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Verlorene Seelen

Verlorene Seelen

Titel: Verlorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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rauchen«, erklärte er. Dann setzte er selbst den Bericht fort.
    »Clayton hat den Abend in einer Bar in der Wisconsin Avenue verbracht. Mit einer Freundin, die mit ihr zusammenarbeitet, eine Art Damenabend. Die Freundin sagt, Clayton sei gegen eins gegangen. Ihr Auto hat man ein paar Blocks vom Tatort entfernt gefunden. Es gab wohl Probleme mit dem Getriebe, so daß sie nicht weiterfahren konnte. Offenbar hat sie beschlossen, von 9
    dort nach Hause zu gehen. Bis zu ihrem Apartment ist es nur ungefähr eine halbe Meile.«
    »Das einzige, was die beiden Mordopfer verbindet, ist, daß sie blonde Haare haben, Weiße und Frauen sind.« Ben inhalierte tief den Rauch seiner Zigarette. »Und jetzt sind sie tot.«
    Und das Ganze ist in meinem Bezirk passiert, dachte Harris, der die Sache persönlich nahm. »Die Mordwaffe, der Priesterschal.«
    »Das Humerale«, ergänzte Ben. »Eine heiße Spur, hätte man meinen können. Unser Mann verwendet das beste Material – Seide.«
    »In der Stadt hat er es nicht gekauft«, fuhr Ed fort.
    »Jedenfalls nicht im Laufe dieses Jahres. Wir haben jeden Laden für Kirchenbedarf und jede Kirche überprüft. Wir wissen, daß es in Neuengland drei Einzelhandelsgeschäfte gibt, die diese Sorte führen.«
    »Die Mitteilungen hat er auf Papier geschrieben, wie man es in jedem billigen Warenhaus bekommt«, fügte Ben hinzu. »Das läßt sich nicht zurückverfolgen.«
    »Mit anderen Worten, ihr habt nichts herausgefunden.«
    »Läßt sich nicht leugnen«, erwiderte Ben und zog wieder an seiner Zigarette.
    Schweigend musterte Harris beide Männer. Er mochte zwar wünschen, daß Ben einen Schlips tragen oder daß Ed seinen Bart stutzen würde, aber das war etwas
    Persönliches. Sie waren seine besten Leute. Paris, mit seinem ungezwungenen Charme und seiner scheinbaren Wurstigkeit, hatte den Instinkt eines Fuchses und einen Verstand, der so scharf war wie ein Stilett. Jackson war so gründlich und so tüchtig wie eine altjüngferliche Tante.
    Ein Fall war für ihn wie ein Puzzlespiel, dessen einzelne Teile er unermüdlich hin und her schob.
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    Genüßlich inhalierte Harris den Rauch aus Bens Zigarette, doch dann fiel ihm ein, daß er das Rauchen zu seinem eigenen Besten aufgegeben hatte. »Sprecht noch einmal mit allen Beteiligten. Ich will einen Bericht über den ehemaligen Freund der Clayton und die Kundenlisten der besagten Einzelhandelsgeschäfte.« Er warf einen Blick auf die Zeitung. »Ich will diesen Burschen schnappen!«
    »Der Priester«, murmelte Ben, als er die Schlagzeile überflog. »Die Presse gibt Psychopathen gern einen Spitznamen.«
    »Und berichtet auch gern ausführlich über sie«, fügte Harris hinzu. »Laßt uns dafür sorgen, daß er aus den Schlagzeilen verschwindet und hinter Gitter kommt.«

    Nachdem sie bis spät in die Nacht am Schreibtisch gesessen hatte, nippte Dr. Teresa Court noch ziemlich verschlafen an ihrem Kaffee und blätterte die Post durch.
    Seit dem zweiten Mord war eine ganze Woche vergangen, ohne daß man den Priester, wie die Presse ihn nannte, gefaßt hätte. Sie fand zwar, daß über ihn zu lesen nicht gerade die beste Methode war, um den Tag zu beginnen, interessierte sich jedoch aus beruflichen Gründen für ihn.
    Der Tod von zwei jungen Frauen ließ sie gewiß nicht kalt, doch es war ihr Beruf, sich an Fakten zu halten und eine Diagnose zu stellen. Darin bestand ihre Lebensaufgabe.
    In ihrem Beruf wurde sie tagtäglich mit Problemen, Schmerz und Frustration konfrontiert. Um einen Ausgleich zu schaffen, sorgte sie dafür, daß ihr Privatleben geordnet und unkompliziert war. Da sie aus einer reichen, kultivierten Familie stammte, nahm sie die Lithographie von Matisse an der Wand und das Baccarat-Kristall auf dem Tisch als selbstverständlich hin. Sie bevorzugte klare Linien und Pastelltöne, obwohl sie 11
    bisweilen auch Grelles mochte, wie das abstrakte, mit kühnen Pinselstrichen und in schreienden Farben ausgeführte Ölgemälde über ihrem Tisch zeigte. Sie wußte, daß sie sowohl Krasses als auch Liebliches brauchte, und war damit zufrieden. Zufriedenheit war für sie von größter Wichtigkeit.
    Da der Kaffee bereits kalt war, schob sie die Tasse beiseite. Kurz darauf schob sie die Zeitung ebenfalls von sich. Sie wünschte, mehr über den Mörder und die Opfer zu erfahren und alle Einzelheiten zu kennen. Dann fiel ihr das alte Sprichwort ein, daß man beim Wünschen vorsichtig sein soll, weil der Wunsch in Erfüllung gehen könnte. Nachdem sie

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