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Verlorenes Spiel

Verlorenes Spiel

Titel: Verlorenes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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meine Marke aushändigen, wenn er
herkommt. Was wollten Sie überhaupt damit sagen, ich sei zu Hause nicht an mein
Telefon gegangen? Wenn Sie von dem Mord wußten, dann wußten Sie ja auch, daß
ich hier in Amoys Lokal war.«
    » Amoys Lokal?« wiederholte Polnik dümmlich.
    »Der Confidential Club. Sie dürften ihn kaum
vergessen haben, nachdem Sie erst gestern hier die Nacht Ihres Lebens gefeiert
haben.«
    »Aber
ich dachte, Sie wären bei den Randalls draußen?« sagte Polnik mit verblüffter
Stimme. »Dahin ist jedenfalls der Sheriff gefahren.«
    »Na,
schön«, sagte ich und unterdrückte unter Aufbietung aller Kräfte mein
Verlangen, laut zu schreien. »Warum, zum Kuckuck, fährt er denn dort hinaus?«
    »Wegen
des Mordes«, sagte Polnik verdutzt. »Weswegen denn sonst?«
    »Hören
Sie«, flehte ich. »Gehen wir die Ereignisse noch einmal in aller Ruhe durch,
Sergeant. Amoy ist in seinem Club ermordet worden und deswegen ist der Sheriff hinaus ins Valley gefahren —
stimmt das?«
    »Amoy?«
kreischte Polnik. »Mir ist nichts bekannt, daß Amoy ermordet worden ist. Der
Sheriff ist wegen des neuen Mordes, der sich bei den Randalls ereignet hat, ins
Valley hinausgefahren.«
    Während
Polnik noch redete, legte ich den Hörer langsam auf. Wenn ich in diesem
Augenblick nur ein Sechstel von Amoys Nadelgeld
gehabt hätte, würde ich das erste beste Flugzeug nach Rio genommen haben.
    Ich
ging hinaus und schloß die Tür von Amoys Büro hinter
mir ab. Der Oberkellner fing mich an der Tür des Lokals ab. »Was soll ich tun,
Lieutenant?« fragte er erregt. »Eigentlich müßten wir in ein paar Minuten
aufmachen.«
    »So
machen Sie doch auf«, sagte ich und ging weiter.
    Er
verfolgte mich bis an den Rand des Bürgersteigs und hüpfte wie irr auf und
nieder, während ich in den Healey stieg.
    »Aber
Lieutenant, mit einer Leiche im Büro!«
    »Ich
glaube, Sie sind es zweifellos seinem Andenken schuldig«, knurrte ich. »Sie
kannten doch Dukes Einstellung zu Geld. Jeder Dollar, den Sie heute abend
verdienen, kann dazu benutzt werden, ihm einen Grabstein zu kaufen. Lassen Sie
Tina dafür Modell stehen. Und nehmen Sie Marmor. Amoy wird sich dann da unten
niemals mehr einsam fühlen.« Ich fuhr an und ließ ihn stehen.
    Ich
hatte das Verdeck des Healey unten, so daß der starke Fahrtwind mich etwas
erfrischte und den dumpfen Schmerz in meinem Hinterkopf linderte. Sowie ich die
Stadtgrenze hinter mir hatte, drückte ich aufs Gas und nahm meinen Fuß nicht
mehr herunter.
    Als
ich mit rund hundertzehn Sachen die Straße durch das Valley entlanggebraust
kam, sah ich, daß die Tore am Eingang des Randallschen Besitzes offenstanden. Als ich nahe genug war, trat ich auf die Bremse, ging in
den zweiten Gang, riß das Lenkrad hart herum und trat dann erneut das Gaspedal
durch.
    Es
war die Art von Manöver, die niemals glückt, wenn man es ausprobieren will. Ich
schlitterte mit rund siebzig Sachen an den beiden Polizeibeamten vorbei, die
neben dem Tor standen, und bevor sie auch nur Zeit hatten, sich zu empören, war
ich schon verschwunden. Fünfhundert Meter weiter standen die Wagen in Rudeln
neben der Auffahrt. Ich ließ den Healey auslaufen und parkte neben einem
Streifenwagen. Dann ging ich auf den hellen Lichtkreis zu.
    Es
war, als ob ich einen Alptraum aufs neue erlebte. Nur daß die Lichter diesmal
greller waren und die schweigende Gruppe am Rand des Lichtkreises größer. Aber
davon abgesehen sah alles genauso aus. Dasselbe dumpfe Schweigen hing wie ein
Leichentuch über allem.

ZWÖLFTES KAPITEL
     
    E s war derselbe australische Eukalyptus, und
die Leiche hing vom selben Ast. Es war eine weibliche Leiche, sie war wie die
erste unbekleidet, und ihr Haar war von derselben blonden Farbe. Lediglich die
beiden Polizeibeamten, die die Leiter hinaufkletterten, um sie abzuschneiden,
schienen nicht dieselben zu sein. Aber das war auch der einzige Unterschied.
    Ich
entsann mich ihrer, wie ich sie das letztemal vor
ihrem Haus gesehen hatte, wie sie zitternd und mit eng an sich gepreßten Armen
in der heißen Nachmittagssonne dagestanden hatte. Wie sie mir von ihren
Alpträumen erzählt hatte und der Angst, die sie quälte.
    Die
Beamten ließen die Leiche zu Boden gleiten, und ich drängte mich mit den
übrigen nach vorne, um sie näher sehen zu können. Ich hatte einen bestimmten
Grund dazu, und die Antwort ließ nicht auf sich warten. Unterhalb ihrer
Schulter befand sich dasselbe Brandmal, das rohe, in ihr Fleisch gebrannte

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