Verlorene Seelen - Carola Pütz erster Fall (Der neue Roman vom Autor der Oliver-Hell-Reihe)
mit der Aufschrift ‚Do not disturb‘ aus einer Schublade der Kommode und hängte es draußen an die Klinke. Jetzt würde keiner den Schlaf des Hundes stören. Auch wenn sie später zu ihrer Echokardiografie ging. Und Marie blieb unentdeckt.
Sie beobachtete, wie Marie keine Minute später anfing , zu zucken. Sie war eingeschlafen.
Die Anwesenheit des Hundes hatte alle negativen Gedanken aus ihrem Kopf verdrängt. Doch jetzt kamen sie mit Macht zurück. Wer war der nächtliche Besucher? War er identisch mit dem Anrufer?
Pütz holte ihr Handy. Sie wählte die Nummer von Kommissar Streiter. Während sie auf den Klingelton horchte, spürte sie, wie der Gedanke an den Unbekannten eine Beklemmung auslöste.
„Kommissar Streiter“, meldete sich der Mann.
„Hier ist Carola Pütz, haben Sie Zeit? Ich möchte etwas mit Ihnen besprechen.“
„Ich kann Ihnen im Moment leider nicht viel Zeit widmen. Tut mir leid“, antwortete Streiter und er klang dabei sehr geheimnisvoll.
„Sie können mich ja vielleicht später mal anrufen. Ich kann nur so viel andeuten, es gibt hier jemanden, der heute Nacht versucht hat, in mein Zimmer einzudringen.“
„Wann? Sind Sie sicher? Haben Sie jemanden erkannt?“, fragte der Kommissar plötzlich interessiert.
„Ich habe nicht auf die Uhr geschaut und ja, ich bin mir sicher und nein, ich habe niemanden erkannt“, antwortete sie. Unkonzentriert fingerte sie auf der Verzierung der Kommode herum.
„Ich kann gegen Mittag bei Ihnen vorbeikommen, denn …“, er machte eine Pause, als müsste er überlegen, „Sie werden es ja sowieso erfahren. Wir haben eine Leiche im Park gefunden. Heute Morgen.“
Pütz schluckte. Fingerte weiter an der hölzernen Verzierung herum.
„Wer?“
„Wissen wir noch nicht. Die Gerichtsmedizinerin meint, er sei erwürgt worden .“
„Wo genau wurde der Tote gefunden?“
„Hier gibt es einen kleinen Tempel, ich kann Ihnen nicht sagen, wie der heißt. Moment.“
Pütz hörte, wie er jemand etwas zurief. Die Antwort konnte sie nicht verstehen.
„Hören Sie, der Tempel heißt Floratempel. Waren Sie schon einmal in dem Park?“
Sie überhörte diese Frage.
„Gibt es Ähnlichkeiten zum Tod von Jolanka Ciczek?“, fragte Pütz, doch wusste sie die Antwort bereits, die ihr Streiter Sekunden später offenbarte.
„Was Genaues kann Doktor Hildebrandt noch nicht sagen, sie sagt aber, dass es auch jemand mit großer Kraft gewesen sein muss.“
„Es gibt also ein weiteres Verbrechen in Bad Elster, dessen Täter noch unbekannt ist. Und er läuft weiter unerkannt herum.“ Sie machte beim letzten Satz kleine Pausen zwischen den Worten.
Pütz schaute auf den friedlich daliegenden Hund. Auch dieser Anblick vermochte ihre innere Aufregung nicht , zu mindern.
„Sie denken an denjenigen, der heute bei Ihnen an der Türe war?“, fragte Streiter.
„Ich denke auch an denjenigen, der heute bei mir an der Türe war. Und ich denke daran, dass auch ich gestern Abend in diesem Park war und an dem Tempel vorbeiging. Das war gegen halb neun Uhr abends. Ich habe aber an dem Tempel nichts Außergewöhnliches bemerkt.“
Streiter antwortete nicht sofort. Daraus schloss sie, dass er erst die Neuigkeiten abwägen musste.
„Was haben Sie dort zu suchen gehabt?“
„Ich bin spazieren gegangen, ich hatte einen anstrengenden Tag.“
„Wie lange waren Sie noch da?“
„Vielleicht eine halbe Stunde und wenn Sie mich jetzt fragen, ob mir jemand aufgefallen ist: Nein.“
Wieder machte Streiter eine Pause. Sie hörte ein Stimmengemurmel.
„Ich rufe Sie in zwei Stunden an. Ist das für Sie ok?“, fragte er offenkundig angestrengt.
„Ja, ich bin dann sicher wieder in meinem Zimmer. Was ist denn passiert?“
„Später“, sagte der Kommissar, Pütz starrte auf die Vase, die auf der Kommode stand. Dann brach die Verbindung ab.
„Hallo?“
Carola Pütz spürte plötzlich eine viel tiefere Dunkelheit um sich herum, als sie sie am Vorabend im Louisa-Park empfunden hatte. Ein tiefes Loch tat sich auf. Doch anders als im Park gab es hier nicht einmal mehr das fahle Leuchten der Taschenlampen. Carola hastete zum Fenster.
Licht.
Nachdem sie hastig die Rollläden geöffnet hatte, riss sie die Fenster auf. Die kalte Luft schmerzte in ihren Lungen. Sie hielt sich an einem der Fensterflügel fest, während sie beinahe ihre Lunge heraushustete.
Marie wachte vom ersten Geräusch auf, schaute herüber zum Fenster und sprang von Bett herunter.
In ihrem Kopf
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