Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)
verhinderte dies.
„Sofort Schluss damit!“, brüllte Alex und schob Rose aus Blythes Reichweite. „Was zum Teufel ist hier los?“
Seine Geliebte erzitterte unter der Wucht seiner Stimme, hatte aber nicht vor, sich in der Halle vor all den Leuten eine Blöße zu geben.
„Diese Dirne hat mein Kleid ruiniert!“, jammerte sie.
Roses Kopf brummte. Das Geschrei war zu viel für ihre Nerven.
„Ich bin keine Dirne!“
„Rose!“, warnte Alex.
„Eine billige kleine Dirne ist sie! Stimmt es? Ist sie Euch nachgestiegen, Mylord?“
Beruhigend fasste Alex nach Blythes Hand. Rose sah rot.
„Du eingebildete Ziege!“, schrie sie und ballte ihre Hände zu Fäusten. „Er ist mir nachgestiegen! Denn eines ist doch wohl klar: Freiwillig wäre ich nie mit dem Bluthund ins Bett!“
Alex packte sie an den Schultern und drückte sie an die Wand.
„Kein Wort mehr, Rose! Ich warne dich. Verschwinde, ehe …“
Sie riss sich los und rannte davon. Hinaus aus der Halle, hinaus aus der erdrückenden Enge der Burg, nur fort von dem Schmerz in ihrer Brust, der sie zu erdrücken schien.
Schwarze Gewitterwolken verfinsterten den Himmel, und lautes Donnern grollte über die Küste. Der Wind hatte aufgefrischt.
„Rose, warte“, rief Akilah und kam hinter ihr her. Unbeirrt ging Rose weiter, aber die Afrikanerin holte sie ein und schloss ihre Arme um sie.
Rose fühlte sich wie ein verwundetes Tier. Noch nie war sie so hilflos gewesen. Sie fühlte sich verraten und verlassen. Die warme Umarmung von Akilah war wie die Fürsorge einer Mutter, und Rose überließ sich schluchzend diesem Gefühl, während der Wind an ihren Haaren riss.
Akilah strich ihr besänftigend über den Rücken, bis Roses Tränen versiegten.
„Warum tut es so weh?“, fragte Rose.
„Weil Liebe nun einmal so ist. Wenn man sie findet, kann sie alles bedeuten – verliert man sie aber, bleibt nichts außer Schmerz zurück. Je mehr wir lieben, desto größer der Schmerz“, erklärte Akilah.
„Wer schenkt der lieblichen Rose sein Herz,
für den bedeutet das niemals Schmerz.
Und schenkt die Rose ihr Herz zurück,
finden beide immerwährendes Glück“,
zogen die Worte durch Roses Erinnerung, und sie sah für einen kurzen Augenblick Lorenzos Gesicht vor sich. Ein Freund – so fühlte es sich jedenfalls an. Ein naiver Freund, wenn er glaubte, Liebe käme ohne Schmerz aus und bestünde nur aus immerwährendem Glück.
Rose wusste, sie liebte Alexander Hatfield. Sie liebte ihn so sehr, dass sie gehofft hatte, er würde vergessen können, wer sie war, und ebenso für sie empfinden.
„Der Fluch der Windhams erfüllt sich“, murmelte Rose verwirrt, und ein greller Blitz entlud sich über dem Meer. Ein Fluch? Die Windhams? Was hatte das mit ihr zu tun? Wenn es ihr doch nur gelingen würde, Licht ins Dunkel ihrer Erinnerung zu bringen!
„Es kann nicht gut gehen, wenn wir uns mit den falschen Männern einlassen. Ich habe auch teuer für diese Lektion bezahlt“, vertraute die hübsche Akilah ihr an. „Ich habe meine Familie, meine Heimat und meine Freiheit für die Liebe zu Enrico Donovan verloren.“
Dieses Geständnis ließ Rose aufhorchen. Es war, als komme plötzlich auch in ihrem Innersten Unheil bringender Wind auf. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus, und Rose schauderte.
„Was sagst du da?“
Akilah zuckte mit den Schultern. Sie musste inzwischen ihre Stimme erheben, um gegen das Heulen des Sturms anzukommen.
„Ich begegnete Enrico am Hafen von Safi. Es war Liebe auf den ersten Blick. Wir wussten beide, dass sein Schiff in wenigen Tagen nach England zurückkehren würde. Als es Zeit war, Abschied zu nehmen, brachten wir es nicht fertig, uns voneinander zu trennen. Enrico versprach, mich ein Leben lang zu lieben und mich nie wieder zu verlassen, wenn ich mit ihm käme. Ich musste nicht darüber nachdenken.“
Tränen schimmerten in Akilahs schwarzen Augen, und Rose vergaß ihren eigenen Kummer. Diese Geschichte war wichtig! Das Gefühl, etwas Wesentliches übersehen zu haben, wurde immer stärker.
„Und dann hat er dich für Miss Parker verlassen?“, fragte sie, aber Akilah schüttelte den Kopf.
„Nein. Er war bereits mit Anna verlobt, als er mir begegnete. Enrico hatte vor, die Verlobung zu lösen und mich zu heiraten, aber dann verschwand er. Er muss tot sein, denn er hätte mich nicht verlassen! Das weiß ich. Er hat immer gesagt, ich sei der größte Schatz, den er jemals in Afrika gefunden hatte, und meine Augen
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