Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)
Donovans Souvenirs, die den Schreibtisch zierten.
„Was kann ich für Euch tun, Mylord?“, fragte sie kühl.
Um sich zu beruhigen, bewunderte sie den silbernen Kerzenleuchter, der Poseidon mit seinem Dreizack zeigte. Alex trat hinter sie, bettete sein Kinn auf ihrer Schulter und schlang seine Arme um sie.
„Du könntest etwas freundlicher sein“, schlug er vor und knabberte an ihrem Ohr. „Denn – es fällt mir nicht leicht, das zuzugeben – du hast mir gefehlt.“
Rose wollte das nicht hören.
„Tatsächlich? Warum habt Ihr Euch dann einfach so davongeschlichen?“, fragte sie wütend.
„Durch unser Gespräch wurde mir klar, dass vielleicht William Carter einen Hinweis auf den Mörder würde geben können. Ich musste dem nachgehen“, verteidigte er sich, und tatsächlich legte sich Roses Wut ein wenig.
„Habt Ihr denn etwas herausgefunden?“
„Nein. Er wusste niemanden, den Donovan hätte treffen wollen. Aber er hat mir anvertraut, dass es einen weiteren Geheimgang gibt, der hinunter in die Katakomben führt. Das hatte ich schon erwartet, aber ich konnte ihn bisher nicht finden.“
„Und nun wisst Ihr, wo sich der Eingang befindet?“ Ohne es zu wollen, verpuffte ihre Wut bei der Suche nach des Rätsels Lösung. Alex musste etwas für sie empfinden, wenn er sie an all dem teilhaben ließ. Warum sollte er sonst sein Wissen mit ihr, einer Magd, teilen?
„Ich kann es mir denken. Carter hat mir gesagt, die Träume von Donovans Geliebter würden über den Geheimgang wachen.“
„Anna Parker!“, rief Rose, und Alex nickte.
„Ich hatte sie schon zu Anfang in Verdacht, aber sie hat kein Motiv. Ich glaube nicht, dass sie Donovan ermordet hat, denn sie hätte mit einer Ehe viel mehr gewonnen als durch seinen Tod. Aber ich werde sie und ihren Bruder noch einmal befragen. Vielleicht wissen sie wirklich nichts von dem Gang, und der Spuk dient einzig und allein dazu, die beiden zu vertreiben. Abergläubisch ist Anna jedenfalls. Ich will diese Aufgabe endlich abschließen und mich angenehmeren Dingen widmen“, flüsterte er, küsste ihren Nacken und umfasste ihre Taille.
„Mylord, ich kann nicht …“, entwand sich Rose seinen Händen. Auch wenn sie ihn liebte und er zumindest Zuneigung für sie hegte, hatte sie doch nicht vergessen, dass er ihr nicht mehr würde bieten können.
„Du hast recht. Es ist nicht der passende Augenblick. Der Mörder könnte sich durch die Ankunft des Königs in die Enge gedrängt fühlen und Dummheiten machen. Geh in die Küche zu den anderen und bleib dort. Ich will dich in Sicherheit wissen.“
Damit küsste er sie auf den Scheitel und führte sie zur Tür.
Verwirrt stieg Rose die Treppe hinunter. Ihre Gedanken flogen wie Herbstlaub im Wind. Sie bekam keinen einzigen zu fassen.
Tief versunken in ihren flüchtigen Erinnerungen ging sie durch die Halle in Richtung der Küche. Sie bemerkte nicht, dass Lorna mit einem Krug Wein in der Hand ihren Weg kreuzte, bis sie schwungvoll in diese hineinlief. In hohem Bogen segelte der Krug durch die Luft und begoss Lady Livingston, die mit einigen Herren aus des Königs Gefolge am Tisch saß. Schreiend sprang sie auf und betrachtete ihr ruiniertes Kleid.
Rot perlte der Wein von der hellen Seide und aus ihrem Haar.
„Du dumme Pute!“, kreischte Lorna, der jede Farbe aus dem Gesicht gewichen war. „Sieh nur, was du getan hast! Mylady, vergebt mir! Es war nicht meine Schuld!“ Lornas hasserfüllter Blick schien Rose töten zu wollen. „Sie hat mich gestoßen!“, rief sie.
„Das ist nicht wahr! Ich habe dich nicht gesehen!“, verteidigte sich Rose und betupfte Lady Livingstons Rock mit einer Serviette, was weder das Kleid rettete noch das Geschrei der Dame dämpfte.
„Ihr unnützen Trampel! Das wird euch teuer zu stehen kommen!“
„Mylady, ich kann wirklich nichts dafür! Rose hat das doch absichtlich gemacht, weil sie Lord Hatfield liebt!“, rief Lorna, und ihre Augen blitzten vor Schadenfreude.
„Halt den Mund!“, rief Rose, aber die Magd sah einen Weg, die Schuld von sich abzuwälzen.
„Stellt Euch vor, Mylady, sie hat sich dem Herrn vom ersten Tag an regelrecht an den Hals geworfen! Darum hat sie mich gestoßen – weil sie Euch hasst!“
Rose war zurückgewichen. Hilflos sah sie sich den boshaften Blicken der anderen Mägde gegenüber, und Lady Livingstons Nasenflügel bebten vor Zorn.
„Du!“, schrie diese und ging auf Rose los. Sie wollte ihr ins Gesicht schlagen, aber ein donnernder Befehl
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