Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)
würden“, nörgelte er vor sich hin.
Die zwei Tatortermittler luden ihre Koffer aus dem Mercedes und kamen zu ihnen herüber.
„Guten Morgen, die Herren“, begrüßte sie Streiter, „Der Tatort scheint dort unten zu sein.“ Er deutete in Richtung des kleinen Tempels.
Einer der Techniker schaute die Wiese entlang.
„Ein schöner Platz, um zu sterben“, sagte er.
Schmidt stieß seinen Kollegen an. „Siehst Du, er findet das auch.“
Streiter schüttelte mit dem Kopf. „Ihr habt sie doch nicht alle.“ Dann setzte er sich in Bewegung. Der in der Nacht gefallene Schnee wurde bereits wieder matschig und quatschte unter seinen Schuhen hervor.
Streiter begrüßte den Kollegen von der Streifenpolizei, der ihnen vorausgefahren war. Sie wechselten ein paar belanglose Worte. Dann schilderte der Beamte die Vorgänge.
„Wir erhielten um halb sechs einen Anruf von einem der Gärtner. Er berichtete, er hätte einen Toten gefunden und er wiederholte ständig, der Tote sei einfach umgefallen. Aber er hätte nichts damit zu tun, der Kerl sei schon tot gewesen.“
„Wo ist der Mann?“, fragte Streiter. „Dort unten, auf seinem Traktor. Er steigt nicht mehr aus. Den hat die Sache ganz schön mitgenommen.“
Er deutete mit der Hand in Richtung eines kleinen Treckers, vor dem eine Schneeschaufel gespannt war. Streiter konnte eine Gestalt ausmachen, die darin saß.
„War er alleine?“
„Nein, sie waren zu zweit. Aber der andere Gärtner wurde von seinen Vorgesetzten angerufen. Er sollte woanders Schnee schieben. Aber wir haben seinen Namen und die Adresse für die Aussage.“
„Seht gut, einer weniger, der die Spuren zertrampeln kann“, sagte Streiter.
„So gesehen, haben Sie recht.“
Sein Kollege Schmidt war schon am Ende der Wiese angekommen. Er sta mpfte derb mit den Füßen auf, um den Schnee abzustreifen. Dann ging er schnell zu dem kleinen Tempel herüber. Gefolgt von den Tatortermittlern. Vor dem Tempel blieben die drei Männer stehen. Sie besprachen scheinbar das weitere Vorgehen.
„Der Schnee hat sicher die Spu ren überdeckt, falls es Spuren gegeben hat“, murmelte Streiter vor sich hin.
„Wir sind sehr vorsichtig gewesen und mein Kollege hat auch Fotos gemacht, bevor wir das Tempelchen betreten haben.“
„Sehr gut. Ist hier in der Nacht viel los? Ich meine, trifft man sich dort zum …? Sie wissen schon.“
Der Beamte nickte. „Ja, das tut man. Aber nicht jetzt im Winter, da friert man sich ja alles ab.“
Streiter sah, wie sich sein Kollege Schmidt helle Überschuhe geben ließ, dann ging er zusammen mit den beiden Tatortermittlern in das Tempelchen, wie es der Streifenpolizist genannt hatte. Taschenlampen leuchteten auf.
„Wissen Sie, wer der Tote ist?“
„Nein, wir haben seine Taschen durchsucht. Er hatte nichts bei sich. Kein Handy, kein Portemonnaie, keine Papiere. Ich würde ihn auf Anfang vierzig schätzen. Es sieht für mich danach aus, als sei er erwürgt worden. Aber ich bin kein Spezialist. Er hat Würgemale am Hals, die aber auch von etwas anderem stammen könnten.“
Streiter wurde hellhörig, als der Kollege das Wort ‚Würgemale‘ erwähnte.
„Schauen wir, was die Gerichtsmedizinerin sagt.“
Er blickte sich um. Die Kollegin war noch auf halbem Weg über die Wiese. Er beeilte sich, zu ihr zurückzugehen, und nahm ihr den Koffer ab.
„Sehr nett von Ihnen, Kollege Streiter“, sagte Doktor Andrea Hildebrandt und ihre Stimme klang wie immer stark und fest. Fast ein wenig zu kräftig für eine so zierliche Frau.
Sie gingen zusammen auf den Tempel zu. Streiter hob das Flatterband an und seine Begleiter schlüpften darunter hindurch.
Er hatte für einen Moment die Idee gehabt, der Mörder von Jolanka Ciczek hätte sich ein weiteres Opfer gesucht. Doch sofort erschien es ihm absurd. Was sollte eine junge, tschechische Nutte mit einem Toten hier im Park zu tun haben? Seltsam blieb die Tatsache, dass sie nun innerhalb von so kurzer Zeit hier in dem beschaulichen Ort eine zweite Leiche fanden.
Doktor Hildebrandt stieg die Stufen zum Tempel hinauf und begrüßte ihre Kollegen. Streiter zögerte noch. Er blieb stehen und sah sich in der näheren Umgebung um. Friedlich lag der kleine See in der Morgensonne, die es gerade geschafft hatte, über die Höhen des Brunnenberges zu klimmen. Der Gärtner, der den Toten gefunden hatte, saß noch immer in seinem Traktor. Er würde noch ein paar Minuten warten müssen. Dann wandte er sich um und ließ sich von einem der
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