Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
Panik in seinem Kopf zur Ruhe zu bringen. Umständlich zog er die dunkle Klinge aus seinem Gürtel. Bereits bei der Berührung des Hefts merkte er, wie sich sein Geist klärte, als würde die Klinge seine Furcht aufsaugen. Er packte die Waffe mit beiden Händen und nahm einen festeren Stand ein. Das Schwert war das Zentrum seines Willens.
All das schien jedoch ihren Gegner nicht im Mindesten zu interessieren. Geduckt lauerte er auf die Gelegenheit zum Angriff. Statt des Knurrens stieß die Bestie nun ein heißeres Bellen aus, das im Wald widerhallte wie ein Schlachtruf. Und tatsächlich blieb der Ruf nicht unbeantwortet. Aus allen Richtungen ertönte auf einmal das gleiche Kläffen, die Laute einer jagenden Hundemeute. Doch für einen Hund war das Tier vor ihnen erstaunlich groß und breit. Sein massiger Schädel wirkte irgendwie unförmig, während seine Augen kaum zu erkennen waren. Weitere Einzelheiten blieben im Zwielicht der heraufziehenden Morgendämmerung verborgen.
Als sich der Bluthund gerade zum Angriffssprung spannte, knickten seine Hinterläufe plötzlich weg. Winselnd fuhr er herum und drehte sich ein paar Mal im Kreis, als würde er seinen eigenen Schwanz jagen. Dann begann das Tier, am ganzen Körper wild zu zucken, woraufhin es schließlich zusammenbrach. Drei gezackte Objekte ragten aus dem hinteren Teil seines Körpers. Barat stockte der Atem. Es war die gleiche Art Wurfgeschoss, mit dem die Zarg Rai niedergestreckt hatten. Das konnte unmöglich sein! Alle Furcht vergessend, trat er mit seiner provisorischen Fackel in der Hand zu dem immer noch zitternden Körper des Hundes. Im Licht des Feuers konnte er erkennen, dass es sich zwar um die gleiche Art dreizackigen Wurfgeräts handelte, wie er es bei den Zarg gesehen hatte, jedoch war es ähnlich wie die Steinbeile der Wurzelbälger aus einem rötlich marmorierten Stein gefertigt, nicht aus Metall. In der Mitte befand sich ein Loch, welches ebenfalls bei der Zargwaffe gefehlt hatte. Fast beiläufig registrierte er, dass Brustkorb und Kopf des Jagdhundes, der nun sterbend auf dem Waldpfad neben ihrer Feuerstelle lag, mit einem ledernen Harnisch gewappnet waren. Das also hatte dem Tier in der Dunkelheit sein klobiges, Furcht einflößendes Äußeres verliehen. Die Frage, wer einem Hund einen solchen Panzer anlegen würde und weshalb, geriet rasch in Vergessenheit, als auf dem Pfad fünf Wurzelbälger auftauchten, die sich behände näherten. Zwei der Gruppe trugen noch die steinernen Wurfwaffen in der Hand, die anderen drei liefen ohne Umschweife zu der Leiche des Hundes, um ihre Geschosse wieder in Besitz zu nehmen. Das Bellen aus dem Wald wurde lauter.
Barat blickte den Waldweg zurück in die Richtung, aus der sie gestern Abend gekommen waren. Die zunehmende Helligkeit enthüllte ihm nun den Schrecken, der sich dort näherte. Sechs weitere Bluthunde, gepanzert wie das getötete Tier zu seinen Füßen, hatten gerade den Wald verlassen und kamen nun entlang des Pfades in vollem Lauf auf sie zu. Hinter diesen sprangen auf der anderen Seite des Weges noch drei weitere aus dem Unterholz, um sich ihren Artgenossen anzuschließen. Die Lefzen waren weit zurückgezogen. Ihre mächtigen entblößten Zähne ließen keinen Zweifel an den tödlichen Absichten der Meute. Noch bevor Barat einen Entschluss fassen konnte, formierten sich die Wurzelbälger auf dem Weg vor ihm. Vier von ihnen holten aus und schleuderten mit einer halben Umdrehung ihres Körpers die Wurfzacken auf die heranstürmenden Angreifer. Es war für Barat in der Dämmerung schwer zu erkennen, jedoch hatte er den Eindruck, dass alle vier Geschosse ihr Ziel fanden. Allerdings waren die Hunde nicht ohne Grund mit einer zweiten Haut aus Leder geschützt. Zwar gerieten die Getroffenen ins Straucheln oder fielen sogar nieder, doch keiner blieb reglos auf dem Boden liegen, wie Barat es gehofft hatte. Sie wirkten zumeist ein wenig benommen, schüttelten sich dann aber, um ihre Jagd wenige Augenblicke später wieder aufzunehmen.
Nun geschah etwas vollkommen Unerwartetes. Die vier Wurzelbälger, die ihre Waffen geworfen hatten, stieben wie ein aufgescheuchter Vogelschwarm in alle Richtungen auseinander, während ein einziger verbliebener Bewaffneter, so absurd es schien, alleine zum Angriff überging. Er machte zwei gewaltige Sätze nach vorn, um sich den angreifenden neun Bluthunden entgegenzuwerfen. Dabei führte er den Wurfzacken, der aufgrund des Mittellochs hervorragend in der Hand zu liegen
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