wäre darunter gekrochen. Doch selbst für einen Welpen war der Platz nicht ausreichend.
    „Hey, alles ist gut. Hast du dich erschrocken? Komm her, alles ist gut.“
    Sie hockte sich neben das Bett, mit einem Abstand zu dem Welpen. Legte ihre Hand auf den Boden. Marie hob wieder ihr Schnäuzchen, schnüffelte.
    Ein winziges Zögern. Dann robbte der kleine Hund freudig auf sie zu.
    In die beginnende Kuschelstunde drängte sich ein Signal von draußen. Jemand klopfte laut gegen die Türe und rief ihren Namen: „Frau Doktor Pütz, sind sie schon wach?“
    Pütz hielt inne und starrte auf die Türe.
    Verdammt.
    Es verging eine leere Sekunde, bis sie der Stimme antwortete.
         *
    Der Nebel zog vom Fluss herüber. Der strahlende Sonnenschein war Geschichte. Der See war wie in Watte gehüllt. Eine schmutzige Watte.
    Wer wanderte nachts um diesen See? Wer ließ sich bei seinem Spaziergang ermorden? Dr. Hildebrandt hatte sie Körpertemperatur des Mannes gemessen und abzüglich der Auskühlung durch den Frost der letzten Nacht, hatte sie den Todeszeitpunkt zwischen Mitternacht und zwei Uhr früh festgesetzt. Die Kälte machte es schwer. Genauere Angaben würde sie nach der Obduktion machen können.
    Streiter schlug sich den Kragen seines Mantels hoch. Ihn fröstelte. Der Gärtner, den sein Kollege Schmidt befragt hatte, warf gerade seinen Traktor an. Wie ein Relikt aus einer anderen Zeit stieß der Diesel seine Rußwolken in den Himmel. Der Mann gab Gas. Das Tuckern durchbrach die bleierne Stille rund um den See.
    Streiter beobachtete eine Elster. Er musste schmunzeln. Eine Elster in Bad Elster. Wie ein schlechter Witz.
    Der Vogel saß am Ufer des Sees. Er hatte beinahe den Eindruck, der Vogel würde sich im Wasser des Sees betrachten. Mit einem Mal ertönte ein kehliger Laut und der Vogel hob ab.
    Sein Kollege Schmidt hatte den Vogel höchstwahrscheinlich durch sein Auftauchen vertrieben.
    „Der Mann war völlig aus dem Ruder“, sagte Schmidt. Er schob die Unterlippe hoch und nickte kaum merklich.
    „Hmh, hat man gesehen. Hat er etwas berichtet, was wir nicht schon wussten?“, fragte ihn Streiter. Er hielt seinen Blick weiter auf den See gerichtet. Inwieweit passten die Befürchtungen, die Doktor Pütz am Telefon geäußert hatte, ins Bild? Machte sich da jemand einen schlechten Scherz mit der streitbaren Medizinerin? Oder hatte jemand wieder versucht, einen Einbruch zu begehen? Das durfte man auch nicht ganz vergessen.
    „Nein, er hat nichts gesehen. Sie können auch eigentlich nichts gesehen haben. Die Tat lag zeitlich zu weit entfernt, wenn Doktor Hildebrandt recht behält.“
    „Gehen wir mal davon aus, sie hat recht. Was meinst Du, womit haben wir es hier zu tun?“
    Der Wind hatte aufgefrischt. Die Nebelschwaden gerieten in Bewegung. Streiter nahm die Veränderung nur am Rande wahr.
    Schmidt schob schon wieder seine Unterlippe hoch. Streiter verzog sein Gesicht.
    „Solange wir nicht wissen, wer der Tote ist, sage ich erst mal gar nichts.“ Schmidt schob die Schultern, schüttelte sich vor Kälte.
    „Ich habe das Foto an die Kollegen geschickt. Ich denke, wir haben sehr schnell eine Antwort … wenn er schon auffällig geworden ist.“ Er hörte seine Worte und plötzlich überfiel ihn eine untrügliche Skepsis.
    Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Eines seiner Lieblingsbücher. In Wahrheit war es immer: die unerträgliche Schwermut eines Mordfalles. Vor allem die Anfänge, wenn noch nichts klar war. Einerseits hatte es auch eine Reinheit. Jungfräulichkeit. Alles war noch möglich. Erst wenn die ersten Spuren auftauchten,

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